Soziallandesrätin Wiesflecker
ORF Vorarlberg
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Politik

200 Personen warten auf ein Pflegebett

In Vorarlberg warten derzeit 200 Personen auf ein Pflegebett. Das sagte Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) im ORF Radio Vorarlberg-Interview. Dem gegenüber stehen laut Wiesflecker 100 Betten aufgrund von Personalmangel leer.

ORF Vorarlberg: Das Pflegesystem in Vorarlberg kommt an seine Grenzen. Es fehlt Personal. Jüngstes Beispiel ist das Haus der Generationen in Götzis. Dort sind ab heute 15 Pflegebetten gesperrt. Vier Bewohnerinnen müssen nach Koblach verlegt werden. Ein notwendiger Schritt, um die Pflegekräfte zu entlasten und damit das System aufrecht zu erhalten, sagt Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker im Gespräch mit Andreas Feiertag.

Wieflecker: Gesamthaft haben wir ungefähr 100 Betten in Vorarlberg, die leer stehen im Moment. Das sind in etwa vier Prozent des Gesamtkapazität. Wir haben gesamthaft 2.400 Betten und es ist natürlich schon bedauerlich, dass sie leer stehen, aber ich halte es auch für einen verantwortungsvollen Schritt gegenüber dem bestehenden Personal.

ORF Vorarlberg: Und wie viele Menschen warten aktuell auf einen Pflege Platz und bekommen ihn nicht, weil die Betten leer stehen?

Wiesflecker: Aktuell warten in etwa 200 Personen auf ein Pflegebett und das ist natürlich eine schwierige Situation, unbestritten. Aber es ist natürlich auch nicht im Sinne der Personen, die auf einen Pflegeheim-Platz warten, wenn dann dort zu wenig Personal ist.

ORF Vorarlberg: Die Omikronwelle rauscht gerade über uns hinweg und es wird davon ausgegangen, dass natürlich auch im Pflegebereich bis zu zehn oder 20 Prozent des Personals sich infiziert, erkrankt und dann nicht mehr in den Heimen tätig sein kann. Zumindest eine gewisse Zeit lang. Rechnen Sie damit, dass weitere Betten geschlossen werden müssen?

Wiesflecker: Im Moment sind wir noch recht gut dran in den Pflegeheimen. Es sind 15 Mitarbeiterinnen infiziert, aber ich rechne damit, dass schon Ausfälle in höherem Ausmaß erfolgen werden. Wir haben Krisenpläne in allen Häusern. Wenn Personal ausfällt, wird über den ambulanten Dienst geholfen. Das sind vor allem mobile Hilfsdienste, zum Teil auch aus der Krankenpflege. In ganz schwierigsten Situationen gehe ich davon aus, dass auch Angehörige unterstützend mithelfen müssen in den Pflegeheimen.

Landesrätin Wiesflecker zum Pflegenotstand

Studiogespräch mit Landesrätin Katharina Wiesflecker (Die Grünen) über die aktuelle Situation im Pflegebereich.

ORF Vorarlberg: Können Sie garantieren, dass das Vorarlberger Pflegesystem diese Omikronwelle gut überstehen wird?

Wiesflecker: Also mit Garantien ist es nicht ganz einfach. Ich werde alles daran setzen, dass es gut gelingen wird, diese fünfte Welle zu überstehen. Wir haben die letzten vier Wellen geschafft. Und wenn wir alle einen sehr sorgsamen und verantwortungsbewussten Umgang mit Omikron wählen, dann wird das gelingen.

ORF Vorarlberg: Aber dass Menschen sehr lange auf einen Heimplatz warten müssen, daran wird sich so schnell nichts ändern.
Wiesflecker: Das ist richtig. Ich hoffe, dass wir im kommenden Jahr zu einer Entspannung kommen werden. Natürlich heißt diese Situation in der stationären Pflege, dass viele auf den ambulanten Bereich und auf ihre Familien zurückgreifen müssen. Das heißt, wenn Familien hier sehr gefordert sind, ersuche ich sie wirklich, mit dem Case Management gut abzuklären, welche alternativen Möglichkeiten es gibt, bis dieser Heimplatz zur Verfügung steht und zum Beispiel auch auf die Mehrstunden-Begleitung von mobilen Hilfsdiensten zurückgreifen.