Ein Pfleger hilft einer betagten Frau beim Aufstehen
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AK: Pflege steuert auf absoluten Notstand zu

Angesichts des akuten Personalmangels in der Pflege schlug die Arbeiterkammer (AK) am Donnerstag Alarm. Die Pflege steuere auf einen absoluten Notstand zu. Ein Pflegearbeitsplatz müsse daher familienfreundlich, nicht überfordernd und gut bezahlt sein. Die Krankenpflegeausbildung geht nach Ansicht der AK in die völlig falsche Richtung.

Die Zahlen sind ernüchternd: In Vorarlberg fehlen in der Langzeitpflege 200 Betten, in den Spitälern 100. Allein am Landeskrankenhaus Rankweil stehen 50 Betten leer. Der Grund: akuter Personal-Mangel. Patienten müssen daher vorzeitig entlassen werden und Zwangsmaßnahmen werden wieder häufiger, kritisierte der Patientenanwalt am Dienstag im ORF Vorarlberg.

Pflegenotstand: AK schlägt Alarm

Die Arbeiterkammer schlägt in Sachen Pflegnotstand Alarm. Die Diplomausbildung an den Krankenpflegeschulen muss gewährleistet sein und ein zweistelliger Gehaltsabschluss.

Vorgabe für Lohnverhandlungen

Am Donnerstag hat nun die Arbeiterkammer Alarm geschlagen: Die Pflege steuere auf einen absoluten Notstand zu. Ein Pflegarbeitsplatz müsse familienfreundlich, nicht überfordernd und gut bezahlt sein. Das heißt, die 10,2 Prozent mehr Lohn, die in Wien am Mittwoch beschlossen wurden, seien eine Vorgabe für die Verhandlungen, die im Land erst beginnen, sagt AK-Direktor Reiner Keckeis: „Man hat um jeden Pfennig herumgestritten, obwohl die Gewerkschaft jahrelang gesagt hat, wir gehen in einen Pflegenotstand, wir haben Probleme, die Leute zu rekrutieren und es eigentlich zwischen den Pflegedienstleitern und der Gewerkschaft eine übereinstimmende Fachmeinung gegeben hat: Wir müssen etwas tun.“

Mindestens zweistelliger Abschluss gefordert

Das Land habe aber immer gebremst, so Keckeis: „Und dann stellt sich die Landesrätin jetzt hin und sagt, wir müssen den Leuten mehr zahlen. Das ist jetzt der Knackpunkt: Wenn es dieses Jahr einen Abschluss gibt, der nicht zweistellig ist, dann sehen wir schwarz,
dass man im Pflegebereich das notwendige Personal überhaupt halten kann.“

Ausbildung gehe in die falsche Richtung

Die Krankenpflegeausbildung geht nach Ansicht der AK in die völlig falsche Richtung: Gehobene Pflegefachkräfte werden nach der letzten Reform nur noch an der Fachhochschule ausgebildet, kritisiert AK-Präsident Bernhard Heinzle: „In der Fachhochschule gibt es 100 Plätze, 60 davon sind besetzt. Es gibt eine Drop-out-Quote von 25 Prozent. Das geht sich nie im Leben aus.“

An den Krankenpflegeschulen werden Pflege- und Pflege-Fachassistenzen ausgebildet. Das sind 100 jährlich. Für die psychiatrische Pflege braucht es eine Zusatzausbildung, auch hier fehlen Interessentinnen und Interessenten. Die AK fordert daher grundlegende Änderungen.

AK-Forderungen für ein funktionierendes Pflegesystem

  • Bessere Rahmenbedingungen für die bereits in der Pflege arbeitenden Personen (Dienstplansicherheit, keine geteilten Dienste, Einhaltung des höheren Pflegeschlüssels, Skill-Grade-Mix der den gesetzlichen Vorschriften entspricht und Pflegekräfte nicht überfordert, familienfreundliche Arbeitsbedingungen, Kinderbetreuungsangebote usw.)
  • Mehr Ausbildungsplätze speziell für die gehobenen Dienste (Diplom-Ausbildung an den Krankenpflegeschulen mindestens noch zehn Jahre weiterführen)
  • Umsetzung des AK-Modells zur Anstellung pflegender Angehöriger

Landesrätin verspricht Verbesserungen

Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) erklärte am Donnerstag per Aussendung zum Personalproblem im Landeskrankenhaus Rankweil, dass mit der Modernisierung des Gebäudes attraktive Arbeitsplätze entstünden. Ambulanzen seien bereits ausgebaut worden, es gebe ständige De-Eskalationsschulungen und an der Weiterbildung von Psychiatrie-Pflegeassistenten und Pflegefachassistentinnen werde gearbeitet.