Happy mother with baby daughter in hospital bed model released, Symbolfoto, EBBF08271
IMAGO/Westend61
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Medizin

201 Babys im Vorjahr durch künstliche Befruchtung

Das Kinderwunschzentrum in Feldkirch begleitet seit fast 40 Jahren Paare mit unerfülltem Kinderwunsch. Im Jahr 2023 kamen dort 201 Babys durch künstliche Befruchtung zur Welt. Besonders hervorzuheben ist die Reduzierung von Mehrlingsschwangerschaften.

Seit fast 40 Jahren begleitet das Kinderwunschzentrum Paare mit unerfülltem Kinderwunsch. Im Vorjahr wurden insgesamt 889 Behandlungszyklen durchgeführt und 201 Babys kamen 2023 durch künstliche Befruchtung in Feldkirch zur Welt. Das entspricht einer ‚Baby-take-home-Rate‘ von knapp 34 Prozent, womit wir österreichweit wieder deutlich über dem Durchschnitt liegen“, sagt Oberarzt Dr. Norbert Loacker, Leiter des Kinderwunschzentrums am Landeskrankenhaus Feldkirch. Insgesamt 430 Paare entschieden sich im vergangenen Jahr erstmals für eine Kinderwunschbehandlung in Feldkirch.

Mehrlingsschwangerschaften stark reduziert

Im vergangenen Jahr konnten die aus medizinischer Sicht für Mutter und Kinder mit einem erhöhten Risiko verbundenen Mehrlingsschwangerschaften stark reduziert werden. „Die Zwillingsrate konnte im Vergleich zum Vorjahr nahezu halbiert werden und stellt mit lediglich 3,9 Prozent einen Spitzenwert dar – sowohl im österreichischen als auch internationalen Durchschnitt“, so der Reproduktionsmediziner.

Frauen zwischen 30 und 39 Jahren

Mehr als zwei Drittel der Frauen, die sich in Feldkirch künstlich befruchten ließen, waren zwischen 30 und 39 Jahre alt, heißt es in einer Aussendung des Krankenhauses. „Wobei die Schwangerschaftsraten pro durchgeführtem Embryotransfer zeigen, dass die Erfolgschance mit steigendem Alter bis zur Gruppe der 39-Jährigen nur minimal sinkt“, ergänzt Loacker. Auch die Schwangerschaftsrate der über 40-Jährigen sei im Vergleich immer noch überdurchschnittlich hoch.

Viele Patientinnen aus der Schweiz

Knapp 30 Prozent aller Patientinnen stammen aus dem Ausland, vor allem aus dem Drei-Länder-Eck und hier insbesondere aus der Schweiz. Die Mehrheit der Paare, die sich für eine Kinderwunschbehandlung in Feldkirch entscheiden, wird vom Fonds zur Finanzierung der In-vitro-Fertilisation (IVF-Fonds) finanziell unterstützt. Lediglich etwas mehr als ein Drittel erfüllt die Fördervoraussetzungen nicht und hat die Kosten für Behandlung selbst zu tragen. Darunter fallen sämtliche Patientinnen aus dem Ausland, die nicht in Österreich krankenversichert sind.

Auch für lesbische Paare

Seit 2023 sind in Feldkirch auch Behandlungen mit Samenspenden möglich. Loacker sieht darin einen Meilenstein: „Damit können wir nun auch lesbischen Paaren Behandlungsmöglichkeiten bieten.“

Was ist Kryokonservierung?

Unter Kryokonservierung versteht man das Tiefgefrieren von Körperzellen in flüssigem Stickstoff. Der Stickstoff kühlt die Zellen je nach Methode bis zu minus 196° C herunter. Dabei sterben sie nicht ab, sondern stellen lediglich ihre Stoffwechselvorgänge ein. Mit dem Auftauen kehren ihre Vitalfunktionen zurück.

Schutz der Fruchtbarkeit

Eine wichtige Aufgabe des Kinderwunschzentrums sei außerdem der Schutz der Fruchtbarkeit beispielsweise vor zellschädigenden Behandlungen wie Chemotherapie oder Bestrahlung, heißt es aus dem Krankenhaus. Bei insgesamt 23 erkrankten Männern und Frauen, zumeist Tumorpatientinnen, konnten im vergangenen Jahr durch das Einfrieren ihrer Samen – beziehungsweise Eizellen die Chance, ein eigenes Kind zu zeugen oder auszutragen, aufrechterhalten werden.

Hilfe für Endometriose-Patientinnen

Geholfen werden könne oft auch Endometriose-Patientinnen. „Im Zusammenhang mit unerfülltem Kinderwunsch spielt diese chronische Erkrankung, bei der es zu einer zwar gutartigen, aber oft schmerzhaften Wucherung von Gebärmutterschleimhaut kommt, eine schwerwiegende Rolle“, sagt Burghard Abendstein, Vorstand der Schwerpunktabteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, zu welcher neben dem Kinderwunschzentrum auch das Vorarlberger Endometriosezentrum gehört. „Stellt sich bei Frauen mit der Diagnose Endometriose auf natürlichem Wege keine Schwangerschaft ein, können ihnen unsere Expert:innen im Kinderwunschzentrum in vielen Fällen weiterhelfen.“