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Coronavirus

Experten fordern geänderte Teststrategie

Wenn in zwei Wochen weitere Lockerungen der Coronavirus-Maßnahmen in Kraft treten, soll auch die Teststrategie an die veränderte Lage angepasst werden. Gesundheits-Experten wollen das Testen von vollständig geimpften und symptomfreien Personen überdenken. Auch ein Ende der Gratistests steht im Raum.

Die Bundesregierung hat die gesamtstaatliche Covid-Krisen-Koordination (GECKO) bereits beauftragt, eine neue Strategie auszuarbeiten. Der Vorarlberger Gesundheitsexperte und Covid-Berater der Landesregierung, Armin Fidler, fordert schon seit Monaten eine Anpassung: „Wir testen zehnmal mehr als Deutschland, fünfmal mehr als jeder andere in Europa an und was kriegen wir dafür? Haben wir weniger Fallzahlen, weniger Krankenhausaufenthalte, weniger Todesfälle? Wir sind im guten Mittelfeld – und dann fragt man sich schon, was bringt das?"

Da testen, wo es sinnvoll ist

Grundsätzlich ist Fidler schon für Tests: „Aber ich glaube viel punktueller dort, wo tatsächliches Risiko besteht und nicht ganz einfach im Gießkannenprinzip gratis für jeden, so oft er will. Das, finde ich, ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr richtig.“ Auch Gesundheits-Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP) hält eine Änderung der Teststrategie für sinnvoll: „Aus unserer Sicht ist diese Rücknahme der Tests, dass wir zum Beispiel nur mehr Personen mit Symptomen testen oder nur Personen, die wirklich in vulnerablen Bereichen arbeiten, wie in Krankenhäusern oder Spitälern, durchaus nachvollziehbar.“

Anpassung der Teststrategie

Am Samstag gibt es die angekündigten weiteren Lockerungen der CoV-Maßnahmen. Es wird von 2-G auf 3-G umgestellt und zwei Wochen später komplett geöffnet. Dann soll auch die Teststrategie angepasst werden.

Schultests: „Viel Bauchgefühl, wenig Evidenz“

Natürlich stellt sich auch die Frage, wie es dann mit den Testungen in den Schulen weitergehen soll, sagt Armin Fidler: „Das ist sehr, sehr schwer einzuordnen im Moment. Ich sehe das ja auch im internationalen Ausland – niemand hat da den Stein der Weisen erfasst. Da wird sehr viel diskutiert: Soll man in den Schulen überhaupt weiter testen? Wenn ja, wie oft? Was ist der Mix zwischen Antigentest und PCR-Test? Da ist sehr viel Bauchgefühl und wenig Evidenz.“

Bis zum 31. März bleiben die Tests jedenfalls noch gratis. Danach dürfte die neue Strategie Änderungen bringen.

Gratistests kosten Milliarden

Die Gratistests sind eine kostspielige Sache. Das Finanzministerium beziffert die bisherigen Ausgaben mit 2,6 Milliarden Euro. „Grundsätzlich werden die Kosten für das Testen dem Land Vorarlberg über das Epidemie-Gesetz vom Bund ersetzt“, erklärt Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP): „Hier gibt es Kostensätze – beispielsweise für einen Antigentest bis zu einer Größenordnung von acht Euro und beim PCR Test geht das bis zu einer Größenordnung von 50 Euro pro Test. Grundsätzlich werden nur ausgewertete Tests abgerechnet und wir können fehlerhafte Tests in Abzug bringen.“

Ende der Gratistests wird diskutiert

Bald schon könnte aber ein Teil der Kosten auf die Bevölkerung fallen, denn ein Ende der Gratistests wird intensiv diskutiert. Auch Gesundheitsexperte Fidler ist für eine Anpassung: „Trennen wir das private Interesse vom öffentlichen Interesse – da würde ich die Grenze ziehen. Wenn ich aus rein privatem Interesse einen Test machen will oder muss, dann soll ich es auch aus eigener Tasche bezahlen.“

Gesundheitslandesrätin Rüscher sieht das ähnlich: „Wenn Tests verpflichtend vorgegeben sind, zum Beispiel für Mitarbeitende in den Spitälern oder Alten- und Pflegeheimen oder auch in den Ordinationen, dann sollten diese Tests auch weiterhin kostenfrei sein. Wenn es aber darum geht, selbst einen Einblick zu erhalten über den eigenen Status, ohne Symptome, ist aus meiner Sicht eine Kostenpflicht durchaus vorstellbar.“