Sackerl
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Lebensmittel

Gegen Verschwendung: App verteilt Lebensmittel

Viel zu viele Lebensmittel werden weggeschmissen, obwohl sie noch essbar wären. Aktionen wie „Tischlein deck dich“ oder der „Offene Kühlschrank“ kämpfen dagegen an und auch ein in Dänemark gegründetes Unternehmen wird bei uns aktiver: Mit der Handy-App „Too Good To Go“ kann man bereits bei 170 Vorarlberger Betrieben Lebensmittel abholen.

Jeden Tag landen Lebensmittel im Müll: Nicht mehr ganz frisch, nicht mehr ganz makellos, einfach übrig geblieben. Aber noch nicht abgelaufen oder verdorben. Anstatt in den Kübel sollen sie besser verbilligt in ein Überraschungssackerl kommen – das ist das Ziel von „Too Good To Go“, was so viel heißt wie: zu gut, um es wegzuschmeißen.

In der App kann man nachschauen, welche Geschäfte übrig gebliebene Waren anbieten und ein Überraschungssackerl bestellen – bezahlt wird gleich via App. Mehr als 114.000 Portionen haben so in Vorarlberg schon eine zweite Chance bekommen. 170 Betriebe nehmen in Vorarlberg mittlerweile teil, darunter auch schon einige Restaurants.

Handy mit App
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„Keine finanzielle, sondern eine ethische Sache“

Mit dabei ist unter anderem die Bäckerei Schertler in Feldkirch. 3,99 Euro kostet dort ein solches Sackerl, der Wert liegt eigentlich bei 12 Euro. „In dem Brotsackerl landen verschiedene Sachen, die wir am nächsten Tag nicht mehr so gut verwenden können, gefüllte Brötle oder Sandwiches oder Brot mit Kümmel, das wir nicht für Semmelbrösel verwenden können“, erklärt Bäcker Johannes Schertler, auch süße Sachen oder Plundergebäck sind im Sackerl zu finden.

Finanziell sei das „null lukrativ“, sagt Schertler. „Es passt einfach. Es muss einen Wert haben, Nahrungsmittel sind wertvoll. Es ist für uns keine finanzielle Geschichte, sondern eine ethische Sache. Wir wollen nichts wegwerfen. Wir produzieren auch so, dass wir so wenig wie möglich übrig haben, aber es ist unmöglich, dass immer genau zu treffen.“

Gebäck
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Brotsackerl: Das, was am nächsten Tag nicht mehr gut verkauft werden kann

Auch werbemäßig interessant

Auch der ADEG Kogler in Feldkirch Tisis nimmt an dem Projekt teil – seit zwei Monaten. Hier gibt es zum Beispiel Pakete mit Obst und Gemüse, Joghurt und Fleisch. Zwei bis drei Pakete werden jeden Abend kurz vor Ladenschluss gefüllt. Abgelaufene Ware darf nicht hinein. Manchmal ist keine 1 A-Qualität mehr, wie Bananen, die ganz leicht bräunlich sind – „aber zu schade zum Wegwerfen“, wie Domenik Kogler vom ADEG in Tisis sagt.

Der nachhaltige Gedanke hat ihn überzeugt. Finanziell bringt es auch hier wenig, aber die App dient dafür als Werbeplattform, sagt Kogler: „Werbemäßig ist es natürlich sehr interessant, weil viele Kunden hereinkommen, die wir noch nie gesehen haben, die vielleicht sonst noch was mitnehmen oder sehen, dass wir auch ein schönes Geschäft haben.“

Sendungshinweis: „Vorarlberg heute“, 5. Februar 2022, 19.00 Uhr, ORFV2

„Spannend, was drinnen ist“

Kundin Manuela Vonbrül ist jedenfalls begeistert. „Es ist schon ein bisschen spannend, was ist drinnen, was man aus dem Ganzen machen kann. Meistens ist etwas für die Kinder für die Jause dabei.“ Ihr Hintergedanke bei der Nutzung der App sei aber die Umwelt, „denn mit den Lebensmitteln geht man oft sehr arg um und ich finde, da ist es gut, dass man sowas mal macht“.

App gegen Lebensmittelverschwendung

Mit der Handy-App „Too Good To Go“ sind in Vorarlberg schon über 114.000 Portionen Lebensmittel vor der Mülltonne gerettet worden. Immer mehr Betriebe machen mit.