Prozessakten
IMAGO/Kirchner-Media
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Chronik

„Nur höhere Aufklärungsquote wirkt“

Die Regierung will sexuellen Missbrauch von Kindern härter bestrafen. Der Vorarlberger Bewährungshilfeverein „Neustart“ bezweifelt jedoch, dass damit die Zahl der Verbrechen abnimmt. Abschreckend wirke nur eine hohe Aufklärungsquote.

In der laufenden Diskussion über sexuellen Missbrauch von Kindern und Missbrauchsdarstellungen im Internet hat die Regierung am Mittwoch Maßnahmen zum Schutz von Kindern vorgestellt. Geplant sind etwa ein Gütesiegel für Einrichtungen mit einem Kinderschutz-Konzept und mehr Geld für die Opferhilfe. Diese Vorhaben stoßen auch beim Vorarlberger Bewährungshilfe-Verein „Neustart“ auf Zustimmung.

Wenig Sinn sieht man dort allerdings in schärferen Strafen, mit denen die Regierung diesen Verbrechen vorbeugen will. Bisherige Daten zeigten, dass höhere Strafen keine präventive Wirkung hätten. Das gelte für alle Verbrechen, nicht nur für Sexualstraftaten, sagt Neustart-Leiter Johannes Pircher-Sanou.

„Neustart“
Der Verein „Neustart“ hilft Menschen, die von Kriminalität betroffen sind und begleitet Straftäter bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Andererseits möchte der Verein auch den öffentlichen Dialog zum Umgang mit Kriminalität suchen.

„Neustart“: Nur hohe Aufklärungsquote abschreckend

Abschreckend wirke nur eine hohe Aufklärungsquote. Je mehr potenzielle Täter damit rechnen müssten, geschnappt zu werden, desto eher würden sie von den Verbrechen abgehalten.

Für eine höhere Aufklärungsquote will die Regierung mit einer Reform des Kriminaldienstes sorgen. Dort soll ein Sonder-Ermittlungs-Bereich für „Online-Kindesmissbrauch“ eingerichtet werden. Ebenfalls geplant ist der Einsatz moderner Software, die Meldungen von Missbrauchsdarstellungen automatisch sortiert, kategorisiert und zusammenfasst.

Aufklärungsquote in Vorarlberg bei 90 Prozent

In Vorarlberg gibt es jedes Jahr an die 100 Anzeigen wegen Darstellungen von Kindesmissbrauch. Die Aufklärungsquote liegt bei 90 Prozent.

Lob für die Richtung, Kritik an Details

Das von der Regierung am Mittwoch präsentierte Kinderschutzpaket hat bei Expertinnen und Experten für gespaltene Reaktionen gesorgt. Einig ist man sich weitgehend dabei, dass vor allem die Präventions- und Opferhilfepläne in die richtige Richtung gehen, wenn auch nicht für alle weit genug. Skepsis gibt es an der finanziellen Ausgestaltung, von einigen Seiten gibt es Kritik an der Erhöhung des Strafmaßes für Herstellung, Verbreitung und Besitz von Missbrauchsdarstellungen – mehr dazu in news.ORF.at.

Hilfe für Betroffene

Unter meldestelle@interpol.at nimmt eine eigene Meldestelle des Bundeskriminalamts Hinweise auf Missbrauchsdarstellungen entgegen.