Seit 2020 zählen Forschende der Universität Innsbruck gemeinsam mit Freiwilligen die Tagfalter in Vorarlberg, am Freitag zogen die Projektverantwortlichen bei einer Presskonferenz Bilanz. An 100 Standorten wurden die Tiere in den vier Jahren beobachtet – von intensiv genutzten Talwiesen über geschützte Feuchtgebiete bis zu alpinen Rasen waren alle offenen Lebensräume vertreten. 108 verschiedene Arten wurden dabei dokumentiert – das sind 68 Prozent der Arten, die in Vorarlberg vorkommen. Unterstützt wurden die Forschenden von Ehrenamtlichen, die bei über 600 Erhebungen weitere Tagfalter zählten.
Das Monitoring
Wissenschaftlich geleitet wird das Monitoring vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck. Getragen wird es von der Dornbirner Naturschau inatura, den Tiroler Landesmuseen, der Billa Stiftung Blühendes Österreich und der Abteilung Umwelt- und Klimaschutz des Landes Vorarlbergs.
Besondere ökologische Bedeutung
Bei dem Biodiversitäts-Monitoring stehen nicht die besonders seltenen Arten im Vordergrund. Es gehe vielmehr um die Beobachtung der Bestandsentwicklung häufiger und weit verbreiteter Arten wie beispielsweise dem Kleinen Fuchs oder dem Großen Ochsenauge, heißt es von der inatura.
Diese Tiere sind nicht nur schön anzusehen, besonders die häufigen Arten sind auch von besonderer ökologischer Bedeutung. „Schmetterlinge und andere Insekten sind unabdingbar für gesunde Ökosysteme. Von der Bestäubung von Blütenpflanzen bis zur Nahrungsgrundlage für Vögel, Reptilien, Fledermäuse und andere Kleinsäuger erfüllen sie eine Vielzahl wichtiger ökologischer Funktionen“, erklärt Projektleiter Johannes Rüdisser. „Gleichzeitig sind sie ausgezeichnete Biodiversitäts-Indikatoren – geben also Auskunft, wie es um den Zustand eines Lebensraums steht.“
Auch bedrohte Arten gefunden
Auch seltene und gefährdete Arten wurden beobachtet – darunter sechs Arten, die europaweit unter Schutz stehen und deren Erhalt in Vorarlberg daher von besonders großer Bedeutung sei, wie die Forscher betonen: Goldener Scheckenfalter, Roter und Schwarzer Apollo und drei Vertreter der Ameisenbläulinge.
„Leider sind sehr viele Schmetterlinge in Vorarlberg aus unterschiedlichsten Gründen in ihrem Bestand bedroht“, so der für Naturschutz zuständige Landesrat Daniel Zadra (Grüne). Effektives Monitoring sei auch deshalb unverzichtbar, um die Entwicklung von Arten zu erkennen und gezielte Schutzmaßnahmen zu entwickeln.
Starke Schwankungen
Ein zentrales Anliegen des „Viel-Falter Monitorings“ sei es nicht zuletzt auch, möglichst viele Menschen für die biologische Vielfalt zu begeistern, so Ruth Swoboda, Direktorin der inatura. „Schmetterlinge eignen sich besonders gut als Botschafter für die Insektenvielfalt, das hat sich bei Vorträgen, Workshops und Exkursionen immer wieder gezeigt.“
Da die Bestände von Insekten kurzfristig starken natürlichen Schwankungen unterworfen sind, sei ein Monitoring über mehrere Jahre bis Jahrzehnte besonders wichtig, um Trends ableiten und Veränderungen feststellen zu können, so die Forscher. Auch heuer werden daher wieder Schmetterlingsbegeisterte auf Vorarlbergs Wiesen unterwegs, um Daten für den nächsten Erhebungszyklus zu sammeln.