Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) bei der Informationsveranstaltung über die geplante Flüchtlingsunterbringung in Koblach am 20.01.2023
ORF
ORF
Politik

Emotionale Debatte um Asylunterkunft

In Koblach informierten am Freitagnachmittag Land, Polizei, Caritas und der Bürgermeister über die geplante Unterbringung von 30 Geflüchteten im Ort. Zuvor war eine Demonstration gegen das Vorhaben abgesagt worden – u.a. weil man sich nicht politisch instrumentalisieren lassen wollte. Es kam dennoch zu hitzigen Debatten mit den rund 400 Teilnehmenden.

Die Pläne sehen vor, dass in einer ehemaligen Schlosserei im Ortszentrum und in einem früheren China-Restaurant ab April Geflüchtete untergebracht werden sollen. Schon diese Ankündigung ließ in Koblach die Gemüter hochkochen. Eine Bürgerinitiative gegen das Vorhaben wurde gebildet, sammelte Unterschriften und rief zu einer Demonstration am Freitag auf. Doch dazu kam es nicht.

Initiative wollte sich nicht instrumentalisieren lassen

Die Bürgerinitiative selbst sagte die Demonstration ab: Man habe zahlreiche der ursprünglichen Bedenken in intensiven Gesprächen mit Landeshauptmann Markus Wallner und Integrationslandesrat Christian Gantner (beide ÖVP) ausräumen können, so ein Sprecher der Initiative. Zudem habe man sich nicht politisch instrumentalisieren lassen wollen – nämlich von der Freiheitlichen Bürgerpartei (FBP) um Georg Palm, die offenbar vorhatte, mit der Bürgerinitiative auf die Straße zu gehen.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Informationsveranstaltung über die geplante Flüchtlingsunterbringung in Koblach am 20.01.2023
Stefan Krobath
Rund 400 Personen nahmen an der Informationsveranstaltung in Koblach teil
Informationsveranstaltung über die geplante Flüchtlingsunterbringung in Koblach am 20.01.2023
Stefan Krobath
In der ehemaligen Schlosserei kam es zu einer emotional aufgeheizten Debatte
Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) bei der Informationsveranstaltung über die geplante Flüchtlingsunterbringung in Koblach am 20.01.2023
Stefan Krobath
Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) diskutierte mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung
Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) bei der Informationsveranstaltung über die geplante Flüchtlingsunterbringung in Koblach am 20.01.2023
Stefan Krobath
Von der Intensität der Diskussionen war Bürgermeister Gerd Hölzl nach eigenen Angaben überrascht
Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) bei der Informationsveranstaltung über die geplante Flüchtlingsunterbringung in Koblach am 20.01.2023
ORF

Mehr Familien und weniger Einzelpersonen

Während ursprünglich von 45 Personen die Rede war – hauptsächlich Familien und männliche Geflüchtete aus Syrien und Afghanistan – sind es inzwischen nur noch 30 Menschen, die in Koblach eine Unterkunft finden sollen. Inzwischen aber gebe es eine schriftliche Zusage vom Land, dass im früheren Chinesischen Restaurant nur Familien unterkommen und in der ehemaligen Schlosserei nur eine Familie und sechs bis acht Einzelpersonen.

Demo gegen Asylwerber abgesagt

Zwei Unterkünfte für Asylwerbende in Koblach haben zu heftigen Debatten geführt. Ein für Freitag geplante Demo wurde abgesagt.

Caritas-Rufbereitschaft wird begrüßt

Das findet die Bürgerinitiative in Ordnung, hieß es bereits vor der Informationsveranstaltung am Freitag. Man betonte zudem, dass man sich nie gegen Geflüchtete an sich – beispielsweise aus der Ukraine – ausgesprochen habe. Begrüßt wurde unter anderem auch, dass es ein Caritas-Büro mit einer Rufbereitschaft rund um die Uhr geben wird. Man sehe es als Erfolg, dass nun weniger Geflüchtete kommen, als ursprünglich geplant.

Erschrocken über Aggressivität

Einige Koblacherinnen und Koblacher waren allerdings auch nach der Infoveranstaltung nicht einverstanden mit der Unterbringung von Geflüchteten, insbesondere von jungen, alleinstehenden Männern. Andere Bürgerinnen und Bürger waren allerdings auch über den aggressiven Ton erschrocken, mit dem dieses Thema in der Gemeinde diskutiert wird.

„Ich habe enormes Bauchweh, weil der Hass sehr stark zu spüren war“, sagt zum Beispiel Florian Kresser nach der Veranstaltung: „Man kann es eigentlich gar nicht anders bezeichnen. Der Hass gegen das Fremde; der Hass gegen etwas, das man nicht kennt – und das macht mich schon besorgt.“

Bürgermeister und Caritas beruhigen

„Es muss niemand Angst davor haben, dass Flüchtlinge in Koblach einziehen werden“, sagte der Koblacher Bürgermeister Gerd Hölzl nach der Veranstaltung: „Die Frage, ob das ein Kompromiss mit der Bürgerinitiative ist, stellt sich, glaube ich, nicht. Wichtig ist das, was jetzt am Tisch ist.“ Er danke der Bürgerinitiative dennoch: „Denn Bürgerengagement ist immer gut. Wenn jemand das Gefühl hat, zu wenige oder falsche Informationen zu haben, dann muss er das sagen. Und das ist passiert.“

Die Caritas kündigte an, in der Unterkunft ein Büro einzurichten mit einer Rund-um-die-Uhr-Rufbereitschaft. „Die Erfahrung zeigt schon, dass sich die ganze Aufregung in ein paar Wochen etwas abflacht“, sagt Rebekka Giesinger von der Caritas: „Weil die Leute dann auch erkennen, dass es ganz anders abläuft und, dass wir als Ansprechpartner ja auch vor Ort sein können.“

FPÖ-Gemeinderat inzwischen einverstanden

Obwohl sich die FPÖ eine Woche zuvor noch gegen zusätzliche Asylquartiere in Koblach ausgesprochen hatte, findet auch der blaue Gemeindevertreter Klaus Fend die nun angestrebte Lösung in Ordnung. Die FPÖ habe nichts gegen Flüchtlinge aus der Ukraine, betonte auch Fend gegenüber dem ORF Vorarlberg.