Anzeige betreffend Covid-19-Maßnahmen
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Coronavirus

Seit erstem Lockdown deutlich weniger Anzeigen

Seit Beginn der Pandemie vor einem Jahr gehören viele außergewöhnliche Regeln und Vorschriften zum Alltag der Menschen. Zum Beispiel Ausgangssperren oder Beschränkungen, wann man sich mit wem treffen darf. Obwohl sich mittlerweile manche Menschen kaum mehr an die Vorschriften halten, ist die Zahl der Anzeigen gesunken.

Was Kontrollen und Anzeigen betrifft, so geht die Polizei inzwischen recht behutsam ans Werk. Das belegen zumindest die Zahlen: in Vorarlberg sind lediglich 0,3 Prozent der Bevölkerung wegen Verstößen gegen die CoV-Vorschriften angezeigt worden – das ist im Bundesländervergleich der zweitniedrigste Wert hinter Niederösterreich.

Höhepunkt bei Anzeigen im ersten Lockdown

Ein genauer Blick auf die Zahlen des vergangenen Jahres macht deutlich, dass sich die Situation im Laufe der Zeit deutlich entspannt hat. Im ersten Lockdown, der 30 Tage andauerte, wurden 1.729 Anzeigen oder Organstrafmandate erstattet – im Schnitt also 58 Fälle pro Tag. Im zweiten Lockdown zu Weihnachten gab es in 20 Tagen 98 Anzeigen oder Organstrafmandate – knapp fünf pro Tag.

CoV-Maßnahmen: Weniger Anzeigen

Bilder vom vergangenen Wochenende von der Dornbirner Birkenwiese zeigen, dass sich manche Menschen um die Corona-Vorschriften kaum noch scheren. Die Polizei geht behutsam vor, die Zahl der Anzeigen ist nämlich gesunken.

Und im derzeit laufenden dritten Lockdown wurden bis Ende Februar in 64 Tagen 1.298 Anzeigen oder Organstrafmandate erstattet – das macht rund 20 Fälle pro Tag, fast dreimal weniger als im ersten Lockdown.

Politik setzt auf Dialog, schließt aber Strafen nicht aus

Aus Sicht von Landesrat Christian Gantner (ÖVP) ist es sowohl für die Polizei als auch die Behörden keine einfache Sache, die Einhaltung der Vorschriften durchzusetzen – etwa wenn es um dutzende fußballspielende Jugendlichen auf der Dornbirner Birkenwiese geht. „Sie sind hier direkt bei den Menschen und da wird zuerst versucht, aufklärend zu wirken. Sollte das aber nicht zum Ziel führen, sollte es wiederholt zu solchen Taten kommen oder sollte es grobe Verstöße geben, dann wird auch gestraft“, so Gantner.

Polizei-Sprecher Rainer Fitz sagt, dass man die jungen Kicker im Auge habe. Es gehe um etwa 60 Kinder und Jugendliche, die grundsätzlich gesprächsbereit seien und den Fußballplatz auch verlassen, wenn die Beamten sie dazu auffordern. Die Polizei könne aber nicht überall gleichzeitig kontrollieren, sagt Fitz. Daher könne es vorkommen, dass eine Gruppe Jugendlicher den Platz auf der Birkenwiese verlasse und eine halbe Stunde später eine andere Gruppe dort spiele.

Haller plädiert für „flexible und humane“ Vorgehensweise

Für Psychiater Reinhard Haller liegt es auf der Hand, dass immer mehr Menschen die Regeln brechen, je länger die Pandemie dauert. Dass die Polizei nicht gleich strafen will, sondern auf eine Abmahnung setzt, ist für Haller der richtige Weg.

Gerichtspsychiater Reinhard Haller über Einschränkungen

Gerichtspsychiater Reinhard Haller spricht in „Vorarlberg heute“ über die Einschränkungen, die uns seit einem Jahr begleiten. Er erklärt, welche psychologischen Auswirkungen das hat.

„Wo Druck entsteht, entsteht natürlich Gegendruck. Wenn es so lange geht, wird er umso höher sein. Und insofern meine ich, eine flexible, humane, eigenverantwortliche Vorgehensweise – auf beiden Seiten – ist das, was wir wahrscheinlich in dieser Situation bieten können“, so der Psychiater im „Vorarlberg heute“-Interview.