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Chronik

Neuer Standort für Abtreibungspraxis in Bregenz

Weil der einzige Arzt in Vorarlberg, der derzeit Abtreibungen durchführt, Benedikt Hostenkamp, Ende des Jahres in Pension gehen möchte, hat das Land nach einer Nachfolgelösung gesucht und diese nun auch gefunden. Im Personalwohnheim neben dem Krankenhaus Bregenz soll eine Praxis eingerichtet werden, berichten die „VN“.

Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) wollte bis Jahresende eine Lösung für die Nachfolge von Hostenkamp finden. Bis zu 300 Abtreibungen führt Hostenkamp jedes Jahr in Vorarlberg durch. Laut Rüscher haben sich 15 Medizinerinnen und Mediziner gemeldet und sich bereiterklärt, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen. Sie wollen aber anonym bleiben. Die neue Abtreibungspraxis soll im Personalheim neben dem Landeskrankenhaus Bregenz bis Mitte 2023 eingerichtet werden. Betrieben werden soll sie vom Arbeitskreis für Vorsorge- und Sozialmedizin (aks).

Dieser möchte indes nicht als „Betreiber“ der geplanten Ordination für Schwangerschaftsabbrüche bezeichnet werden. Das teilte der aks am 1. Februar schriftlich mit: „Der aks erarbeitet aktuell ein Konzept für die Umsetzung. Eine entsprechende Ordination können allerdings nur Mediziner oder Medizinerinnen betreiben. Das ist rechtlich auch gar nicht anders möglich“, klärt Georg Posch, Geschäftsführer der aks gesundheit GmbH, auf.

Hostenkamp sieht neue Lösung skeptisch

Abtreibungsarzt Hostenkamp bezweifelt, dass dieses Konzept funktioniert. „Die Operation dauert sieben Minuten, Narkose geht zehn Minuten, im OP ist sie eine halbe Stunde. Das ist nicht das Problem. Die Beratung ist das. Die Voruntersuchung, die Abwägung zwischen Lebensrecht des Ungeborenen und Selbstbestimmungsrecht der Frau. Das ist das, was wirklich geleistet werden muss. Und das sollen die 15 dann in ihren Ordinationen machen? Ich weiß ja gar nicht, ob das Krankenhausärzte sind oder andere Ärzte. Und die Anästhesie in Bregenz ist gar nicht gefragt worden“, kritisierte Hostenkamp die neue Lösung von Gesundheitslandesrätin Rüscher.

Hostenkamp: „Sollte leistbar sein“

Hostenkamp macht sich zudem Sorgen, dass die Kosten durch das neue Konstrukt in die Höhe getrieben werden. „Man muss doch die Kosten minimieren, damit es erschwinglich wird. Wir haben ja über 50 Prozent Migrantinnen, und da muss man wirklich achten darauf, dass es leistbar bleibt“, so Hostenkamp gegenüber dem ORF Vorarlberg. Hostenkamp ist auch enttäuscht, dass sich noch immer nichts getan hat, um ungewollt schwangeren Frauen finanziell zu helfen. Er kritisiert, dass es nach wie vor keine Hilfskredite für sie gibt, um einen Abbruch bezahlen zu können.