Eine junge Frau unterrichtet eine Volksschulklasse
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Politik

Lehrermangel zeigt sich an Überstunden

Dass es in Vorarlberg zu wenige Lehrerinnen und Lehrer gibt, ist nichts Neues. Die Zahl der geleisteten Überstunden in Vorarlbergs Volks- und Mittelschulen zeigt jetzt aber, dass die Situation in Vorarlberg dramatischer ist als in anderen Teilen Österreichs.

Die Lehrerinnen und Lehrer in Vorarlberg müssen deutlich mehr Überstunden leisten als ihre Kollegen in Wien – und das, obwohl Wien fast fünfmal so viel Einwohner hat wie Vorarlberg.

45 Prozent mehr Überstunden geleistet

Ein Beispiel aus einer Anfragebeantwortung von ÖVP-Bildungsminister Heinz Fassmann: die Zahl der Überstunden in den Neuen Mittelschulen im Schuljahr 2018/19. Hier haben die Vorarlberger Lehrer um 45 Prozent mehr Überstunden geleistet als ihre Wiener Kollegen – in Zahlen sind das für Wien 113.680 und für Vorarlberg 165.765 Überstunden. Und das, obwohl Wien dieselben gesetzlichen Rahmenbedingungen hat beim Schulunterrichtsgesetz und der Lehrerausbildung.

Warum also dieser Unterschied? Laut Lehrervertreter Willi Witzemann hätten die Wiener Kolleginnen und Kollegen schlichtweg den Vorteil, dass es in der Bundeshauptstadt mehrere Ausbildungsstätten wie Pädagogische Hochschulen und die Universität gibt. Hier könne einfach aus einem größeren Topf geschöpft werden.

Teufelskreis Überstunden

Die vielen Überstunden, welche die Lehrerinnen und Lehrer in Vorarlberg leisten müssen, bergen laut Witzemann eine weitere Gefahr. Es sei nämlich ein Teufelskreis: Die Anzahl der Mehrdienstleistungen habe in den letzten Jahren so sehr zugenommen, dass für die Lehrerinnen und Lehrer, die diese übernehmen, eine so große Überlastung entsteht, dass die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass sie selbst mit einem Burn-out in den Krankenstand müssen.

Witzemann: Land hat zu spät reagiert

Der Lehrervertreter kritisierte die Vorarlberger Landespolitik: Sie habe viel zu spät auf den Lehrermangel reagiert. Aber, so Witzemann, immerhin habe auch Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) erkannt, dass Vorarlberg einen Mangel an Lehrerinnen und Lehrer habe und es da Maßnahmen brauche. Das sei bei ihrer Vorgängerin (Bildungslandesrätin Bernadette Mennel (ÖVP), Anm.) nicht so gewesen.

Nach Einschätzung von Witzemann passiere jetzt schon einiges: So werbe Vorarlberg nicht nur in anderen Bundesländern, sondern auch im Ausland um Lehrkräfte – zudem würden Lehramtsstudenten schon teilweise unterrichten.