Visualisierung des neuen Projekts
Silvretta Montafon
Silvretta Montafon
Politik

Aus für „Speicherteich Schwarzköpfle“

Ein in Vorarlberg umstrittenes Speicherseeprojekt im Montafon hat ein unerwartetes Ende gefunden. Die Silvretta Montafon Bergbahnen GmbH zog sich aus dem laufenden Verfahren für das Projekt „Speichersee Schwarzköpfle“ zurück.

Der derzeit vorliegende Antrag wird offiziell zurückgezogen, stattdessen sollen neue Wege evaluiert werden, wie die dringend notwendige Wasserversorgung für die Beschneiungsanlagen im Nova-Gebiet schnell und zuverlässig sichergestellt werden kann, so die Betreiber in einer Aussendung.

Silvretta Montafon: Aus für Speicherteich

„Der derzeit vorliegende Antrag wird offiziell zurückgezogen.“ Mit diesem Satz wurde der Speicherteich Schwarzköpfle von Seiten der Silvretta Montafon zu Grabe getragen.

Angst vor weiteren Verzögerungen

Trotz positivem Bescheid, auf den sich die Silvretta Montafon bei diesem Projekt bisher gestützt hat, kam es im Beschwerde- und Instanzenweg immer wieder zu Verzögerungen. Eine Realisierung des 2014 begonnenen Projektes sei nach wie vor nicht absehbar. Zudem gebe es Grund zur Annahme, dass sich der Behörden- und Instanzenweg im laufenden Verfahren weiter verlängern wird.

„Es ist für uns unternehmerisch nicht mehr vertretbar, diesen Weg, von dem wir weder Dauer noch Ende abschätzen können, weiterzugehen. Die letzte, durch die Coronavirus-Krise abrupt verkürzte Saison, hat uns sehr deutlich gezeigt, wie wichtig Planbarkeit ist“, sagte Martin Oberhammer, Geschäftsführer der Silvretta Montafon.

Fotostrecke mit 2 Bildern

Visualisierung des alten Projektes
Silvretta Montafon
Visualisierung Projekt alt
Visualisierung des neuen Projekts
Silvretta Montafon
Visualisierung Projekt neu: Der See ist kleiner und die Gebäude weniger sichtbar

Neue Wege für Wasserversorgung werden gesucht

Schneesicherheit durch ausreichende Wasserversorgung der Beschneiungsanlagen spielt im Hinblick auf die Planbarkeit des Saisonbeginns die zentrale Rolle, nicht nur für die Silvretta Montafon, sondern für sämtliche Tourismusbetriebe des Tales. „Spätestens seit Corona sind wir in einer Situation, in der eine durch Schneemangel deutlich verkürzte Saison wirtschaftlich existenzgefährdend sein kann. Auch aus diesem Grund haben wir uns entschieden, neue Wege zu evaluieren, wie wir Wasserversorgung und Schneesicherheit so schnell und zuverlässig wie möglich sicherstellen können. Kurzfristig kann hier auch eine geringere Wassermenge hilfreich sein. die langfristig benötigten Kapazitäten bleiben jedoch unverändert“, so Oberhammer.

Grüne sehen Einlenken in letzter Sekunde

Die Grünen, die das Projekt von Anfang an heftig kritisierten, sehen das Zurückziehen der Projektanträge als Einlenken der Betreiber in letzter Sekunde. In Zeiten der Klimakrise gehe es darum, naturverträglichen Winter- und Sommertourismus zu pushen. Denn ohne intakte Natur gebe es keinen nachhaltigen Tourismus in unseren Bergen, sagte Daniel Zadra, grüner Klubobmann, in einer Aussendung.

ÖVP nimmt Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis

Der Regierungspartner der Grünen, die ÖVP, nimmt das Ende des Speichersees mit Verständnis und Bedauern zur Kenntnis. Angesichts der herausfordernden wirtschaftlichen Situation in der Tourismusbranche wäre eine so bedeutende Investitionsentscheidung von großer Tragweite gewesen. Sie hätte für Aufbruchstimmung sorgen können, sagte Wirtschaftssprecherin Monika Vonier (ÖVP).

Projekt schlug hohe Wellen

Das Projekt „Speichersee Schwarzköpfle“ im Gemeindegebiet von St. Gallenkirch (Montafon) hatte im Jänner 2018 – als es an die breite Öffentlichkeit gelangte – hohe Wellen geschlagen. Während die Talschaft Montafon auf die Errichtung des Stausees in über 2.000 Meter Seehöhe mit einem Verfassungsvermögen von rund 307.000 Kubikmetern als unbedingt notwendiges Zukunftsprojekt pochte, sprach Landesrat Johannes Rauch (Grüne) damals von einem „überdimensionierten Projekt, das es so nicht geben darf“. Die ursprünglichen Projektpläne waren schon im März 2017 von der Silvretta Montafon Bergbahnen GmbH eingereicht worden.

Die Bezirkshauptmannschaft Bludenz bewilligte das Projekt im April 2018, der Bewilligungsbescheid wurde jedoch beim Landesverwaltungsgericht angefochten. Das Gericht forderte daraufhin die Umweltabteilung des Amts der Vorarlberger Landesregierung zur Klärung der Frage auf, ob eine UVP-Pflicht vorliegt oder nicht. Nachdem die Abteilung zum Schluss gekommen war, dass eine UVP durchgeführt werden muss, reichte die Silvretta Montafon Bergbahnen GmbH im Herbst 2018 einen abgeänderten Projektantrag ein.

Gemäß des neuen Antrags wurde unter anderem auf einen ursprünglich vorgesehenen Pistenbau verzichtet, zudem wurde der Nutzinhalt im Vergleich zum ursprünglichen Projekt um gut 30.000 Kubikmeter reduziert. Nach Rechtsauffassung der Umweltabteilung lag damit keine UVP-Pflicht mehr vor. Gegen diese Entscheidung ging die Naturschutzanwältin Katharina Lins in Berufung – mehr dazu in Keine UVP: Naturschutzanwältin will berufen (vorarlberg.ORF.at).