Christoph Badelt
APA/Hans Punz
APA/Hans Punz
„Focus“

Veränderungen: Wirtschaft ist gefordert

Klimakrise, Lieferkettenengpässe, Coronavirus-Pandemie und Ukraine-Krieg: Die Wirtschaft sieht sich momentan mit vielen Herausforderungen und Veränderungen konfrontiert. Genau damit hat sich der vierte Business Summit der Fachhochschule Vorarlberg befasst. Inhaltlich eröffnet wurde dieser vom renommierten Wirtschaftsexperten Christoph Badelt, der in seinem Vortrag diese Veränderungen ansprach.

In den vergangenen beiden Jahren gab es Lockdowns, Kurzarbeit und Lieferengpässe – und jetzt eine hohe Inflation, Abhängigkeit vom Gas und eine drohende weltweite Hungerskrise. Seit Langem war die Wirtschaft nicht mehr so stark gefordert wie jetzt und seit Langem bekommt das nun auch jede und jeder von uns ganz unmittelbar im viel zitierten Geldbörserl zu spüren. Die Wirtschaftsdaten verändern sich derzeit tagtäglich – und das nicht unbedingt zum Guten.

Welche Lehren können wir ziehen?

Der einstige Chef des Wirtschaftsforschungsinstitutes und nunmehrige Präsident des Fiskalrates Austria, Christoph Badelt, versucht in seinem Vortrag, die großen Zusammenhänge aufzuzeigen und vor allem darauf einzugehen, welche Lehren wir aus diesen kumulierten Krisen ziehen können, welche nachhaltigen Wirkungen es gibt.

Die Krise hat wirtschaftliche Faktoren, die bisher im Hintergrund von sich reden machten, deutlich verstärkt: z.B. neue Formen in der Arbeitswelt, Zweifel an der unreflektierten Abhängigkeit von globalen Lieferketten bei lebenswichtigen Produkten oder Neubesinnung auf die Vorteile regionaler Versorgungsstrukturen.

Badelt: Staatliche Unterstützungen haben gewirkt

Die Pandemie hat in der ganzen Welt, aber auch in Österreich, eine starke Wirtschaftskrise ausgelöst. Durch aktive Wirtschaftspolitik ist es aber gelungen, die ärgsten sozialen Folgen deutlich abzumindern, sagt Christoph Badelt. Die staatlichen Unterstützungen haben gewirkt, die Leistungsfähigkeit des Sozialstaates hat sich bewährt. Das Motto der Regierung „Koste es was wolle“ habe sich jedenfalls bezahlt gemacht. Eine massive soziale Krise konnte laut Badelt dadurch abgewendet werden.

Sendungshinweis: „Focus“ – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg, 25. Juni 2022, 13.00 bis 14.00 Uhr

Lieferungen und Produktion in der Warteschleife

Schwieriger wurde es, als Nachschub ausblieb, etwa weil es zu Lieferengpässen kam – und zwar bei ganz unterschiedlichen Produkten: Von den Spielzeugsachen aus China, auf die man vor Weihnachten mitunter vergeblich wartete, bis hin zum neuen E-Bike im Frühling. Und das sind noch unproblematische Beispiele – im Gegensatz zu Medikamenten etwa.

Just-In-Time-Abläufe waren plötzlich nicht mehr möglich: Lieferungen, Lagerungen und Produktion blieben in der Warteschleife. Plötzlich merkte man, sagt Wirtschaftsexperte Christoph Badelt, wie sehr die Globalisierung unsere Wirtschaft dominiert, wie groß die Abhängigkeiten sind. Es stellt sich die Frage, was das richtige Maß internationaler Arbeitsteilung ist. Wie problematisch diese internationalen Verflechtungen und Abhängigkeiten sein können, wird nun mit dem Ukraine-Krieg noch deutlicher. Energiesparen wird zum Muss, schlimmstenfalls drohen Rationierungen.

Nachhaltigkeit durch Krisen befeuert

Wirtschaftsprofessor Christoph Badelt zieht folgende Lehre aus der Corona-Krise: Sie hat aufgezeigt, wie groß die Veränderungsbereitschaft der Bevölkerung sein könnte und sie hat auch deutlich gemacht, wie die Regierung darauf Einfluss nehmen kann. Eine starke Betroffenheit zeigt eine starke Veränderungsbereitschaft.

Badelt wirft die Frage auf, wie sich das in Sachen Klimakrise auswirken könnte. Die Nachhaltigkeitsdebatte wurde durch die aktuellen Krisen jedenfalls befeuert. „Stellen Sie sich vor, wir würden mit dieser Entschlossenheit das Klimathema angehen“, so Badelt.