Bilgeri-Kaserne 2023
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Chronik

60 Jahre Militärkommando Vorarlberg

Das Militärkommando Vorarlberg hat gleich zwei Jubiläen zu feiern. Einmal das 60-jährige Bestehen des Kommandos und dann noch 160 Jahre Bilgeri-Kaserne. Die Herausforderungen haben sich in all der Zeit gleich mehrfach verändert, das Militärkommando Vorarlberg hat sich aber zu einem ernst zu nehmenden militärischen Stützpunkt entwickelt.

Die Bilgeri-Kaserne hat sich merhfach gewandelt im Laufe der 160-jährigen Geschichte – und auch nicht immer so geheißen. Nach zwei überstandenen Weltkriegen gab es auch wiederholt Diskussionen, ob überhaupt und wenn ja, wie sich ein Militärkommando in Vorarlberg zu positionieren hat.

„Also sehr kritisch war es sicher in den 60er/70er Jahren bis Anfang der 80er Jahre, wo die ersten Sanierungen begonnen haben, weil die einzige Tradition in der österreichischen Armee der chronische Geldmangel ist“, erzählt Militärhistoriker Erwin Fitz, Oberst im Ruhestand. Alte Dokumente belegen, dass man immer wieder neuen Verputz aufgetragen habe, weil die Mittel für echte Sanierungen fehlten: „Als ich in diese Kaserne eingezogen bin, waren da noch Waschtröge, die einstmals emailliert gewesen sind und an denen aber nurmehr Spuren von Emaille vorhanden waren.“

60 Jahre Militärkommando Vorarlberg

Das Militärkommando Vorarlberg feiert dieses Jahr nicht nur Jubiläum des 60-jährigen Bestehens, sondern auch 160 Jahre Bilgeri-Kaserne. Mittlerweile ist das Militärkommando zu einem ernst zu nehmenden militärischen Stützpunkt gewachsen. Schwierig ist es allerdings genügend Soldaten zu finden.

Mangelnde Mobilisierung rückt in den Fokus

Inzwischen ist die Bilgeri-Kaserne ordentlich und schön renoviert, die Infrastruktur passt also. Jetzt rückt die mangelnde Mobilisierung der Rekruten in den Fokus, geburtenschwache Jahrgänge sind nur einer von mehreren Aspekten, erklärt der Militärkommandant von Vorarlberg, Brigadier Gunther Hessel: „Also von dem kleinen Reservoir kommt nur ein Teil zum Bundesheer, ungefähr die Hälfte macht den Zivildienst. Somit haben wir zum Beispiel bei einem Einrückungstermin in der Walgau-Kaserne beim Hochgebirgs-Jägerbataillon 23 statt 300 bis 400 Rekruten nurmehr 150.“

Ausweitung der Wehrdienstdauer

Auch wenn Hessel sonst voll des Lobes für Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) ist, eine große Forderung bleibt: Es brauche nicht nur mehr, sondern auch länger ausgebildete Grundwehrdiener. Hessel hält deshalb eine Ausweitung der Wehrdienstdauer für sinnvoll: „Zum Beispiel durch bessere Bezahlung oder durch die Verlängerung des Zivildienstes und dass man den Grundwehrdienst wieder verlängert. Es gibt keine Wehrpflichtigen-Armee der Welt, die glaubt, Landesverteidigung mit sechs Monaten Wehrpflicht durchzuführen. Die kürzeste Zeit sind acht Monate.“

Bilgeri-Kaserne 2023
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Schutzeinheit gegen „hybride“ Kriegführung

Während des Höhepunktes des kalten Krieges zwischen Ost und West wurden die hier stationierten Soldaten vor allem als klassische militärische Sicherungstruppe gesehen. Inzwischen wird das Heer hauptsächlich als Schutzeinheit gegen eine sogenannte „hybriden“ Kriegführung positioniert, erläutert Hessel: „Ein Gegner, der sich im Untergrund organisiert, entweder eine Art Terrororganisation oder auch staatliche Kräfte, die von einem verfeindeten Staat eingeschleust werden und die aus dem Untergrund heraus agieren sollen, um zum Beispiel über Social Media die Gesellschaft zu spalten, über Cyberangriffe die Gesellschaft massiv zu stören und am Ende mittels Anschlägen das Land zu destabilisieren.“

Sendungshinweis: „Vorarlberg Heute“, 20. September 2023, 19.00 Uhr, ORF2V

Die Lage und die Funktion des Militärs mögen sich in den 60 Jahren des Bestehens des Militärkommandos Vorarlberg also immer wieder ordentlich gewandelt haben. Die Lage der Bilgeri-Kaserne selbst bleibt seit 160 Jahren attraktiv und stabil.