Blick ins Rheintal mit Bodensee
imago images/Alexander Rochau
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Wirtschaft

Hohe Produktivität, geringe Beteiligung am Erfolg

Am Dienstag wurde das Arbeiterkammer Standort-Rating der AK Vorarlberg vorgestellt, also eine umfassende Bewertung des Arbeits- und Wirtschaftsstandorts Vorarlberg. Die Studie zeigt, in keinem anderen Bundesland ist die Stundenproduktivität so hoch, doch die Arbeitnehmer werden laut AK im Vergleich am wenigsten am Erfolg beteiligt.

In Vorarlberg ist der erwirtschaftete Kuchen laut AK-Standortranking im Vergleich zu den anderen Bundesländern besonders ungleich verteilt. Im Jahr 2021 flossen knapp 44 Cent pro erwirtschaftetem Euro in Lohneinkommen. In den anderen Bundesländern kommt mehr bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern an. Laut Arbeiterkammer ist das keine Momentaufnahme, sondern schon seit langem so: 2015 flossen 43 Cent pro erwirtschaftetem Euro in Lohneinkommen. Die Zahl stieg innerhalb von sechs Jahren also nur um einen Cent – während die Lebenshaltungskosten in diesem Zeitraum deutlich stärker stiegen.

Unternehmenseinkommen deutlich über Durchschnitt

Bei den Unternehmenseinkommen ist es genau umgekehrt, hier liegt Vorarlberg deutlich über dem Österreichdurchschnitt, und das über den gesamten Betrachtungszeitraum von 2000 bis 2021 hinweg.

Dabei sind laut Arbeiterkammer die Vorarlberger die Fleißigsten in Österreich: Die Stundenproduktivität liegt auf dem ersten Platz im Bundesländervergleich, bei durchschnittlich knapp 63 Euro realem Bruttoregionalprodukt (Preisbasis 2010). Zudem ist die Produktivität in den letzten Jahren stetig gewachsen.

ak
Statistik Austria

Zunehmende Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen

Die Arbeitsbereitschaft ist laut Arbeiterkammer in Vorarlberg hoch und wächst stetig. Zentrale Kennzahl hierfür ist die Erwerbsquote der 15- bis 64-Jährigen, welche seit 2010 um knapp zehn Prozent gestiegen ist. Das liegt vor allem daran, dass es immer mehr Teilzeitbeschäftigte gibt (+37 Prozent). Aber auch die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten (+10 Prozent) ist stetig gestiegen.

Dennoch steht der Arbeitsmarkt vor Herausforderungen. Den Unternehmen fällt es zunehmend schwer, Stellen zu besetzen. Die Anzahl der offenen Stellen hat sich in den vergangenen Jahren merklich erhöht und die durchschnittliche Dauer bis zur Besetzung ist angestiegen. Vorarlberg altert zudem schneller als es wächst. Bereits 2030 wird es laut Prognose in Vorarlberg mehr Personen im Alter von über 65 Jahren, als 0- bis 19-jährige Personen geben.

Arbeits- und Lebensbedingungen entscheidend

Noch ist die Erwerbsquote bei den Jüngeren im Bundesvergleich hoch, der Anteil der jungen Erwerbsbevölkerung wird aber künftig weiter abnehmen. Besonders bei Frauen ist die Erwerbsquote im Alter von 20 bis 44 Jahren verhältnismäßig gering.

Über 42 Prozent der Frauen in Teilzeit geben an, aufgrund von Betreuungspflichten nicht in Vollzeit zu arbeiten. Das Kinderbetreuungsangebot ist laut Arbeiterkammer also nach wie vor zu gering.

Wenig Stellen für Personen mit Pflichtschulabschluss

Bei genauer Betrachtung der unbesetzten Stellen zeigt sich, dass es besonders für Personen mit maximal Pflichtschulabschluss wenig offene Stellen gibt. Vorarlberg hat mit 16,3 Prozent in Österreich gemeinsam mit Wien immer noch den größten Anteil an Personen mit maximal Pflichtschulabschluss. Die Teilnahme an Weiterbildungen ist unter dem österreichischen Durchschnitt. Eine Qualifizierungsoffensive könnte laut Arbeiterkammer diese Personengruppe dabei unterstützen, höhere Bildungsabschlüsse und damit größere Erwerbsmöglichkeiten zu erreichen.

Wohneigentum wird für viele unleistbar

Die Teuerung setzt den Menschen in Vorarlberg zu. Eine besondere Herausforderung stellen vor allem die Wohnkosten dar. Das ist zudem ein großes Problem für die Standortattraktivität.

Die durchschnittlichen Häuser- (+91 Prozent) und Wohnungspreise (+81 Prozent) sind zwischen 2015 und 2022 in keinem anderen Bundesland so stark gestiegen wie in Vorarlberg, die Grundstückspreise haben sich sogar weit mehr als verdoppelt (+240 Prozent). Nur in Salzburg zahlen die Menschen noch mehr Miete. Laut Erhebungen der Statistik Austria sind 20 bis 35 Prozent aller Haushalte durch die Wohnkosten überlastet. Das bestätigt auch die AK Wohnumfrage 2023.