Die Caritas wurde 1924, fünf Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, gegründet, um den Ärmsten der Armen zu helfen, den sozialen Zusammenhalt zu stärken und Kräfte zu bündeln. Schmolly betont, dass diese Themen auch heute noch relevant sind, wenn auch in anderem Kontext. Von einem einzigen Hauptamtlichen und vielen Freiwilligen in den Gemeinden hat sich die Organisation zu einer großen Wohltätigkeitsorganisation mit 670 hauptamtlichen Mitarbeitern und etwa 1.000 Freiwilligen in Vorarlberg entwickelt.
Als Zeichen einer funktionierenden Gesellschaft
Schmolly sieht die Caritas als Zeichen dafür, dass die Gesellschaft funktioniert und Verantwortung für Notsituationen der Menschen übernimmt. Er betont, dass die Caritas von der zivilgesellschaftlichen Bewegung des Karitativen getragen wird und dass es ein gutes Zeichen ist, dass viele Menschen sich für das Soziale engagieren.
Schmolly sieht die größten Herausforderungen für die Caritas in den sich schnell verändernden Zeiten, die von Krisen und Teuerung geprägt sind. Er betont die Notwendigkeit, darauf zu achten, dass möglichst keine Menschen den Anschluss verlieren und insbesondere Kinder nicht um ihre Chancen gebracht werden. Ein weiteres wichtiges Thema ist der soziale Zusammenhalt, an dem die Caritas arbeitet.
Kinder von Anfang an im Fokus
Die Caritas wurde vor knapp 100 Jahren in einer Zeit großer sozialer Herausforderungen gegründet. Von Anfang an lag der Fokus auf der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, ein Engagement, das bis heute anhält und in der aktuellen Krisenzeit wichtiger denn je ist.
Einsamkeit – heute ein großes Problem
Die Caritas hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt und ihre Arbeit auf verschiedene Bereiche ausgeweitet, von der Unterstützung für Mütter und Kinder bis hin zu Hospizarbeit und internationalen Projekten. Heute benötigen in Vorarlberg 1.818 Kinder Unterstützung von der Caritas, das sind fast 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Doch anders als in den Gründungsjahren fehlt es heute nicht nur an materiellen Dingen. „Sie leiden unter Einsamkeit“, sagt Schmolly. ’Es ist ein Thema, das nicht mehr nur betagte Menschen betrifft, sondern auch schon in der Gruppe der Kinder und Jugendlichen.
Die Rolle der Gemeinschaft
Gegen Einsamkeit könne keine Dienstleistung angeboten werden. Hier sei die Hilfe von jedem Einzelnen gefordert. Trotz der aktuellen, nahezu parallel laufenden Krisen, die die Menschen auf eine gewisse Weise abstumpfen, stellt die Caritas Vorarlberg ein nach wie vor gutes Zeugnis aus. „Menschen wollen natürlich, wenn sie helfen, die Erfahrung machen, dass ihre Hilfe tatsächlich etwas bewirkt“, sagt Schmolly. „Und dafür sind Menschen heute sensibler als vielleicht noch vor Jahrzehnten, in denen es gewissermaßen Usus war, einfach zu helfen, wenn die Caritas sammelt.“
Ein Blick in die Geschichte
Die Caritas Vorarlberg, eine der ältesten und renommiertesten sozialen Einrichtungen des Landes, blickt auf eine langjährige Geschichte zurück. Ihre Wurzeln reichen jedoch noch weiter zurück, bis in die 1880er Jahre, als katholische Vinzenzvereine gegründet wurden, um sich um die soziale Not und Armut in ihrer Nachbarschaft zu kümmern.
In der Zwischenkriegszeit wuchs der Wunsch nach Vernetzung und Professionalisierung der sozialen Arbeit, um effektiver helfen zu können. Dies führte im Jahr 1923 zur Gründung des Caritasverbandes für Vorarlberg. In den Anfängen trat die Caritas vor allem auf, um auf soziale Missstände öffentlich hinzuweisen und sorgte sich durch eine Vielzahl von Einzelhilfen um die Not der Menschen.