Fotos von Stickerhäusern
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Kultur

Die Häuser der Lustenauer Sticker

Wandert man durch Lustenau, begegnet man der Geschichte der Sticker. Denn an jeder Ecke stehen Gebäude, die in den letzten 150 Jahren auf diese Weise das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in der Marktgemeinde geprägt haben. Das Gemeindearchiv, das Stickereimuseum und der Kunstraum DOCK 20 würdigen dieses Erbe nun in einer Ausstellung.

Ganze 400 Gebäude mit Stickerei-Bezug gibt es heute noch in Lustenau. Viele davon sind sogenannte Stickerhäuser – weit verteilt im weitverzweigten Gebiet der Marktgemeinde. Bereits 1880 wies Lustenau an die 350 Stickerei-Produktionsstandorte aus. Ursprüngliche Bauernhäuser wurden adaptiert – in Anbauten oder meist ebenerdig wurden die Stickmaschinen untergebracht.

Wohnen und arbeiten unter einem Dach, wie Oliver Heinzle vom Gemeindearchiv Lustenau beschreibt: „Im Erdgeschoss war oder ist meistens die Stickerei oder das Stickerei-Nebengewerbe und im ersten Stock wohnt die Familie, die ganz oft mitarbeitet in diesen Betrieben. Das ist eigentlich das Besondere.“

Die Ausstellung
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Rund 400 Stickerei-Gebäude gibt es noch in Lustenau

Viele stammen aus der Anfangszeit des Aufschwungs

Für die Ausstellung im DOK 20 hat der Fotograf Lukas Hämmerle die heute noch bestehenden Gebäude dokumentiert. Viele stammen aus der Lustenauer Gründerzeit, der Zeit eines beginnenden Aufschwungs.

Die Stickereiwirtschaft ist in Lustenau zwar großteils Geschichte, die Gebäude erinnern aber heute noch daran. „Ein Hauptaspekt von diesem Projekt ist für mich eigentlich – und das ist auch das Überraschende daran – dass wir hier nicht die Geschichte zeigen, sondern die Gegenwart“, sagt Claudia Voit vom DOCK 20 über die Ausstellung.

Fotos von Häusern
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Der Fotograf Lukas Hämmerle hat die Stickerei-Gebäude dokumentiert

Meister und Meisterinnen im eigenen Haus

„Das Besondere an den Stickerhäusern ist sicherlich, dass sie im Prinzip eine dezentrale Fabrik darstellen“, erklärt Architektin Marina Hämmerle. „Was es auch noch ausmacht, ist, dass die Menschen, die im Stickerei-Gewerbe tätig waren, keine Fabriksarbeiter waren. Sondern sie waren ihr eigener Meister oder die eigene Meisterin im eigenen Haus“.

Sendungshinweis: „Vorarlberg heute“, 20.2.2021, 19.00 Uhr, ORF2

Die Ausstellung macht nachvollziehbar, wie sich ein Ort, dessen Ortsbild und dessen Struktur durch Industrie entwickelt hat. „Das ist natürlich sehr spannend zu sehen, dass es über die letzten 150 Jahre ein Sammelsurium an Neubauten, Umbauten, verzwickelten, heterogenen und neuen gestaltungstechnischen Grundlagen gibt aufgrund von Stickerei-Technologien“, so Jan Klammer, der die Ausstellung gemeinsam mit Valentin Hämmerle gestaltet hat.

Stickermaschine
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Alte Sticker-Maschine

Architektin: In Wohnhäuser umwandeln

Ein enormes Erbe an industrieller Baukultur, bei dem aber nicht immer klar ist, wie damit umgegangen werden soll, denn viele der Häuser stehen heute leer. Umwandeln in reine Wohngebäude lautet die Empfehlung von Architektin Hämmerle: „Würden wir diese Häuser verlieren und gegen gesichtslose Wohnbauten ersetzen, ginge auch ein wesentlicher Teil dieser Erzählung der Lustenauer Identität verloren.“

Kulturerbe: Lustenauer Stickerhäuser

Wandert man durch Lustenau, begegnet man Geschichte: An jeder Ecke stehen Gebäude, die in den letzten 150 Jahren das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in der Marktgemeinde geprägt haben: die Stickereigebäude. Das Gemeindearchiv, das Stickereimuseum S-MAK und das DOCK 20 würdigen diese Erbe Lustenaus nun in einer Ausstellung.