Psychotherapie Praxis – Michael Kögler, Vorsitzender Landesverband Psychotherapie
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Gesundheit

Längere Wartezeiten in der Psychotherapie

Seit der Coronavirus-Pandemie suchen immer mehr Menschen einen Psychotherapeuten auf. Zahlen der ÖGK belegen eine Zunahme um 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Während also die Klientenzahlen steigen, bleiben jene der Fachleute gleich. Darum werden die Wartezeiten immer länger: Über sechs Monate für einen Termin sind mittlerweile keine Seltenheit.

Die unsicheren Zeiten füllen die Praxen der Psychotherapeuten: Pandemie, Ukrainekrieg, Inflation, Klimaproblematik, Nahostkonflikt – als Folge der vielen Krisenherde benötigen immer mehr Menschen eine psychotherapeutische Behandlung. Laut ÖGK haben im Jahr 2022 gut 7.200 Menschen in Vorarlberg einen Psychotherapie-Platz in Anspruch genommen, eine Steigerung von 7,4 Prozent gegenüber dem Jahr davor.

Längere Wartezeiten in der Psychotherapie

Seit der Coronavirus-Pandemie suchen immer mehr Menschen einen Psychotherapeuten auf. Zahlen der ÖGK belegen eine Zunahme um 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Während also die Klientenzahlen steigen, bleiben jene der Fachleute gleich. Darum werden die Wartezeiten immer länger: Über sechs Monate für einen Termin sind mittlerweile keine Seltenheit.

Den öffentlichen Einrichtungen fehlt allerdings das Fachpersonal, daher kommt es zu langen Wartelisten. Manche müssen sich über sechs Monate für einen Termin gedulden. Es liege oft an der Bezahlung, dass gerade im Landeskrankenhaus Rankweil und in anderen öffentlichen Einrichtungen, die federführend für die Psychotherapie zuständig sind, das Fachpersonal fehlt, sagt der Vorsitzende vom Landesverband Psychotherapie, Michael Kögler.

Michael Kögler, Vorsitzender Landesverband Psychotherapie
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Michael Kögler, Vorsitzender des Landesverbands Psychotherapie Vorarlberg

Ältere vereinsamen zunehmend

Dabei ist der Bedarf bei Jung und Alt enorm gestiegen, berichtet der Psychotherapeut: „Wir haben ja auch ein Stück weit eine Vereinsamung innerhalb der Gesellschaft. Und natürlich werden viele Ältere werden dann massiv depressiv.“ Ab 60 bis 65 Jahren sehe man einen Anstieg bei den Suizid-Zahlen, sagt Kögler: „Wenn man sich nicht mehr bewegen kann, nur mehr im Stuhl sitzen, dann sagt man sich: Ich habe mein Leben gelebt und es gibt kaum mehr Verwandte, die mich besuchen. Welche Qualität hat mein Leben dann?“

Jüngere haben massive Zukunftsängste

Auch bei jungen Menschen beobachtet Kögler eine besorgniserregende Entwicklung: „Die Jugendlichen haben massive Zukunftsängste, depressive Verstimmungen, Schlafstörungen und natürlich auch Suizid-Fantasien.“ 40 Prozent der sich in Behandlung befindenden Mädchen denken laut Kögler daran, sich das Leben zu nehmen, bei den Jungen seien es 30 Prozent.

Schnellere Hilfe für Jüngere bei „Gesund aus der Krise“

Junge Erwachsene bis 22 Jahre haben allerdings durch die Aktion „Gesund aus der Krise“ die Chance auf einen recht zeitnahen Behandlungstermin: „Da kann man 15 Stunden Psychotherapie völlig unbürokratisch in Anspruch nehmen. Und wenn Sie da in Wien anrufen, dann garantiere ich Ihnen, haben Sie in ein bis drei Wochen einen Termin.“

Schmalere Administration und bessere Bezahlung

Das allerdings zeige gleichzeitig auch auf, woran es im System krankt, sagt der Vorsitzende des Landesverbands für Psychotherapie: „Warum haben wir da so eine schnelle Abwicklung? Weil es eine schmale Administration gibt und weil die Bezahlung stimmt. Das stellt dann schon dem bestehenden System die Rute ins Fenster und zeigt, wie es gehen könnte“, sagt Kögler.