Ein grässliches Lachen hallt durch den verlotterten Palast, die Hunde heulen, die Glocken läuten, die Königin stirbt. Mit verhaltenem Witz spielt das Bühnenbild auf den spanischen Klosterpalast El Escorial an, aber auch auf Gemälde dieser Zeit. Zeitlos, archaisch, fast märchenhaft erzählt Michel de Ghelderode von einem Staatsgebilde am Abgrund.
Premiere für „Escorial“
Das Theater Kosmos in Bregenz zeigt eine Wiederentdeckung: Michel de Ghelderodes „Escorial“. Es handelt sich um ein Drama, das in den 1920er Jahren Erfolge feierte. Das Stück feierte am Donnerstag große Premiere.
Sendungshinweis: „Vorarlberg Heute“, 18. November 2022, 19.00 Uhr, ORF2V
Haymon Maria Buttinger ist der Zeremonienmeister in diesem verlotterten Palast, dessen König zu Recht die Sorge umtreibt. Regisseur Augustin Jagg hat ein Stück des heute unbekannten flämischen Autors Michel de Ghelderode gefunden, geschrieben vor hundert Jahren und von zeitloser, archaischer Wucht.
Seine Regie weckt all die Bilder, die eine reiche Theatergeschichte für die Spiegelung von König und Hofnarr bereithält. Mit Bernd Sracnik als König ohne Moral und Nurettin Kalfa als elegant artistischem Hofnarr sind diese beiden Rollen geradezu ideal besetzt. Nicole Wehinger hat für die beiden ungemein witzige Kostüme entwickelt. Ein paar Paletten aus Holz, ein paar Tücher aus Jute – das reicht Stefan Pfeistlinger für ein Bühnenbild, das sofort Assoziationen an die Architektur von Escorial und an Diego Velázquez’ Gemälde „Las Meninas“ weckt.