„Diese Beobachtungen tragen zu einem besseren Verständnis von aufwärts gerichteten Blitzen bei“, schrieben die Forscherinnen und Forscher um Farhad Rachidi zu der Studie, die im Fachblatt „Scientific Reports“ veröffentlicht wurde. Solche aufwärts gerichteten Blitze seien eine der Hauptursachen für Schäden an hohen Gebäuden wie Windkraftanlagen und Telekommunikationstürmen sowie an Flugzeugen bei Start und Landung sind.
Besonders gefährliche Blitze
Aufwärts gerichtete positive Blitze sind relativ selten. Im Gegensatz zu den häufigeren Abwärtsblitzen, die von den Wolken zur Erde zucken, gehen sie von einem hoch gelegenen Objekt wie einem Gebäude oder einer Bergspitze aus und breiten sich in Richtung der Wolken aus. Wenn sich die Tentakel eines solchen Blitzes mit den Gewitterwolken verbinden, überträgt sich die positive Ladung der Wolken auf das hoch gelegene Objekt.
Diese Art von Blitz kann besonders gefährlich sein, da der Blitz länger mit einem Gebäude oder einer Struktur in Kontakt bleibt als ein abwärts gerichteter Blitz, wie die Forscher erklärten. Dadurch steht mehr Zeit für die Übertragung der elektrischen Ladung zur Verfügung, was zu größeren Schäden führen kann.
124 Meter hoher Turm am Säntis
Die Messung der Röntgenstrahlen solcher Blitze führten die Forschenden auf dem Säntis durch. Auf dem Berggipfel im Appenzell steht ein 124 Meter hoher Turm, der laut den Forschenden ideale Messbedingungen liefert.
Der Säntis ist einer der beliebtesten Ausflugsberge im Bodenseeraum. Nur rund 20 Kilometer von Feldkirch entfernt, bietet sich auf 2.502 Metern Seehöhe bei klarem Himmel ein sechs Länder umfassendes Panorama. Bei Gewitter hingegen ist der 124 Meter hohe Telekommunikationsturm auf dem Gipfel ein regelrechter Blitz-Magnet – ideal für die Experimente, die im Sommer 2021 begannen. Dabei stellten die Forscher bereits fest, dass mit einem in den Himmel gerichteten Superlaser Blitze abgewehrt werden können.
Forschungen am Säntis gehen weiter
Der eigentliche Mechanismus, durch den Blitze ausgelöst werden und sich ausbreiten, sei nach wie vor ein Rätsel, so die Forscher. Die Messung der Röntgenstrahlen dieser Blitze trage aber zum Verständnis dieses Mechanismus bei. Die Beobachtungen am Säntis sind noch nicht abgeschlossen. Als Nächstes planen die Wissenschafter, einen Mikrowellensensor zu der Ausrüstung des Turms hinzuzufügen, um weitere Messungen durchzuführen.