Kanufahrer Bodensee
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Bodensee

„Blinde Passagiere“ richten großen Schaden an

Die Bodensee-Region ist ein beliebtes Freitzeitgebiet – im Sommer tummeln sich dort zahlreiche Wassersportler. Doch Achtung: Wer sein Sportgerät von einem Gewässer ins andere mitnimmt, könnte blinde Passagiere dabei haben, die großen Schaden anrichten können.

Gerade während der warmen Sommermonate locken der Bodensee, aber auch der Rhein und andere Gewässer in der Umgebung viele Freizeitsportler ins Wasser. Mit Schlauchboot, Stand up-Paddel, Taucherausrüstung, Kanu oder Motorboot wird der Bodensee erkundet. Doch wer sein Sportgerät von einem Gewässer ins andere mitnimmt, läuft Gefahr, gebietsfremde Tierarten einzuschleppen.

Signalkrebs, Höckerflohkrebs und Schwarzmeergrundel

Zu diesen Arten gehört beispielsweise der nordamerikanische Signalkrebs. Er verdrängt einheimische Krebsarten und überträgt die Krebspest, gegen die er selber immun ist. Der Höckerflohkrebs verdrängt ebenfalls einheimische Arten und ist als aggressiver Allesfresser gefürchtet. Auch die Schwarzmeergrundel verhält sich invasiv. Sie ist eine räuberische Allesfresserin, die die Lebensräume der heimischen Fische besetzt und als Laichfresserin verschiedenen Fischarten schadet.

Bei der Schwarzmeergrundel besteht die Verschleppungsgefahr bereits, wenn man sein Sportgerät beispielsweise im Rhein unterhalb des Rheinfalls benutzt hat und es dann oberhalb wieder einwassert. Die Schwarzmeergrundel ist eine schlechte Schwimmerin und kann den Rheinfall nur mit fremder Hilfe überwinden. Neben diesen Tierarten gibt es auch verschiedene Wasserpflanzen und Algen, die sich invasiv verhalten.

Große Probleme mit der Quaggamuschel

Wie schnell die Verbreitung einer invasiven Art vonstattengehen kann, zeigt eindrücklich die Quaggamuschel. Sie wurde 2016 erstmals in größeren Vorkommen im Bodensee festgestellt. Mittlerweile hat sie sich so stark vermehrt, dass sie die Betreiber der Schweizer Seewasserwerke vor große Herausforderungen stellt. Sie verstopft die Ansaugrohre und Filteranlagen durch ihre starke Verbreitung. „Innerhalb weniger Jahre hat sich die Quaggamuschel bei uns so stark vermehrt, dass wir regelmässig unsere Leitungen und Filteranlagen mechanisch reinigen müssen. Das ist ein erheblicher Mehraufwand“, erklärt Hugo Egloff, Brunnenmeister des Seewasserwerks Kesswil der Regio Energie Amriswil (REA).

Quaggamuscheln an einem Schlauchboot
Schweizer Umweltamt
Quaggamuscheln an einem Schlauchboot

Wassersport-Gerät gründlich reinigen

Nun wurde eine Initiative mit der internationalen Gewässerschutzkommission Bodensee gestartet. Um die weitere Verbreitung dieser Organismen einzudämmen, seien verschiedene Punkte zu beachten, schreibt das Schweizer Amt für Umwelt und die Regio Energie Amriswil (REA). Wer sein Sportgerät beim nächsten Einsatz in einem anderen Gewässer (oder Gewässerabschnitt) einsetzen möchte, muss es am Auswasserungspunkt gründlich reinigen. Wasser, das sich im Sportgerät angesammelt hat, muss entfernt werden.

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Badende am Bodenseeufer
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Bodenseeufer
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Bodensee, Segler, von oben
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Bodensee, Steg, Schiff, Boje
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Segelschiff am Bodensee
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Große Bodenseeschiffe
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Bodensee Sonnenuntergang
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Bei der anschließenden Kontrolle müsse darauf geachtet werden, dass keine Rückstände von Schmutz oder Pflanzenmaterial am Sportgerät bleiben. Besonders an schwer zugänglichen Stellen könne dies leicht vorkommen, sagt Natalie Messner von der Fachstelle Biosicherheit des Amts für Umwelt in der Schweiz. Das Sportgerät sollte anschließend während mindestens vier Tagen vollständig getrocknet werden, bevor es in einem anderen Gewässer wiedereingesetzt wird.