S18 Trassenentscheidung Asfinag
ORF Vorarlberg
ORF Vorarlberg
Verkehr

Nationalratsbeschluss zur S18 scheidet die Geister

Vorarlbergs umstrittenstes Verkehrsprojekt gerät wieder einmal ins Wanken. Der Nationalrat hat mit Stimmen der Koalition einen Grünen Antrag unterstützt, der eine Prüfung zur S18-Schnellstraße fordert. Vorarlbergs Grüne sind erfreut, die heimische ÖVP hingegen nicht. Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer zeigt sich misstrauisch.

Als Alternative zur derzeit geplanten CP-Variante der S18 soll eine Tunnelverbindung zwischen der Schweizer N13 und der Vorarlberger A14 Rheintalautobahn bei Hohenems-Diepoldsau erörtert werden.

Grünen-Verkehrssprecher Hermann Weratschnig begründet das Ansinnen damit, dass das 3,5 Kilometer-Teilstück, das zuletzt in einer Machbarkeitsstudie des Kanton St. Gallen geprüft wurde, deutlich kürzer wäre als das Projekt der Bodensee-Schnellstraße und auch schneller umsetzbar wäre.

Vorgesehen sei aktuell eine 8,5 Kilometer lange Verbindungsstraße, deren Bau rund 1,5 Milliarden Euro kosten soll und schätzungsweise 20 Jahre in Anspruch nehmen könnte. Die Tunnelverbindung könnte dagegen laut Studie in sechs Jahren umgesetzt werden.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Der Plan der Studie zeigt die verschiedenen Verbindungsvarianten
ORF
Der Plan der Studie zeigt die verschiedenen Verbindungsvarianten
Sascha Bundi vom Tiefbauamt des Kantons St. Gallen
ORF
Sascha Bundi vom Tiefbauamt des Kantons St. Gallen
Eine Tunnelvariante würde von der schweizer Autobahn A13 bei Diepoldsau unter die Erde führen und bis zu 50 Meter tief unter dem Rhein verlaufen
ORF
Eine Tunnelvariante würde von der schweizer Autobahn A13 bei Diepoldsau unter die Erde führen…
Der Tunnel würde bis zu 50 Meter tief unter dem Rhein verlaufen
ORF
…und von dort aus bis zu 50 Meter tief unter dem Rhein verlaufen…
Im Bereich Rheinauen könnte der Tunnel dann wieder ans Tageslicht kommen und bei der Raststation Hohenems an die Autobahn angebunden werden
ORF
…bis sie im Bereich Rheinauen dann wieder ans Tageslicht käme…
Bei der Raststation Hohenems würde die Kurzverbindung in die A14 münden
ORF
…und bei der Raststation Hohenems an die Autobahn A14 angebunden werden könnte
Die geplante Streckenführung der S18 würde durch den Tunnel nicht überflüssig
ORF
Die geplante Streckenführung der S18 würde durch den Tunnel nicht überflüssig, so die Studie

Auch Bundes-ÖVP unterstützte den Antrag

Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) hatte zuletzt „null Verständnis“ dafür gezeigt, dass das S18-Projekt, über dessen Streckenführung und Umsetzung seit Jahrzehnten gestritten wird, noch einmal evaluiert werden soll. Eine Bundesrätin seiner Partei hatte vergangene Woche in der Länderkammer einem Oppositionsantrag zu den Straßenprojekten mit einem Ausscheren aus der Koalitionslinie sogar zu einer Mehrheit verholfen.

Dennoch wurde der von den Grünen initiierte Entschließungsantrag auch von der ÖVP eingebracht und von ihren Abgeordneten unterstützt. Sogar die beiden Vorarlberger VP-Mandatare stimmten zu, auch wenn sie sich als letzte und sichtlich schweren Herzens erhoben.

Nationalrat will Alternative zur S18

Vorarlbergs umstrittenstes Verkehrsprojekt gerät wieder einmal ins Wanken. Der Nationalrat hat mit Stimmen der Koalition einen Grünen Antrag unterstützt, der von Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) eine Prüfung zur S18-Schnellstraße fordert.

Vorarlbergs Grüne erfreut

Vorarlbergs Grünen-Chef Daniel Zadra hingegen zeigte sich in einer ersten Reaktion erfreut. Ziel müsse eine möglichst rasche Verbesserung der Situation für die vom Verkehr besonders betroffenen Menschen im Rheintal sein. „Wir Grüne betonten stets, dass eine schneller realisierbare und umweltschonendere Verbindung der österreichischen und Schweizer Autobahnen anzustreben ist. Die substanziellen Schweizer Vorarbeiten für eine Untertunnelung an der schmalsten Stelle ist ernsthaft zu prüfen“, stellte Zadra fest. Es gelte sofort alle Hebel in Bewegung zu setzen, um eine möglichst rasche Umsetzung voranzutreiben.

Völliges Unverständnis bei der Vorarlberger ÖVP

Bei der ÖVP Vorarlberg zeigt man großes Unverständnis: Der vom Nationalrat beschlossene Entschließungsantrag zur Prüfung einer Tunnelvariante zwischen der Schweizer N13 und der Vorarlberger A14 Rheintalautobahn – als scheinbare Alternative zur S18 – stößt bei Landesrat Marco Tittler (ÖVP) auf völliges Unverständnis: „Dieses Tunnelprojekt wäre eine rein regionale Verkehrslösung und kann zu keinem Zeitpunkt als Ersatz für das S18-Projekt herangezogen werden“, betont der Landesrat.

Kurt Fischer äußert sich misstrauisch

Der Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer kommentiert das ein Stück weit misstrauisch, er will sich einem solchen Tunnel aber nicht von vorneherein verschließen. Fischer klagt vielmehr darüber, dass er eine derart wichtige Weichenstellung aus den Medien erfahren musste. Er hätte sich gewünscht, als Lustenauer Bürgermeister besser eingebunden zu sein.

Einerseits fürchtet Fischer ein bloßes Ablenkungsmanöver, andererseits will er sich Überlegungen nicht verschließen, die die Verbindung der Autobahnen in Österreich und der Schweiz über eine Tunnelvariante bei Hohenems-Diepoldsau herstellen soll.

Betroffene Bürgermeister verärgert

Hohenems Bürgermeister Dieter Egger wendet sich mit scharfer Kritik gegen den Beschluss des Nationalrats zur S18. Egger sieht hier Bestrebungen, eine Verkehrslösung für das Untere Rheintal parteipolitisch „abzuschießen“, wie er wörtlich meint. Einen Straßenbau im Raum Hohenems/Altach/Diepoldsau sieht er nach wie vor sehr kritisch, zumal auf der Vorarlberger Seite ein wichtiges Naturschutz- und Naherholungsgebiet betroffen sei.

„Als Ablenkungsmanöver und durchsichtiges Spiel auf Kosten der Bevölkerung“ bezeichnet Altachs Bürgermeister Markus Giesinger die aktuellen Vorgänge in der Diskussion um die Straßenverbindungen zwischen der Schweizer und der österreichischen Autobahn.