Jahrmarkt Lindau – Luftaufnahme
Hari Pulko/Lindau Tourismus
Hari Pulko/Lindau Tourismus
Wirtschaft

Lindau sagt Jahrmarkt und Hafenweihnacht ab

Die Stadt Lindau (D) am Bodensee hat den Jahrmarkt und die Hafenweihnacht für heuer abgesagt. Infektionsschutzrechtliche Gründe sprechen eindeutig gegen eine Ausrichtung in gewohnter Form. Stattdessen soll es Alternativprogramme geben.

Lindauer Jahrmarkt
Den Jahrmarkt gibt es nachweislich seit 1652. Er dauert fünf Tage und findet alljährlich Anfang November statt.

Fliegende Händler, die lautstark ihre Waren anbieten, Spielzeug, Deko und ausgefallene Handwerkskunst – dichtgedrängt in den engen Gassen der Lindauer Insel – zwischen Riesenrad und Kettenkarussel den Duft von Mandeln und Zuckerwatte in der Nase, so kennt man den Lindauer Jahrmarkt. Rund 180 Kaufleute, 60 Schausteller und rund 70.000 Besucher tummeln sich alljährlich auf der Insel. Abstands- und Hygieneregeln seien da nicht mehr einzuhalten, selbst nicht mit einer Armada an Sicherheitskräften, so Oberbürgermeisterin Claudia Alfons.

Die Absage sei bitter, sagte Alfons am Freitag bei einer Pressekonferenz in Lindau. Denn Jahrmarkt und Hafenweihnacht seien wichtige Umsatzbringer für Einzelhandel und Tourismus, aber auch für Schausteller und fahrende Händler.

Kein zweites Ischgl werden

„Wir dürfen kein zweites Ischgl werden. Wenn Lindau diesen Winter zum ‚Hotspot‘ würde, wäre das für die kommende Saison und unser Kampagnenjahr 2021 fatal“, sagte Alfons gerade in Hinblick auf das nächste Jahr, in dem in Lindau die Landesgartenschau, die große Kunstausstellung und die Eröffnung der Therme geplant sind – mehr dazu in Therme Lindau nimmt Formen an (vorarlberg.ORF.at).

Lindaus Oberbürgermeisterin Claudia Alfons im Interview
Tarja Prüss
Lindaus Oberbürgermeisterin Claudia Alfons

Wichtigstes Anliegen sei, dass Bewohner, Besucher, Aussteller und Mitarbeiter gesund bleiben und der Jahrmarkt und die Lindauer Hafenweihnacht keine Ansteckungsquelle schaffen.

Sicherheitsvorgaben nicht einzuhalten

Oft herrscht dichtes Gedränge in den Budengassen und am Rummelplatz. Die Durchführung im Altstadtbereich der Insel mit zahlreichen Seitengassen macht eine Abgrenzung des Veranstaltungsraumes schlicht unmöglich.

„Die für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung geltenden Vorgaben könnten nicht eingehalten und auch von uns nicht effektiv kontrolliert werden“, so Tanja Bohnert, Leiterin des Bürger– und Rechtsamtes. Eine Durchführung sei daher nicht zu verantworten.

Kleine und virtuelle Märkte

Da die Absage mit zahlreichen Einbußen gerade für Schausteller und Marktkaufleute verbunden ist, wird an Alternativen gearbeitet: Angedacht sind kleinere, dezentrale Märkte in verschiedenen Stadtteilen. Ob das für Fahrgeschäftebetreiber rentabel sein kann, ist noch offen. Zudem soll auf der Webseite der Stadt eine virtuelle Plattform entstehen, auf der die Händler ihre Waren anbieten können.

Lindauer Hafenweihnacht
Der Weihnachtsmarkt zählt zu den TOP 10 der schönsten Weihnachtsmärkte in Deutschland und zieht jährlich 300.000 Besucher aus ganz Europa an.

Hafenweihnacht: „Unkalkulierbares Risiko“

Die Lindauer Hafenweihnacht rangiert laut GEO mittlerweile unter den zehn schönsten kleinen Weihnachtsmärkten Deutschlands und ist mit dieser Magnetwirkung ein beliebtes Tourismusziel. „Genau in dieser Anziehungskraft liegt ein aber in Corona-Zeiten ein unkalkulierbares Risiko“, sagt Arnold Weiner, Leiter des City- und Eventmanagement der Stadt Lindau.

Hafenweihnacht Lindau – Luftaufnahme
Wolfgang Schneider/Lindau Tourismus
Die Weihnachtsinsel soll besinnlicher werden als die Hafenweihnacht

Auch in Österreich wird an coronavirusverträglichen Konzepten für die Adventmärkte gefeilt. Statt sie ganz abzusagen, wird über österreichweit einheitliche Beschränkungen und Verbote nachgedacht – mehr dazu in Adventmärkte: Alkoholverbot möglich (wien.ORF.at).

Die Lindauer Weihnachtsinsel

Als Alternative wollen Stadt und Kulturamt nun auf die Lindauer „Weihnachtsinsel“ einladen. Dafür will sich Lindau ganz besonders weihnachtlich herausputzen. Statt eines Marktes am Hafen soll sich die vorweihnachtliche Stimmung über die ganze Insel verteilen. Ob es einen Shuttledienst per Schiff von und nach Bregenz geben wird – wie in den Vorjahren – ist noch in Abklärung.

Um die Verluste für die Aussteller und Gastronomen zu verringern, können sie sich auf der Website der Hafenweihnacht mit ihren Angeboten präsentieren. „Die Weihnachtsinsel ist also keine Veranstaltung, sondern mehr ein Gefühl. Es geht darum, Atmosphäre zu schaffen“, so Weiner gegenüber vorarlberg.ORF.at.