Was ist Schönheit? Als „sinnliche Freude“ wurde sie von Anfang an definiert und es gibt viel Erklärungen vor allem von Biologen, wie die Schönheit in die Welt gekommen ist. Helmut Leder gibt dazu ein Beispiel – den Pfau: Er hat seine fantastische Federpracht einzig und allein entwickelt, um für die Fortpflanzung erwählt zu werden. Es ist also dieser gewisse Wettbewerb, das Buhlen ums andere Geschlecht, bei dem die Ausbildung der Schönheitsmerkmale Sinn macht.
Welchen Sinn hat Schönheit?
Schönheit motiviert uns und mit Schönheit kann man sich gut belohnen, sagt Psychologieprofessor Helmut Leder von der Universität Wien.
Sendungshinweis: „Focus“ – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg, 2. April 2022, 13.00 bis 14.00 Uhr
Ausstellung im vorarlberg museum
Schönheit kann aber auch genutzt werden in der Therapie mit dementen oder an Alzheimer erkrankten Personen. Das hat Professor Leder durch eine spezielle Studie aufgezeigt, die bei der Ausstellung „Beauty“ von Stefan Sagmeister und Jessica Walsh im Wiener Museum für angewandte Kunst 2018/19 vorgestellt wurde. Die Ausstellung wird im April im vorarlberg museum gezeigt.
Die Ausstellung „Beauty“ im vorarlberg museum ist ab 9. April 2022 zu sehen.
Diese Studie zeigt auf, dass Patienten selbst bei einer starken Beeinträchtigung des Gedächtnisses, etwa bei Alzheimer oder Demenz, ihren Schönheitssinn beibehalten und Schönheit bzw. Ästhetik wiedererkennen. Der Schönheitssinn überdauert also. Helmut Leder rät auch Angehörigen darauf zu achten und ihren Verwandten im wahrsten Sinne des Wortes schöne Erlebnisse zu bereiten. Es wäre also auch falsch zu sagen: „Ist eh egal, wie es bei der Tante aussieht, sie merkt das ja nicht mehr“.
Schönheit löst erwiesenermaßen positive Emotionen aus
Professor Leder leitet aus all den Erkenntnissen eine wichtige, aber einfache Grundidee ab: Wenn schöne Dinge beim Menschen Glücksmomente auslösen, wäre es wichtig darauf zu achten, wie wir unsere Innenräume, unsere Umgebung – letztendlich unseren Lebensraum, ja unsere Umwelt gestalten. Wir müssen uns dieser Gestaltung widmen und die potentielle Schönheit nutzen.
Zur Person:
Univ. Prof. Dipl. Psych. Dr. Helmut Leder ist seit 2004 Professor an der Universität Wien. Leder ist Leiter des Interdisziplinären Forschungsverbundes Cognitive Sciences und spezialisiert auf Wahrnehmungspsychologie.
Er beschäftigt sich seit bald 20 Jahren mit der Wirkung von Schönheit auf Menschen. 2004 gründete er den Forschungsschwerpunkt „Empirische Ästhetik“, den er auch leitet. Dieses Institut erforscht insbesondere die Ästhetik von Kunst.
Leders Forschung wurde auch für die Ausstellung „Beauty“ von Stefan Sagmeister und Jessica Walsh am Museum für Angewandte Kunst in Wien dokumentiert.