Walgau
ORF Vorarlberg
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Wirtschaft

Abwärme hat als Energiequelle großes Potenzial

„Industrielle Abwärme“ ist überschüssige Energie, die in Produktionsprozessen entsteht. Sie birgt als Energiequelle großes Potenzial, wie eine vom Land Vorarlberg in Auftrag gegebene Studie zeigt. Allein mit der Abwärme aus der Vorarlberger Industrie könnten rund 50.000 Haushalte beheizt werden.

In der Studie wurde das Potenzial von 13 großen Vorarlberger Industriebetrieben unterschiedlicher Branchen – wie etwa Blum, Alpla, Rondo Ganahl oder Speedline – untersucht. Diese Betriebe machen gemeinsam rund 40 Prozent des Industrieenergiebedarfs im Land aus. Insgesamt könnten in Vorarlberg in der Industrie etwa 400 Gigawattstunden aus Abwärme gewonnen werden.

„Die Nutzung industrieller Abwärme ist deshalb wichtig, weil es eine Wärme ist, die kostenlos zur Verfügung steht und die bisher schlicht und ergreifend nicht genutzt wurde. Das heißt, wir könnten sie einfach zur Erreichung unserer Klimaziele nutzen, ohne dafür Geld auszugeben“, beschreibt Markus Preißinger, Studienautor von der Fachhochschule Vorarlberg.

„Walgau-Wärmeschiene“ als Fernwärmenetz

Insbesondere der Walgau – zwischen Feldkirch und Bludenz – zeige vielversprechendes Potenzial. Die Untersuchungen hätten ergeben, dass die Abwärme hier ganzjährig zur Verfügung stehe und ortsgebunden genutzt werden könnte. Daher wird eine „Walgau-Wärmeschiene“, also ein großflächiges Fernwärmenetz empfohlen, in das zum Ausgleich von betrieblichen Stillständen auch Wärme aus Biomasse eingespeist werden könnte, beschreibt Studienautor Christof Drexel.

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Abwärme der Abwasserreinigung kommt auch infrage

Ebenfalls untersucht wurden die 31 kommunalen Abwasserreinigungsanlagen (ARA), deren nutzbares Wärmepotenzial demnach zwischen 230 bis 340 GWh liegt. „Die ARAs haben grundsätzlich immer Abwasser, das gereinigt ist und auf einem gewissen Temperaturniveau ist, meist ungefähr zwischen zehn und 18, 19 Grad“, erklärt Preißinger.

„Wenn man hier eine Großwärmepumpe einsetzt, kann man eben genau diese Abwärme wieder auf ein Temperaturniveau bringen, wo es dann möglich ist, diese für Raumwärme zu nutzen“, beschreibt er. Aus Industrie und Abwasser ergibt sich so gesamt ein Potenzial von rund 600 Gigawattstunden. „Die 600 Gigawattstunden liegen eher an der Untergrenze“, meint Drexel. „Es könnten auch 750 sein, in etwa dieser Bandbreite wird das liegen. Das ist in etwa ein Viertel des zukünftigen Raumwärmebedarfs Vorarlbergs“, beschreibt er.

Gemeinden und Netzbetreiber werden informiert

Umwelt- und Energielandesrat Daniel Zadra (Grüne) sprach von einem „Schatz“, auf dem Weg zur Energieautonomie müsse jede Möglichkeit genutzt werden. Dazu brauche es aber die lokalen Akteure. „Diese Studie ist ein Arbeitsdokument, damit wird gearbeitet. Es werden die Gemeinden nun informiert, aber auch potenzielle Netzbetreiber“, erklärt er. „So soll es gelingen, dass die Betriebe, die Gemeinden und Netzbetreiber unter einen Hut gebracht werden und wir dieses Potenzial schnellstmöglich nutzen können“, meint Zadra.

„Wenn man das Potenzial aus den Betrieben nutzen will, dann muss man die Betriebe hier unterstützen, dann gilt es Modelle auszuarbeiten, gemeinsam mit Wärmeversorgern beispielsweise, wie man diese Abwärme an die Haushalte bringt“, sagt Wirtschaftslandesrat Marco Tittler (ÖVP)