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Wirtschaft

Nahwärme: Nicht alle profitieren vom neuen Preis-Index

Mit dem neuen Vorarlberger Index soll die Preisberechnung für die Kundinnen und Kunden von Nah- und Fernwärme seit Anfang des Jahres transparenter und realitätsnäher werden. Doch der Index ist nicht bindend und nicht alle Lieferanten passen ihre Preise an. Die Arbeiterkammer rät, sich vor einem Vertragsabschluss genau zu informieren.

Mittlerweile wird österreichweit fast jede vierte Wohnung mit Nah- oder Fernwärme versorgt. Das sind über eine Million Haushalte – und die Zahlen stiegen weiter. Auch in Vorarlberg steigt das Interesse – und auch die Zahlen der Anlagen geht weiter nach oben. Derzeit gibt es 130 Biomasseheizwerke in Vorarlberg, die rund 10.000 Gebäude mit Nah- bzw. Fernwärme versorgen. Nach den Plänen des Landes soll die Nahwärmeversorgung bis 2030 verdoppelt werden.

Als Nahwärme…

…wird die Lieferung von Wärme zur Gebäudeheizung über eine verhältnismäßig kurze Strecke bezeichnet. Der Übergang zur Fernwärme und den dort vorherrschenden größeren Wärmemengen und dem ausgedehnteren Leitungsnetz ist fließend.

Weitere Projekte in Planung

Die landeseigene Energieversorger illwerke vkw ist Alleineigentümer von drei Nahwärmeversorgungen und bei sieben Biomasseheizwerken gesellschaftlich beteiligt. Zwei davon sind derzeit in Planung, wie Christian Meusburger, Leiter Energie und Wärmeservice der vkw erklärt. Dabei handelt es sich um ein Projekt für Bregenz und Wolfurt und eines für Bludenz und Bürs. Auch viele kleine Energiedienstleister bieten immer neue Nahwärmeversorgungen an.

In Lustenau will der Kärntner Energiedienstleister Kelag ein 17 Kilometer langes Fernwärmenetz nahe dem Betriebsgebiet Heitere bauen. 200 Gebäude im Ort sollen dann Anfang 2027 mit Nahwärme beliefert werden, sagt Bürgermeister Kurt Fischer (ÖVP). Darunter sind auch große Gebäude der Gemeinde wie Schulen und Kindergärten, das Rathaus, aber auch große Wohnanlagen und Einfamilienhäuser, ebenso das Reichshofstadion. Als Besonderheit soll das Lustenauer Wärmenetz mit Schwemmholz aus der Umgebung beheizt werden.

Aufstieg der Biomasseheizwerke in Vorarlberg

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Index
Die Berechnung der Nahwärme-Kosten war lange Zeit undurchsichtig und stark vom Ölpreis abhängig, obwohl die Energiegewinnung hauptsächlich auf Holz basiert. Seit diesem Jahr soll der neue Nahwärme-Index für mehr Transparenz und eine realitätsnahe Preisgestaltung sorgen. Er berücksichtigt nun einen hohen Holzanteil in der Preisberechnung. Der Index ist aber nicht rechtlich bindend.

Preisgestaltung sorgt für Kritik

Allerdings sorgt die Preisgestaltung bei der Nahwärme teilweise für Ärger. Zwar gibt es einen neu vom Land gestalteten Nahwärmepreisindex, der für mehr Transparenz sorgen soll. Dieser ist aber rechtlich nicht bindend und nicht alle Lieferanten passen ihre Preise an. „Zur Preisfindung muss man natürlich die Projekte individuell betrachten“, sagt auch Christian Meusburger von der vkw. Jede Versorgung habe hier andere und unterschiedliche Rahmenbedingungen.

„Dort, wo bei uns neue Verträge gemacht werden, wird eben auch dieser neue Biowärmeindex in den Verträgen verankert“, so Meusburger. Für bestehende Nahwärme-Kundinnen und Kunden sieht das Ganze allerdings meist anders aus: Ihre Verträge werden bei vielen Lieferanten nicht automatisch an den neuen Index angepasst.

Arbeiterkammer rät zur genauen Information

Die Arbeiterkammer kritisiert, dass es in diesem Bereich weiter an Transparenz mangele – vor allem auch deswegen, weil es keinen rechtlichen Rahmen gebe, wie es bei Strom und Gas der Fall sei. Es brauche eine Rechtsgrundlage, diese müsse auf Bundesebene geschaffen werden, so AK-Konsumentenberater Paul Rusching im „Vorarlberg heute“-Interview.

Er empfehle, sich so viele Informationen wie möglich etwa beim Energieinstitut oder der AK zu beschaffen, bevor man sich an das Nah- oder Fernwärmenetz anschließen lasse. Es könne sein, dass die Heizkosten unter dem Strich deutlich teurer seien als bei anderen Heizsystemen.

Gespräch mit Paul Rusching, Arbeiterkammer Vorarlberg

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Onlineplattform

Für Kunden empfiehlt es sich auch, Kontakt mit dem Wärmelieferanten aufzunehmen, um über neue Vertragsmöglichkeiten zu sprechen. Eine Onlineplattform soll künftig Transparenz schaffen, indem sie die Tarife aller österreichischen Nah- und Fernwärmelieferanten auflistet.