Variantenstudie: Visualisierung
Gemeinde Altach
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Politik

Altach will „Kratten“ zur Lkw-Straße machen

Altach und Götzis haben ihren Streit um den Kies-Abbau beigelegt. Jetzt soll eine Straße durch das Naherholungs-Gebiet für Lkw verbreitert werden. Auch die Bevölkerung soll dadurch eine Verkehrsentlastung spüren. Gemeinsam mit einem Planungsbüro hat man neun Varianten untersucht. Die bekannte Variante „Kratten“ scheint demnach die Geeignetste zu sein.

Die Bevölkerung an den Zufahrtsstraßen zum Gewerbegebiet „Große Wies / Unter Hub“ in Altach soll vom Lkw-Verkehr entlastet werden – so lautete das Ziel der Variantenuntersuchung, deren Ergebnisse die Gemeinde am Donnerstag präsentierte. Dabei wurden mögliche Lösungen anhand von neun Varianten durch das Verkehrsplanungsbüro Planoptimo geprüft.

Höchste Entlastung durch Variante „Kratten“

Die sogenannte Variante „Kratten“ bringe demnach die höchste Entlastungswirkung, die geringste Bodenversiegelung und auch den geringsten Verbrauch an Flächen, teilte die Gemeinde mit. Zudem liege diese mögliche Verkehrslösung am nächsten zur parallel verlaufenden Autobahn A14, so der Altacher Bürgermeister Markus Giesinger (ÖVP) zusammen mit den Verkehrsexperten.

„Bei der Variantenprüfung haben wir uns auch intensiv mit den Anliegen der Bürgerinitiative auseinandergesetzt, also etwa wie eine Bodenversiegelung möglichst vermieden oder das Naherholungsgebiet gewahrt werden kann“, so Giesinger. „Uns war und ist immer schon bewusst, jede Entscheidung ist auch ein Kompromiss. Darum war es wichtig, eine gute und fundierte Basis für die notwendige Verkehrslösung zu erarbeiten.“

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Variantenstudie: Visualisierung
Gemeinde Altach
Eine Visualisierung der Variantenstudie „Kratten“ mit Ausweichstellen für Lkw
Variantenstudie: Visualisierung
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In dieser Visualisierung der Variantenstudie „Kratten“ ist die Verkehrsführung an den dort befindlichen landwirtschaftlichen Betrieben eingefügt
Variantenpräsentation
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Bürgermeister Markus Giesinger (im Bild in der Mitte) präsentierte die Ergebnisse der Variantenstudie gemeinsam mit den Verkehrsexperten von Planoptimo, Dr. Helmut Köll (r.echts im Bild) und Florian Hauser (links im Bild).
Variantenpräsentation
Gemeinde Altach
Die Ergebnisse der Studie wurden mittels Schautafeln erklärt

Abwägung der Vor- und Nachteile der Varianten

Planungsbüro und Gemeinde kamen zu dem Schluss, dass Vieles für die Variante „Kratten“ spreche: „Diese bringt eine erhebliche Entlastung der Wohngebiete im Ort und führt im Vergleich etwa mit der Variante „Brühlgraben“ zu einer geringeren Belastung der dortigen Naherholungsräume. Mit entsprechenden Begleitmaßnahmen können negative Auswirkungen deutlich minimiert werden“, führte Verkehrsplaner Helmut Köll von Planoptimo am Donnerstag aus.

Bei der Variante „Kratten“ könne zudem weitestgehend die bereits bestehende Straßeninfrastruktur genutzt werden, weshalb die zusätzlich zu versiegelnden Flächen gering seien. Die Varianten „Krebsenbachstraße“, „Bischofsrütti“ und „Brogerweg mit Umfahrung“ würden demnach nur zu einer Teilentlastung in den Wohngebieten führen. Die Varianten „Brühlgraben“ und„Kratten“ wiederum zu einer stärkeren Lkw-Entlastung. Beim „Kratten“ sei aber laut Studie die Belastung von Naherholungsräumen geringer.

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Neun Varianten wurden untersucht

  1. Ausbau Brogerweg und Kreisverkehr L 203
  2. Ausbau Brogerweg mit A 14 Querung und Kreisverkehr L 203
  3. Ausbau Brogerweg mit A 14 Querung, Kreisverkehr L 203 und Umfahrung
  4. Ausbau entlang Brühlgraben
  5. Ausbau Kratten
  6. Einbahnring Ober Hub – Unter Hub
  7. Ausbau Krebsenbachstraße
  8. Ausbau Bischofsrütti
  9. Ausbau Krebsenbachstraße und kurzer Einbahnring

Geplante Begleitmaßnahmen

Über das 1.600 Meter kurze Straßenstück wird schon lange debattiert. Die Straße würde einspurig bleiben, an Ausweichstellen würden Lkw aneinander vorbeikommen. Für „Kratten“ gäbe es in Zukunft ein Fahrverbot, hier sollen dann nur noch LKW fahren dürfen.

  • Mit Bepflanzungen direkt an der bestehenden Wegtrasse soll der Naturraum aufgewertet werden.
  • Ein allgemeines Fahrverbot für Kraftfahrzeuge im gesamten Gebiet zwischen Rheinstraße und Schnabelholz
  • Ausnahme 1: Zufahrt zum Gewerbegebiet Große Wies / Unter Hub und zum Kieswerk Kopf für Lkw über 7,5 t
  • Ausnahme 2: Zufahrt zu landwirtschaftlichen Betrieben
  • Aufwertung bestehender Fußgänger- und Radfahrerrouten:
  • Weg westlich des Krebsenbaches – von der Brücke zum Siedlungshof Marte bis zur Brücke zum Siedlungshof Wüstner
  • Führen des Radverkehrs zum SCRA-Nachwuchscampus und in Richtung Mäder über den Emmebachradweg bzw. Frauenwies und die Stadionstraße zur alten Landstraße
  • Das gesamte Gebiet ist zukünftig am Abend und am Wochenende verkehrsfrei

2.000 Unterschriften gegen die Straße

Derzeit zwängen sich jeden Tag an die 150 Laster durch Siedlungsstraßen zum Gewerbegebiet. 2.000 Menschen in Altach haben mit ihrer Unterschrift gegen diese Straße protestiert. Bürgermeister Giesinger sagt, man nehme die Sorgen der Menschen ernst.

Opposition ist enttäuscht

Die Opposition ist natürlich enttäuscht, sie wirft dem Bürgermeister vor, dass es ihm nur ums Geld gehe. „Wenn man jetzt die Zahlen sieht, sieht man ganz eindeutig, dass das für das Kieswerk ist und die anderen Straßen nebenrangig sind“, sagt Gemeinderat Willi Witzemann von der Bürgerliste Altach + Die Grünen.

Der Bürgermeister hingegen wirft der Opposition vor, die Straße nur abzulehnen, weil sie generell gegen das Kieswerk sei. „Wir haben gesagt, wir wollen das Kieswerk an diesem Standort nicht“, präzisiert Witzemann: „Und jetzt sind eben andere Varianten zu suchen und wären auch vorhanden. Aber wenn man das nicht möchte, dann ist man als Opposition der Gegner oder gegen alles, wie es die ÖVP immer wieder beschreibt.“

Auch der ehemalige ÖVP-Gemeinderat Herbert Sohm ist wenig zuversichtlich: „Die Karten für uns stehen sicherlich schlecht. Ich meine, dass die Gemeinde einen großen Fehler macht, wenn sie unser einziges noch bestehendes Naherholungsgebiet hier kaputt macht.“

Bürgermeister möchte noch heuer beginnen

Die Altacher ÖVP hat in der Gemeindevertretung die Mehrheit, sie entscheidet Ende April, ob „Kratten“ zur Lkw-Straße wird. Der Bürgermeister möchte im Idealfall noch in diesem Jahr mit dem Bau beginnen.