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Wirtschaft

Tourismus kämpft ums Überleben

In Vorarlberg könnte es nach der Coronavirus-Krise weniger Lokale und Hotels geben. Ein Drittel der Betriebe wäre zahlungsunfähig, wenn Hilfe von den Banken ausbleiben würde, sagt der Spartenobmann in der Wirtschaftskammer Andrew Nussbaumer. Er hofft nun auf Hilfe vom Land.

Dienstagnachmittag hat die Landesregierung Gespräche mit Vertretern der Sparten Tourismus und Industrie geführt, um ein detailliertes Bild vom Zustand der heimischen Wirtschaft zu erhalten.

Nussbaumer: Zahlreiche Betriebe kapitulieren bald

Die Hilfe und Unterstützung des Landes sei dringend nötig, sagt der Sprecher der Branche Tourismus, Andrew Nussbaumer. Er hört bereits aus der Branche, dass nicht mehr alle die Energie und den Mut haben wieder zu öffnen. Nussbaumer appelliert an die Landesregierung zu helfen, wenn es darum geht Kredite von den Banken zu bekommen und weiter Druck zu machen, damit die Grenzen geöffnet werden. Ohne Gäste aus dem Ausland können Gastronomen und Hoteliers nicht überleben, so Nussbaumer.

Hotelzimmer Betten
rilueda – stock.adobe.com
Ohne Grenzöffnung bleiben viele Hotelbetten weiterhin leer.

Für den Vorarlberger Tourismus wurde Dienstagnachmittag ein Mehrstufenplan ausgearbeitet. Erste Schritte sind Sofortmaßnahmen und direkte Unterstützungen sowie Sicherheiten, sagt Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP). In einem zweiten Schritt geht es darum, mit begleitenden Maßnahmen, wie einer Werbeoffensive, Grenzlockerungen aber auch etwaigen Korridorlösungen für Mitarbeitende, die Basis für einen wirtschaftlichen Sommerbetrieb zu schaffen. In der dritten Phase stehen laut Wallner mittelfristige Maßnahmen für die nachhaltige Sicherung der touristischen Rahmenbedingungen im Fokus.

Grenzöffnung als größte Erleichterung

Auch die Vertreter der Industrie-Branche fordern eine rasche Öffnung der Grenzen. Die Vorarlberger Industrie könne erst wieder voll produzieren, wenn die Grenzen offen sind, sagt der Präsident der Industriellenvereinigung, Martin Ohneberg. In einer Blitzumfrage in 92 Betrieben sagen drei Viertel, dass die Aufträge aus dem Ausland fehlen und ein Viertel klagt über Behinderungen an den Grenzen. Wie groß der Schaden für die Industrie ist, lässt sich noch nicht beziffern, mehr als zwei Drittel der befragten Betriebe geben an, dass ihre Investitionen enorm betroffen sind.

Blick in eine Kassa.
APA/GEORG HOCHMUTH
An volle Kassen ist derzeit nicht zu denken. Vor allem im Textilbereich ist die Coronavirus-Krise noch stark zu spüren.

Unternehmen kämpfen sich langsam wieder nach oben

Positive Signale kommen aus der Lebensmittel- und Verpackungsindustrie, sagt Ohneberg bei dem Gespräch mit Landeshauptmann Markus Wallner. Auch der Bau hätte wieder merklich angezogen. Mit positiven und negativen Ausreißern würden sich auch die Maschinen- und Metallindustrie und Elektronik- und Elektroindustrie langsam nach oben kämpfen. Im Textilbereich, bei industrienahen Dienstleistungen und in der Logistik seien die Auswirkungen aktuell noch am stärksten zu spüren, führte der IV-Präsident aus.

Nach dem zweistündigen Gespräch sagt Landeshauptmann Markus Wallner, dass er nun die Bodenseekonferenz mit dem Thema Grenzöffnung befassen will. Die oberste Priorität bleibe weiterhin, die Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Existenzen der Betriebe zu sichern, so Wallner. Für das Kleinwalsertal wurde bereits eine Lösung gefunden: Grenze ins Kleinwalsertal wird geöffnet.