Der Bregenzer Bahnhof mit der Stadtstraße aus der Luft
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Politik

Stadtstraße: Verlegung für Land nicht notwendig

In Bregenz wird überlegt, wie die Stadtstraße künftig verlaufen soll: Bürgermeister Ritsch (SPÖ) würde sie gerne unter die Erde verlegen – das ist machbar, aber teuer. Billiger und schneller umgesetzt wäre die oberirdische Führung, die das Land favorisiert. Denn Bregenz sei eben nicht Feldkirch, wo derzeit Millionen in den Stadttunnel investiert werden.

163 Millionen Euro würde die Untertunnelung der Stadtstraße vom Generali-Kreisverkehr bis zum Knoten Mehrerauerstaße/Quellenstraße kosten. Für die oberirdische Lösung werden in der eigens beauftragten Machbarkeitsstudie 27 Millionen veranschlagt. Das Land will genau abwägen im Sinne des Steuerzahlers, hieß es am Mittwoch.

Stadtstraße ist intakt

„Aus verkehrlicher Sicht ist die Landesstraße an dieser Stelle intakt", sagt Verkehrslandesrat Marco Tittler (ÖVP). Falls die Stadtstraße aus städtebaulichen Gründen verlegt werde, sei das eine Frage der Kostenaufteilung zwischen Land und Stadt: "Die Straße ist so, wie sie jetzt da ist, intakt. Das heißt, aus Sicht des Landes gibt es keinen Grund zu investieren.“

Ritsch zieht Vergleich mit Feldkirch

Zuletzt hatte Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) gefordert, dass das Land eine Entscheidung treffen und sich an der Stadtstraße finanziell beteiligen soll – schließlich würden in Feldkirch ja auch 300 Millionen für einen Stadttunnel ausgegeben: „Es hat nur immer geheißen, das geht nicht in Bregenz“, sagte Ritsch: "Und mit der Studie wissen wir jetzt: Es geht.“

Tittler: Situation in Feldkirch nicht vergleichbar

„Dieser Vergleich hinkt natürlich etwas“, sagt der Verkehrslandesrat: „Wir haben in Feldkirch vor vielen, Jahren angefangen, dieses Projekt zu planen.“ Damals sei die Kostenprognose auch noch anders gewesen, so Tittler.

„Zum zweiten hat Feldkirch eben keine Umfahrungslösung", sagt Tittler: "Bregenz hat mit der mautfreien Autobahn eine Umfahrungslösung – in Feldkirch muss der gesamte Transitverkehr, der nach Liechtenstein geht, durch das Stadtzentrum hindurch.“

Das Land wartet jetzt eine Entscheidung der Stadt Bregenz ab und stünde nachfolgenden Projektschritten offen gegenüber – sprich: würde sich eine finanzielle Beteiligung überlegen.

Machbarkeitsstudie zu Unterflurstraße

Eine vom Land und der Stadt Bregenz in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie über die künftige Führung der Stadtstraße durch Bregenz wird derzeit in Bregenz politisch diskutiert. Bürgermeister Ristsch will die Straße unter den Boden verlegen.

Die Machbarkeitsstudie wurde von Land Vorarlberg und Landeshauptstadt Bregenz finanziert und gemeinsam abgestimmt vom Land Vorarlberg in Auftrag gegeben. Die Ausgangslage und der eigentliche Untersuchungsgegenstand der Machbarkeitsstudie bildet die 2021 präsentierte Unterflurvariante der Architektengruppe „Bregenz Mitte“.

Vier Varianten wurden untersucht

Für eine gesamthafte Betrachtung und zur Darstellung möglicher Alternativen untersuchte die Machbarkeitsstudie (auf Grundlage der vorgelegten Architektenvariante aus dem städtebaulichen Projekt) vier verschiedene Straßen- bzw. Tunnelvarianten. Die Ergebnisse fasste das Land am Mittwoch in einer Aussendung so zusammen:

Variante 1

Dabei handelt es sich um eine abschnittsweise oberirdische Verlegung der Landesstraße L202 vom derzeitigen Bahnhof Bregenz bis zum Knoten L202/Quellenstraße/Mehrerauerstraße sowie um Adaptierungsmaßnahmen an der Landesstraße L190. Diese Variante wird aus technischer Sicht der Verkehrsanlagenplanung positiv und genehmigungsfähig beurteilt. Die Grobkostenschätzung ergibt in Summe für alle Maßnahmen einen Betrag von 26,8 Millionen Euro (netto).

Variante 2

Diese „lange Tunnelvariante“ entspricht im Wesentlichen der vorgeschlagenen Architektenvariante, es wurden jedoch einige Verbesserungsvorschläge eingearbeitet. Bei dieser Variante wurden entsprechende Unsicherheiten hinsichtlich Genehmigungsfähigkeit im Bereich der Tunnelplanung (Knoten im Tunnel), in Bezug auf die Grundwasserproblematik sowie die verkehrliche Leistungsfähigkeit festgestellt. Für diese Variante wurden Grobkosten in der Höhe von 163,5 Millionen Euro (netto) ermittelt.

Variante 3

Die sogenannte „kurze Tunnelvariante“ sieht einen Tunnel an der Landesstraße L202 zwischen den Knoten L190/L202 und L202/Quellenstraße/Mehrerauerstraße vor. Weiters sind auch oberirdische Adaptierungsmaßnahmen an der Landesstraße L190 vorgesehen. Für diese Variante gilt grundsätzlich das Gleiche wie für Variante 2, wobei die Problematiken insgesamt etwas geringer erscheinen. Bei dieser Variante ist mit Kosten von 72,6 Millonen Euro (netto) zu rechnen.

Variante 4

Die Variante 4 entspricht der Variante 2, es soll jedoch der gesamte Tunnel in zwei Bauetappen zeitlich versetzt hergestellt werden. Es wurde angenommen, dass zuerst der „kurze Tunnel“ gebaut wird, und zeitlich versetzt dieser zum „langen Tunnel“ erweitert wird. Daher gelten für diese Variante prinzipiell die gleichen zusammenfassenden Punkte wie für Variante 2. Unterschiede ergeben sich hauptsächlich bei den Kosten aufgrund der konstruktiven Komplikationen, die in der Grobkostenschätzung mit einem Gesamtwert von 172,8 Millionen Euro (netto) ausgewiesen werden.