Schulgebäude von innen, ein Plakat steht auf dem Tisch
ORF Vorarlberg
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Politik

Notenstreit wird zum Politikum

Der Notenstreit an der Volksschule Kirchdorf in Lustenau wird zum Politikum. Nach den Grünen stellt sich auch die SPÖ hinter die Lehrerinnen, die den Notenzwang an Volkschulen boykottieren wollen, indem sie allen Kindern die gleiche Note geben.

Nachdem sich am Dienstag die Grünen in Vorarlberg hinter die Lehrerinnen gestellt haben, kommt jetzt weitere Rückendeckung aus anderen Parteien. Die SPÖ-Bildungssprecherin Manuela Auer unterstützt nun ebenfalls den Protest für die Beibehaltung der alternativen Beurteilungsmethoden. Inzwischen steige der Druck auf die Lehrerinnen und Lehrer deutlich. Es stehen Disziplinarmaßnahmen und konkrete Strafen im Raum. Diese Entwicklung gehe komplett in die falsche Richtung, sagt Auer in einer Aussendung.

Grüne: Gesetze sind keine zehn Gebote

Unterstützung bekommt Auer von den Grünen. Auch wenn Einheitsnoten nicht rechtens sind, meinte Eva Hammerer am Mittwoch im Landtag: „Die Gesetze sind ja nicht die zehn Gebote! Ich erwarte mir, dass meine Kinder lernen, dafür einzustehen, wenn ihnen etwas nicht passt. Unsere Gesellschaft braucht mutige junge Leute und keine Duckmäuser.“

Christoph Bitschi (FPÖ) kann dem nicht zustimmen. Gegen solche Gesetze können man demonstrieren, aber man müsse sie einhalten, so Bitschi im Landtag.

Streit um Schulnoten im Landtag

Da die Lehrer der Volksschule Lustenau aus Protest alle Kinder der zweiten und dritten Schulstufe mit „Gut“ beurteilen wollen, wurde am Mittwoch im Landtag über verpflichtende Ziffernnoten diskutiert.

NEOS sieht pädagogischen Rückschritt

Auch NEOS-Klubobfrau Sabine Scheffknecht stellt sich im Notenstreit in Lustenau demonstrativ hinter die inhaltlichen Anliegen der Lehrerinnen und Lehrer. „Die Rückkehr zum Notenzwang, also zur verpflichtenden Beurteilung von Volksschulkindern mit Ziffernnoten, ist ein bildungspolitischer Rückschritt“, sagt Scheffknecht in einer Aussendung. Wenn engagierte Lehrpersonen dagegen aufbegehren, sei das aus pädagogischer Sicht nachvollziehbar.

Bildungsdirektion droht mit Konsequenzen

Die Bildungsdirektion in Vorarlberg hat inzwischen disziplinarrechtliche Konsequenzen in den Raum gestellt, wenn die Lehrerinnen im Halbjahres-Zeugnis allen Kindern tatsächlich einen Einheits-Zweier geben sollten – mehr dazu in Notenstreit: Lehrerinnen drohen Konsequenzen (vorarlberg.ORF.at). Die Bildungsdirektorin Evelyn Marte-Stefani hofft aber, dass bis zur Zeugnisverteilung am Freitag noch eine Lösung gefunden wird.

Bildungsminister unbeeindruckt

Bildungsminister Heinz Fassmann von der ÖVP zeigte sich am Mittwoch unbeeindruckt. Besonders massiv seien die Proteste in Vorarlberg ja nicht ausgefallen. Er halte das derzeitige System, bestehend aus Noten plus einer verbalen Beurteilung, für ein „sinnvolles Unternehmen“. Für Verhandlungen mit Vertretern Vorarlbergs über eine Abschaffung der Ziffernnoten sah der Minister keine Notwendigkeit.