Sujetbild Mobbing
IMAGO/Fotostand / Gelhot
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Chronik

Mobbing an Schulen: Fallzahlen massiv gestiegen

Mobbing an Schulen hat seit der Coronavirus-Pandemie offenbar massiv zugenommen. Die Koordinationsstelle Mobbing in der Vorarlberger Bildungsdirektion hat im vergangenen Jahr um fast 70 Prozent mehr schwere Fälle behandelt.

Es sind mehr als 180 Kinder und Jugendliche, die laut der Bildungsdirektion schwer mit Mobbing in der Schule konfrontiert wurden und deren Fälle bei der Koordinationsstelle landeten. Dazu kommen mehrere Anfragen täglich von Lehrern, Eltern und auch Psychologen. Die Folgen können mitunter massiv sein, Depressionen können dazu gehören.

Die ORF Radio Vorarlberg-Sendung „Neues bei Neustätter“ beschäftigt sich am Donnerstag mit diesem Thema. Das Mobbing finde zuerst in der Klasse und dann auch digital auf Sozialen Medien statt, sagt Elfriede Böhler, die Leiterin der Koordinationsstelle Mobbing, in der Sendung. Oft wüssten die Eltern der Opfer nicht, was vor sich gehe, „da die Opfer den Eltern selten erzählen, was wirklich passiert. Da spielt Scham eine große Rolle, die Kinder möchten nicht, dass ihre Eltern glauben, dass sie schwache Kinder haben, deshalb wird das oft nicht erzählt“. Böhler appelliert an die Eltern, wachsam zu sein.

Möglichkeit von unbürokratischem Schulwechsel gefordert

Eine betroffene Mutter fordert in der Sendung schnellere und unbürokratische Hilfe – vor allem, wenn es nicht mehr möglich ist, das Kind weiterhin in die gleiche Schule zu schicken. Bei ihrer Tochter habe es damit begonnen, dass sie von den mobbenden Kindern gehänselt worden sei, ihr Dinge weggenommen worden seien. Ihre Tochter sei von anderen schlecht gemacht worden, es sei versucht worden, ihr die Freundinnen auszuspannen.

Sendungshinweis:
„Neues bei Neustädter“, ORF Radio Vorarlberg, 23.2.23, 13.00 Uhr

„Ich bin ungefähr nach einem Dreivierteljahr draufgekommen und ungefähr eineinviertel Jahr waren wir dran, das Ganze zu verbessern“, beschreibt die Mutter die Zeitspanne. Der Schulwechsel habe durch den Gemeinderat gemusst, Stellungnahmen mussten eingeholt werden. „Da wäre es gut, wenn es Soforthilfe geben würde in einem solchen Fall, wenn dieser Prozess verkürzt werden könnte. Für die Kinder, die in dieser Situation stecken, braucht es sofortige Änderung und sofortige Hilfe.“

Cybermobbing als großes Thema

Bei Jugendlichen ist auch Cybermobbing ein großes Thema, immer öfter werden Jugendliche Opfer von psychischer Gewalt im Internet. Wenn man bemerkt, dass Fotos oder Videos von einem selbst plötzlich ungewollt im Internet veröffentlicht oder in einem schikanierenden Zusammenhang auftauchen, wird damit das Recht am eigenen Bild verletzt. Dagegen kann man rechtlich vorgehen, sagt Harald Longhi, Experte für IT-Kriminalität am Landeskriminalamt Vorarlberg.

Zunächst gelte es, den Sachverhalt zu dokumentieren: „Man sollte Screenshots oder Ausdrucke anfertigen und schauen, ob man den Namen oder das Profil des Verursachers feststellen kann“, rät Longhi: „Wichtig ist auch, nicht hysterisch darauf zu reagieren, sondern das Ganze gefasst zu nehmen – aber auch zu artikulieren, dass man das nicht lustig findet und sich dagegen verwahrt, dass solche Postings vorhanden sind.“