Notschlafstelle für Jugendliche Caritas
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Erste Notschlafstelle für Jugendliche eröffnet

Damit Jugendliche in Vorarlberg nicht mehr auf der Straße landen müssen, hat das Land nun eine Notschlafstelle speziell für junge Menschen eingerichtet. Sie bietet Platz für sechs Jugendliche und geht am 16. Juni in Betrieb.

In Vorarlberg hauen schätzungsweise 15 Jugendliche pro Jahr von zuhause ab, weil sie es dort nicht mehr aushalten. Je länger sie von zuhause weg sind, desto eher driften sie in die Obdachlosigkeit ab, Mädchen oft auch in die Prostitution. Nun hat das Land im Cinema 2000 in Dornbirn eine Notschlafstelle eingerichtet, die sechs Jugendlichen Platz bietet. Geleitet wird die Notschlafstelle von Tatjana Tschabrun, die bereits in Wien eine Notschlafstelle geleitet hat.

Notschlafstelle für Jugendliche in Dornbirn
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Jugendnotschlafstelle in Dornbirn

Die Angebote der Jugendnotschlafstelle sind für alle Jugendlichen kostenlos, unbürokratisch und auf Wunsch anonym zugänglich. Die jungen Menschen erhalten einen kostenlosen Schlafplatz für die Nacht, die Möglichkeit zum Essen und Duschen sowie für die Zeit des nächtlichen Aufenthalts eine geschützte Atmosphäre. Zudem gibt es auch Gesprächsmöglichkeiten, um Veränderungsmotivation bei den Jugendlichen zu schaffen. Der Aufenthalt ist von 18.00 Uhr abends bis 09.00 Uhr am Folgetag möglich, ein Verbleib in der Notschlafstelle während des Tages ist nicht möglich.

Jugend-Notschlafstelle in Dornbirn öffnet

Lange ist darüber debattiert worden, ob Vorarlberg eine eigene Notschlafstelle für Jugendliche braucht. Es wird geschätzt, dass jedes Jahr mehr als ein Dutzend junge Menschen zumindest zeitweise auf der Straße leben. Trotz Coronakrise greifen Land und Gemeinden ordentlich in die Tasche und finanzieren diese Einrichtung: Sie ist in Dornbirn und bietet sechs Mädchen und Burschen Platz.

„So gemütlich aber auch unbequem als nötig“

Pro Kalendermonat können die Jugendlichen maximal sieben Nächte in der Jugendnotschlafstelle übernachten. Die ersten drei Nächte können sie auch anonym bleiben. Jugendliche, die rein aus Rebellion von zuhause abhauen und bei denen es keine Gefährdungssituation gibt, lassen sich recht schnell wieder dazu bewegen, nach Hause zu gehen, erklärt Tschabrun. Denn die Jugendnotschlafstelle sei so gemütlich, aber auch so unbequem als nötig, dass die Jugendlichen wieder nach Hause zurückkehren, so Tschabrun.

koje-Geschäftsführer Thomas Dietrich zur Notschlafstelle

Thomas Dietrich leitet das Koordinationsbüro für offene Jugendarbeit und Entwicklung. Er erklärt den Bedarf in Vorarlberg für eine eigene Notschlafstelle für Jugendliche.

„Die Notschlafstelle für Jugendliche ist eine langjährige Forderung von unterschiedlichsten Seiten“, sagte koje- Geschäftsführer Thomas Dietrich. Das Projekt ist für die Dauer von zwei Jahren angesetzt und wird gemeinsam mit der KOJE, der Offenen Jugendarbeit als Träger, dem Fachbereich Kinder- und Jugendhilfe und der Kinder- und Jugendanwaltschaft begleitet und laufend evaluiert. Die jährlichen Kosten in Höhe von 500.000 Euro werden im Verhältnis 60:40 von Land und Gemeinden getragen.