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APA/Barbara Gindl
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Wirtschaft

„Equal Pension Day“: Vorarlberg Schlusslicht

Der „Equal Pension Day“ markiert jenen Tag, an dem Männer bereits so viel Pension erhalten haben wie Frauen erst bis Jahresende bekommen werden. Dieser Tag fällt heuer auf den 30. Juli. In Vorarlberg ist der Tag noch früher, der Unterschied zwischen den Pensionen noch größer.

In Vorarlberg fällt der „Equal Pension Day“ bereits auf den 7. Juli. Der Unterschied zwischen den Pensionen von Männern und Frauen beträgt hierzulande 42 Prozent. Die langfristige Folge: Altersarmut bei den Frauen.

Um hier gegenzusteuern, versprechen die Regierungsparteien das verpflichtende Pensionssplitting, also die automatische Aufteilung der Pension zwischen den Ehepartnern. Denn das freiwillige Modell habe wenig Zuspruch erhalten, sagt ÖVP-Nationalratsabgeordneter Norbert Sieber. Das verpflichtende Modell stehe deshalb im Regierungsprogramm und werde noch in dieser Periode umgesetzt.

Equal Pension Day

Der „Equal Pension Day“ markiert jenen Tag, an dem Männer bereits so viel Pension erhalten haben, wie Frauen erst bis Jahresende bekommen werden. Dieser Tag fällt heuer auf den 30. Juli. Und wie jedes Jahr fordert die Politik dann gerechtere Pensionen für Frauen.

Ursachen bekämpfen

Auch die Grünen sind für das automatische Pensionssplitting. Es reiche jedoch nicht, nur die Symptome zu behandeln, meint Landtagsabgeordnete Vahide Aydın (Grüne). Zu den Ursachen zählt nicht nur die ungleich bezahlte Arbeit, sondern auch die ungleich geregelte Arbeit Zuhause, die Kinderbetreuung und bei der Pflege von Angehörigen.

Das Pensionssplitting sei nur eine Umschichtung, sagt Landtagsabgeordnete Manuela Auer (SPÖ). Das Problem beginne viel früher, etwa bei der Teilzeitarbeit. In Vorarlberg gebe es 10.000 Frauen, die geringfügig arbeiten, deshalb nicht sozialversichert sind und auch bei einer Arbeitslosenversicherung rausfallen.

Vorarlberg ist Schlusslicht

„Vorarlberg als Schlusslicht in dieser Wertung hat in den letzten Jahrzehnten viel versäumt“, sagt SPÖ-Frauensprecherin Elke Zimmermann. Ein automatisches Pensionssplitting greife viel zu kurz.

Sie fordert, die Anrechnung von Kindererziehungszeiten um 50 Euro pro Monat zu erhöhen. Zudem müsse man viel mehr Frauen in Arbeit bringen. Bei der Kindererziehung hinke Vorarlberg weiterhin nach. Deshalb fordert Zimmermann einen Rechtsanspruch auf einen ganztätigen und elternbeitragsfreien Kinderbetreuungsplatz.

FPÖ unterstützt Pensionssplitting nicht

Viele Frauen wissen gar nicht, wie niedrig ihre Pension einmal sein wird, meint Landtagsabgeordneter Gerfried Thür (NEOS). NEOS fordert deshalb ein transparentes Pensionskonto, damit die Frauen sehen, wie hoch ihre Pensionsansprüche sind. Nach Ansicht von Thür ist das Bewusstsein der Frauen zu gering, sich bereits im frühen Alter damit auseinanderzusetzen.

Die Freiheitliche Frauenprecherin Andrea Kerbleder will, dass für jedes Kind volle vier Jahre Erziehungszeit für die Pension angerechnet werden. Ein verpflichtendes Pensionssplitting wird von der FPÖ nicht unterstützt.

Gespräch mit Iris Seewald, ÖGB

Iris Seewald, ÖGB-Landes-Frauenvorsitzende, über den „Equal Pension Day“.

Kinderbetreuung schuld an Pensionsschwere

Nach Ansicht der ÖGB-Landesfrauenvorsitzenden Iris Seewald reicht das Pensionssplitting nicht aus, es sei aber ein Weg in die richtige Richtung. Jedoch müsse hier jedes Paar einzeln angeschaut werden, inwiefern sich diese Art der Pensionsaufteilung rentiert oder nicht. Dass die Pensionsschere in Vorarlberg größer ist als im übrigen Österreich hängt laut Seewald mit der Anzahl an Schließtagen der Kinderbetreuungseinrichtungen zusammen.

Zudem seien in Vorarlberg wesentlich mehr Frauen in einem Teilzeitjob als in anderen Bundesländern. Hinzu kämen zusätzliche Verpflichtungen wie die Pflege von Angehörigen. Das heißt, diese Frauen würden sehr viel arbeiten, bekämen dafür jedoch nur wenig Geld. Und das sei eben entscheidend für die Pensionsansprüche.

Höhere Mindestpensionen

Diese Lücke für Frauen mit betrieblicher oder privater Vorsorge zu schliessen, ist nach Ansicht des Vorarlberger Pensionistenverbandes der falsche Weg. Denn in Deutschland zeige sich, dass viele Pensionskassen in finanzielle Schieflage geraten und öffentliche Zuschüsse brauchen. Der Pensionistenverband fordert stattdessen grundsätzliche Änderungen zur Stärkung des staatlichen Pensionssystems – zum Beispiel durch höhere Mindespensionen und die bessere Anrechnung von Kindererziehungszeiten.