Das Eingangsschild des Josefsheimes Hörbranz
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Politik

Josefsheim: Nur elf von 26 Empfehlungen umgesetzt

Ein neuer Bericht des Landesrechnungshofes stellt fest, dass das Sozialzentrum Josefsheim in Hörbranz noch immer nicht so läuft, wie es sollte. 2019 stellte die Kontrollinstanz etliche Mängel fest und ließ den Betreibern 26 Empfehlungen für eine Verbesserung zukommen. Eine neuerliche Überprüfung ergab, nicht einmal die Hälfte davon wurde umgesetzt.

Der Landesrechnungshof prüfte von Oktober 2018 bis Juni 2019 das Sozialzentrum Josefsheim in Hörbranz. Schwerpunkte der Prüfung waren Leistungen, Organisation, Personal, finanzielle Entwicklung sowie die Steuerung durch die Gemeinde. Dabei wurden teilweise gravierende Mängel festgestellt. Gerade bei den Finanzen hat es die damalige Geschäftsführung nicht sonderlich genau genommen. Der Rechnungshof hat der Gemeinde und dem Sozialzentrum daraufhin insgesamt 26 Empfehlungen für eine Verbesserung ausgesprochen.

Gut drei Jahre später prüfte der Landesrechnungshof die Umsetzung dieser Empfehlungen und musste feststellen, dass lediglich elf der 26 Empfehlungen bereits umgesetzt wurden. Darunter die Empfehlungen, suchtmittelhaltige Medikamente besser zu versperren oder dass das Geld des Heimes nicht mehr privat verwendet wird. Vier weitere befinden sich gerade in Arbeit, die restlichen elf wurden bislang noch nicht umgesetzt, wobei zwei davon nicht mehr relevant sind.

„Wir haben zum Beispiel gefordert, dass die Geschäftsführung nur im 4-Augen-Prinzip Geldtransaktionen tätigen kann. Das hat man zwar für Online-Überweisungen umgesetzt, aber nicht für Barbehebungen. Das heißt, die Geschäftsführung könnte immer noch Bargeld alleine abheben“, sagt Landesrechnungshof-Direktorin Brigitte Eggler-Bargehr.

Finanzielle Entwicklung hat sich weiter verschlechtert

Der Landesrechnungshof wünscht sich, dass sich Gemeinde und Heim mehr um die Finanzen kümmern. 2021 hat das Josefsheim ein Minus von fast 350.000 Euro erwirtschaftet. „Was wir an den Fakten sehen, ist, dass sich die finanzielle Entwicklung weiter verschlechtert hat. Der Abgang der Gesellschaft hat sich um ein vielfaches erhöht. Das hängt auch mit dem vielen Personalwechsel zusammen und zieht auch hinsichtlich der Auslastung einen Rattenschwanz mit sich“, erklärt Eggler-Bargehr. Die Auslastung ist von 98 auf 90 Prozent gesunken.

Mit Essen für Schülerinnen und Schüler hat das Josefsheim 2019 gutes Geld verdient. Unverständlich für den Rechnungshof ist, dass jetzt weniger gekocht wird, weil dadurch natürlich Einnahmen fehlen. „Das ist ein kleines Beispiel, das zeigt, dass man keine Entscheidungen treffen sollte, ohne die wirtschaftlichen Auswirkungen zu kennen“, meint Eggler-Bargehr. Die Preise für die Essen sind mit erstem Jänner angepasst worden, heißt es vom Sozialzentrum.

Josefsheim will offene Empfehlungen angehen

Vom Josefsheim selbst heißt es, dass man noch offene Empfehlungen ab sofort in einem monatlichen Treffen angehen will. Ein Einzelfall dürfte Hörbranz aber nicht sein, glaubt Eggler-Bargehr: „Wir gehen davon aus, dass dieser Prüfbericht auch für andere Gemeinden eine Anregung ist, diese Themen bei sich genau anzuschauen.“