Rankweil  am 4.5.2020  1. erster Schultag nach Corona-Sperre unter erschwerten Bedingungen, im Bild: HTL Rankweil
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Schule

Schulen: Wirbel um Stundenkürzungen

Um dem Lehrermangel entgegenzuwirken, plant die Vorarlberger Bildungsdirektion Einsparungen im Verwaltungsbereich und im pädagogischen Alltag. Das – und die Art und Weise der Kommunikation solcher Maßnahmen mitten in der Coronavirus-Krise – sorgte für massive Kritik. Die Bildungsdirektion entschuldigte sich und entschärfte die Kürzungen.

Um dem Lehrermangel entgegenzuwirken, sollen die Lehrerstundenkontingente an den Pflichtschulen gekürzt werden. Wegfallen könnten unter anderem Stunden für Teamteaching, unverbindliche Übungen und Projekte. SPÖ und NEOS übten scharfe Kritik an den geplanten Kürzungen, die Grüne forderten eine Gesamtstrategie gegen den Lehrermangel.

„Verwerfliche“ Art und Weise der Kommunikation

Schuldirektoren, Lehrerinnen und Lehrer kritisieren vor allem die Vorgangsweise. Die Maßnahme sei ohne vorherige Rücksprache mit den Schulen veröffentlicht worden. Das sei ein einmaliger Vorgang. „Ich denke, so geht man nicht mit Schulpartnern um, dass man jemand vor vollendete Tatsachen stellt“, so der Lehrervertreter für die Pflichtschulen, Willi Witzemann. Das habe man kommuniziert bekommen „auf eine Art und Weise, die sehr verwerflich ist“, so Witzemann.

Auch einzelne Direktoren übten massive Kritik. „So ein Hinausgeben einer Information ohne Vorinformation, ohne Begleitschreiben des politisch Verantwortlichen – das haben wir so eigentlich überhaupt noch nie erlebt“, so etwa der Direktor der Volksschule Wolfurt Bütze, Bernd Dragosits. Er sei seit über 20 Jahren Direktor und habe mit verschiedensten Landesräten und Vertretern der Politik zusammengearbeitet. „Das war für uns alle nicht abzusehen“, so Dragosits.

Lehrer empört über geplante Kürzung der Stundenkontingente

Die vielen Vorgaben für den Schulbetrieb sind eine große Herausforderung für Direktion und Lehrkörper. Während der Vorbereitungen kündigt die Bildungsdirektion nun an, dass im Herbst die Stundenkontingente gekürzt werden. Die Vorgangsweise sorgt in Lehrerkreisen für viel Unmut.

„Denkbar ungünstiger Zeitpunkt“

Nach den Protesten vonseiten der Schulen und des Lehrpersonals reagierte die Bildungsdirektion mit einem Entschuldigungsschreiben und reduzierte die geplanten Stundenkürzungen von vier auf zwei Prozent. Der Pädagogische Leiter der Bildungsdirektion, Andreas Kappaurer, bedauerte in der ORF-Sendung „Vorarlberg heute“ die Vorgangsweise und entschuldigte sich erneut bei den Pflichtschullehrerinnen und -lehrern. Es handle sich um einen „denkbar ungünstigen Zeitpunkt“.

Kappaurer erklärte, dass man unter Termindruck stehe, weil das Bildungsministerium in Wien bis Ende Mai wissen müsse, wie viele Lehrer wie viele Stunden unterrichten. Aus Zeitdruck habe man sich dazu hinreißen lassen, diesen Schritt zu setzen, dieser sei aber nicht gut gesetzt und vorbereitet gewesen, so Kappaurer. „Ich bin noch nicht so lange weg von der Direktorenstelle, als dass ich nicht nachfühlen kann, was da in den Köpfen abgeht“, so Kappaurer.

Schulen können Einsparungen autonom umsetzen

Im gesamten Pflichtschulbereich solle das Stundenkontingent um zwei Prozent verringert werden, so Kappaurer. Die Schulen sollen aber selbst entscheiden können, wo sie einsparen. Er glaube nicht, dass das die schwächeren Schüler treffe, reagierte Kappaurer auf entsprechende Befürchtungen. Die Schulleiter und Schulleiterinnen wüssten genau, wo man Stunden wegnehmen könne und wo nicht. Eine Verringerung der Stunden in den unteren beiden Volksschulklassen etwa wäre ein falsches Signal, so Kappaurer.

Andreas Kappaurer, Bildungsdirektion, über Stundenkontingentskürzungen

Andreas Kappaurer, Pädagogischer Leiter der Bildungsdirektion, über die geplante Kürzung der Stundenkontingente.

150 Landeslehrer gehen in Pension

Direktoren und Pädagogen erledigen derzeit laut Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) 70 Prozent der administrativen Arbeit in den Pflichtschulen. Die Gemeinden würden 30 Prozent des Verwaltungspersonals stellen. Das müsse mehr werden, damit die Pädagogen wieder mehr Kapazitäten zum Unterrichten freihätten. 150 Vorarlberger Landeslehrer werden heuer in Pension gehen, höchstens 50 kommen von der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg nach.

Die Landesrätin betonte, dass es sich nicht um ein Sparpaket, „sondern eine Reaktion auf die kleiner werdenden personellen Ressourcen“ handle. In einem Jahr sollen die Maßnahmen evaluiert werden.

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