Lech am Arlberg
ORF Vorarlberg
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Deripaska und Lech: ARD-Journalisten wehren sich

Das deutsche ARD-Nachrichtenmagazin „Kontraste“ wehrt sich im Zusammenhang mit dem russischen Oligarchen Oleg Deripaska gegen die Vorwürfe des Lecher Bürgermeisters Gerhard Lucian, der in einem „Vorarlberg heute“-Interview dem Magazin „schlechten Journalismus“ vorwarf.

Der Auftritt des Lecher Tourismusdirektors Hermann Fercher im deutschen Fernsehen ließ die Wogen in Lech vor ein paar Tagen hochgehen. Die Investigativ-Journalisten von ARD und der Zeit haben enthüllt, dass der russische Oligarch Oleg Deripaska von ersten Entwürfen der EU-Sanktionslisten gestrichen worden sein soll, und das obwohl er laut deren Recherchen am Krieg mitverdient. In Lech hat Deripaska das Nobelhotel Aurelio gebaut, das mittlerweile seinem Cousin gehört. Fercher sagte in dem Interview: „[…] in dem Zusammenhang muss man dem Herrn Deripaska gratulieren, dass er diese Investition gemacht hat […]“.

„Schlechter Journalismus“

Der Bürgermeister von Lech, Gerhard Lucian, verteidigte die Aussage von Fercher und sagte in einem „Vorarlberg heute“-Beitrag am 14. März 2022: "Das Original-Interview habe ich nicht gesehen oder gehört. Ich kann nur auf unseren Direktor vertrauen und so hat er es sicher nicht gesagt. Aber wie gesagt, man kann alles so raus- und zusammenschneiden, wie man es braucht und das ist natürlich schlechter Journalismus.“

Aussage von Bürgermeister Gerhard Lucian

Das ARD-Magazin hat nun in den sozialen Medien die gesamte Aussage des Lecher Tourismuschef Hermann Fercher veröffentlicht und will sich somit gegen die Vorwürfe des Lecher Bürgermeisters Gerhard Lucian wehren. „Der Bürgermeister von Lech wirft uns im ORF Vorarlberg ‚schlechten Journalismus‘ vor. Haben wir eine Aussage des Tourismuschefs, der dem Oligarchen #Deripaska zu dessen Hotelinvestition in Lech gratuliert, wirklich aus dem Zusammenhang gerissen? Hier ist die ungeschnittene Antwort“, schreibt das Magazin auf „Facebook“.

Der Tourismusdirektor selbst wollte sich gegenüber „Vorarlberg heute“ nicht äußern, nur so viel: Er stehe dazu, dass das Hotel Aurelio für Lech eine Bereicherung sei.

Hotel an Cousin verkauft

Deripaska war lange Zeit ein gern gesehener Gast in Lech am Arlberg. Bis vor Kurzem besaß er auch das Luxushotel Aurelio im Nobelskiort. Laut einem Bericht der „Vorarlberger Nachrichten“ verkaufte er es aber vor einigen Wochen. Es soll nun zur „Gost“-Hotelgruppe gehören, die Deripaskas Cousin Pavel Ezubov gehört – mehr dazu in Zeitung: Deripaska verkaufte Hotel Aurelio an Cousin (vorarlberg.ORF.at).

Deripaska soll auf die EU-Sanktionenliste

Der auch in Österreich umstrittene russische Oligarch Oleg Deripaska dürfte demnächst von der EU sanktioniert werden. In mehreren EU-Ländern gebe es Bestrebungen, Deripaska auf die EU-Liste aufzunehmen, hieß es am Mittwoch in EU-Ratskreisen. Deripaska kontrolliert den Fahrzeughersteller GAZ, der auch Panzer für die in der Ukraine wütende russische Armee herstellt.

Eine Sanktionierung des als Intimus von Kreml-Chef Wladimir Putin geltenden Oligarchen könnte aber für zwei österreichische Unternehmer heikel sein. Schließlich hält Deripaska eine Sperrminorität beim börsenotierten Baukonzern Strabag und ist auch potenter Geldgeber des Automanagers Siegfried Wolf.

Angesichts des Ukraine-Kriegs gingen zuletzt Strabag und Ex-Konzernchef Haselsteiner auf Distanz zum russischen Kernaktionär Rasperia Trading rund um Deripaska. Großaktionär Haselsteiner kündigte den Syndikatsvertrag mit den anderen beiden Großaktionären Rasperia und UNIQA/Raiffeisen – zu dritt halten sie fast 86 Prozent an der Strabag.

Obwohl Deripaska wiederholt Kreml-Nähe nachgesagt wurde, brachte er zuletzt seinen Unmut mit dem Krieg gegen die Ukraine zum Ausdruck. Die russische Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Forbes schätzte 2021 sein Vermögen von 3,4 Milliarden Euro. Deripaska ist auch Großinvestor im Rohstoff- und Energiebereich.