Nachhilfeunterricht für Lehrkräfte in Sachen KI
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Bildung

KI-Nachhilfe für Lehrkräfte

Künstliche Intelligenz (KI) und Programme wie ChatGPT werden als Lernhilfe wohl auch den Schulalltag verändern. Zugleich stellen sie natürlich auch eine Herausforderung dar, die Lehrkräfte mitunter auch verunsichert. Deshalb drücken die Lehrerinnen und Lehrer jetzt die Schulbank, um den sinnvollen und kritischen Umgang mit KI zu erlernen.

Für viele Lehrpersonen gerade aus dem Pflichtschulbereich ist die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz praktisch Neuland, bestätigt zum Beispiel Lehrerin Lisa Isele von der SMS Wolfurt: „Ich würde gerne mehr über die KI erfahren, das ist mir ganz wichtig. Ich habe das Gefühl, ich hinke etwas hinterher und meine Schüler sind mit in manchem schon voraus.“

Ihre Kollegin Claudia Delle Karth von der MS Dornbirn Markt interessiert sich vor allem auch für die rechtlichen Aspekte, z.B. beim Zitieren – obwohl das in der Mittelschule vielleicht noch nicht so im Vordergrund stehe. Am Einsatz von KI an Schulen wird allerdings kein Weg vorbeiführen, meint Clemens Scherrer vom Poly Bludenz: „Es ist schon voll im Einsatz in den verschiedensten Fächern. Aber man sollte es nicht nur als Gefahr sehen, sondern erkennen, dass es auch Chancen mit sich bringt.“

KI an Schulen

Die Künstliche Intelligenz eröffnet den Schulen viele neue Chancen, sorgt aber auch für Unsicherheit.

Chancen und Herausforderungen

Zum Beispiel für Referate, meint Delle Karth: „Wenn sie Informationen aus ChatGPT holen, lernen sie ja auch etwas und müssen es später vortragen.“ Auch für die Lehrpersonen ergeben sich dadurch Möglichkeiten der Unterstützung meint Evelyn Mitterbacher vom BG Dornbirn: „Wie sie ihre Vorbereitung besser gestalten können, oder wie sie ihre Fragestellungen für Tests besser formulieren können.“

Was ist vom Schüler und was von der KI?

Doch die Bewertung von Schülerleistungen wird in KI-Zeiten zur größten Herausforderung, meint Lisa Isele: „Als Deutschlehrerin tue ich mir schwer, zu beurteilen, ob die Schülerinnen und Schüler etwas selbst geschrieben haben oder kommt es von der KI? Ist es Eigen- oder Fremdleistung?“ Die Schulen sind jedenfalls gefordert, alle Schüler auf ein Leben in einer durch die KI beeinflussten Welt vorzubereiten.

Thomas Schroffenegger von der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg
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Thomas Schroffenegger von der pädagogischen Hochschule Vorarlberg im Gespräch mit ORF-Moderator Thomas Haschberger (links im Bild)

Studiogespräch mit Thomas Schroffenegger von der PH

Thomas Schroffenegger über KI an Schulen

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ORF Vorarlberg: Künstliche Intelligenz in der Schule ist ein richtig spannendes Thema. Wie kann man aber jetzt alle Schulen und alle Lehrpersonen für dieses Thema fit machen?

Thomas Schroffenegger: Ja, das ist eine große Herausforderung. Ich denke, gerade im Land Vorarlberg mit über 6.000 Lehrpersonen in verschiedenen Schularten, da bietet die Pädagogische Hochschule unter anderem Fortbildungsveranstaltungen an zu diesem Thema und auch schulinterne und schulübergreifende Fortbildungen können von den Schulen angefragt werden. Es gibt auch Onlineangebote – das sind so die Möglichkeiten, sich hier zu informieren und auf das Thema sich einzuarbeiten.

ORF Vorarlberg: Das Thema hat extrem Fahrt aufgenommen in den letzten Monaten. Künstliche Intelligenz kommt aber in den Schulen schon zum Einsatz. Gibt es da einen Unterschied zwischen höheren Schulen und zum Beispiel Mittelschulen?

Thomas Schroffenegger: Ja, durchaus. Gerade in den berufsbildenden höheren Schulen sind solche Werkzeuge ja auch schon seit Jahren im Einsatz. Machine Learning oder künstliche Intelligenz, das sind Werkzeuge, die im professionellen Umfeld auch schon länger im Einsatz sind. Aber gerade durch ChatGPT und ähnliche neue Tools, ist jetzt halt wirklich das Thema in die breite Öffentlichkeit gelangt. Und dadurch ist jetzt natürlich auch in der Sekundarstufe eins in den Schulen in der zehn bis 14-jährigen angekommen.

ORF Vorarlberg: Das Anwendungsgebiet wird immer größer – gibt es da auch klare Richtlinien bei der Beurteilung, wenn künstliche Intelligenz mithilft?

Thomas Schroffenegger: Ja, durchaus. Also es gibt natürlich verschiedene Möglichkeiten, das Thema einzuordnen in verschiedenen Unterrichtsfächern oder den Anwendungsbereichen. Einerseits ist es wünschenswert, das Thema aktiv auch in die Schule zu bringen, das heißt Lehrpersonen, die das thematisieren: Wie gehe ich damit um? Was für Gefahren sind damit verbunden, dass Schülerinnen und Schüler lernen, damit umzugehen? Und andererseits ist es halt auch so, dass man auch sagen kann: Ja, ich möchte das aktiv zur Unterstützung, Lernhilfe oder was auch immer anwenden. Und das ist dann auch ein Anwendungsgebiet, wo es aktiv bewusst von der Schule betrieben wird.

ORF Vorarlberg: Sie haben schon gesagt, es kann auch als Lernhilfe verwendet werden. Kann die künstliche Intelligenz dann auch bei der Bildungsgerechtigkeit mithelfen?

Thomas Schroffenegger: Ja, auf jeden Fall. Ich meine, wenn jetzt heute jemand einen Aufsatz abgibt und der ist von der KI geschrieben, dann ist das ja sowohl rechtlich als auch sachlich im Grunde dasselbe, wie wenn das der Vater, die Mutter oder Onkel Karl gemacht hätte. Na gut, dieses Problem haben wir schon lange. Bildung wird in Österreich vererbt und das ist eigentlich kein gutes Ergebnis eines Bildungssystems, wenn man weiß, dass sich eben Schulabschlüsse über Vererben weitergeben und nicht über Schulleistung oder Leistungswille. Und so könnte das durchaus auch ein Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit sein, wenn eben bestimmte Schüler Zugriff auf Nachhilfe oder Unterstützung haben, die sie sonst nicht gehabt hätten.