Ein Mann im Rollstuhl
ORF
ORF
Wirtschaft

Unternehmen zahlen lieber als Behinderte einzustellen

Am 5. Mai ist der Internationale Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Die Integration dieser Menschen in den Arbeitsmarkt läuft weiterhin nur langsam. Laut einem Bericht des Sozialministeriums bezahlen ein Viertel der Unternehmen, die Menschen mit Behinderung anstellen sollten, lieber eine Ausgleichstaxe.

Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) hat darum das Budget für diesen Bereich deutlich erhöht. „Die Zahlen haben sich – jedenfalls was das Budget angeht – massiv verändert. Wir haben jetzt um zehn Prozent mehr Budget. 380 Millionen Euro stehen pro Jahr für die Integration am Arbeitsmarkt zur Verfügung. Und wir wissen, dass da massiv Nachholbedarf besteht. Und deshalb investieren wir in diesem Bereich“, so der Minister.

Illustration für: Werkstatt, Menschen mit Behinderung, Taschengeld, Inklusion am Arbeitsmarkt
ORF
Vielen Menschen mit Behinderung bleibt der Sprung in den regulären Arbeitsmarkt verwehrt.

Rauch nimmt aber auch die Länder in die Pflicht. Solange die an Sonderschulen festhalten, werde sich in der Ausbildung von beeinträchtigten Menschen nichts ändern.

Arbeit statt Beschäftigung

Für ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis statt einer Beschäftigung in einer speziellen Einrichtung spricht sich auch das Institut für Sozialdienste (ifs) aus. Denn das Eingebundensein in bestehende Strukturen, das Ausüben sinnvoller Tätigkeiten, die Kommunikation mit Arbeitskollegen und das Erhalten eines Lohnes nach Kollektivvertrag ermögliche größtmögliche Autonomie, gesellschaftliche Teilhabe und stärke den Selbstwert.

„Entscheidend ist, dass Menschen mit Beeinträchtigung nicht Bittsteller sind, die froh sein müssen, überhaupt eine Beschäftigung zu finden. Sie sind gleichberechtigte Mitglieder unserer Gesellschaft, die ein uneingeschränktes Anrecht auf Arbeit und faire Bezahlung haben“, betont Barbara Capelli, Leiterin des ifs Spagat. Bei diesem Programm werden Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf auf dem Weg der beruflichen Integration begleitet.

Leitfaden für Inklusion überreicht

Die Lebenshilfe Vorarlberg stellt am 5. Mai die Inklusion in den Mittelpunkt – also die selbstverständliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben. Um dieses Ziel weiter voranzutreiben, überreichten die Selbstvertreter (Menschen mit Behinderungen, die als Interessensvertreter fungieren, Anm.) der Lebenshilfe der Wolfurter Bürgermeisterin Angelika Moosbrugger (ÖVP) den Leitfaden „Inklusion in Gemeinden“.

Eine Gruppe von Menschen posiert für ein Foto mit einem Schild „Ja zum Mitanand“.
Lebenshilfe Vorarlberg
Die Selbstvertreter der Lebenshilfe Vorarlberg übergaben der Wolfurter Bürgermeisterin Angelika Moosbrugger einen Leitfaden.

„Wir stehen bereit, um Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zu unterstützen, zu beraten und damit gemeinsam eine inklusivere Umgebung für alle zu schaffen“, so Klaus Brunner, erstgewählter Selbstvertreter und Vorstandmitglied der Lebenshilfe Vorarlberg. Bürgermeisterin Moosbrugger bezeichnet den Inklusionsleitfaden als ein wertvolles Instrument, um Wolfurt noch lebenswerter für alle Menschen zu gestalten.