Einer Frau werden beim Friseur die Haare geschnitten
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Weltfrauentag

Frauen müssen für Gleichwertiges oft mehr bezahlen

Man nennt es „Pink Tax“ oder „Gender Pricing“, wenn Frauen für gleichwertige Produkte oder Dienstleistungen mehr bezahlen müssen als Männer. Dabei dürfte es gemäß dem Gleichbehandlungsgesetz eigentlich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede geben. Auch bei Produkten wie z.B. für Körperpflege zahlen Frauen mehr.

Herrenhemden und Damenblusen werden zwar von unterschiedlichen Seiten zugeknöpft – sonst gibt es in den meisten Fällen kaum Unterschiede. Trotzdem verrechnen laut einer Untersuchung des Instituts für höhere Studien 96 Prozent der Textilreinigungen für Blusen einen höheren Preis als für Baumwollhemden.

Auf Anfrage des ORF Vorarlberg bei Textilreinigungen im Land kostet die Reinigung eines Männerhemds mit der Maschine im Schnitt rund 3,70 Euro. Eine Damenbluse wird hingegen immer automatisch von Hand gebügelt – und kostet mindestens 7,60 Euro. Wird ein Männerhemd von Hand gebügelt, kostet es hingegen nur 5,00 Euro. Es besteht also ein Kostenunterschied von mindestens 2,60 Euro.

Pink-Tax und Gender Pricing

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Gesetzlich eigentlich eindeutig verboten

Ein Interview wollte man dem ORF Vorarlberg dazu nicht geben. Laut Gleichbehandlungsgesetz dürfte diese Diskriminierung gar nicht stattfinden, sagt Gleichbehandlungsanwältin Katharina Raffl: „Das Gesetz verbietet Diskriminierung aufgrund des Geschlechts beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen und sieht bei Diskriminierung Schadensersatzansprüche vor. Das heißt, die Preisdifferenz ist ein Schaden und dazu käme der immaterielle Schaden, also die Verletzung der Würde. Und hier müsste die betroffene Person diese Differenz einklagen.“ Das versuchen aber nur die wenigsten.

Männer müssen zwar seltener, aber ebenso in manchen Fällen tiefer in die Tasche greifen: Etwa bei Club-Eintritten oder bei Gebühren für Dating-Portale.

Geschlechtsspezifische Unterschiede nach dem Preis gibt es aber nicht nur in der Textilreinigung. Laut Studie zahlen Frauen in Österreich für denselben Service in Frisiersalons bei kurzen Haaren durchschnittlich elf Euro mehr als ein Mann. Seit Jahren setzt sich die Gleichbehandlungskommission für eine Änderung dieser Ungleichbehandlung ein.

Friseursalons rechnen jetzt fairer ab

Daraufhin haben einige Betriebe ihre Preise angepasst, erklärt der Innungsmeister der Vorarlberger Friseurbetriebe, Günther Plaickner: „Also haben wir sofort reagiert und haben Aufwendungen in die Preisliste gebracht. Es gibt also keine Damen oder Herren, sondern je nach Aufwand gibt es P1 bis P4, kleiner bis großer Aufwand und dort unterscheiden sich dann auch die Preise.“

Es gäbe eine noch fairere Lösung, die aber für Plaickner nur schwer umsetzbar ist: „Wenn wir eine Minuten-Preisregelung hätten, wo wirklich jede Dienstleistung – soundso viele Minuten, wie der Kunde das beansprucht – bezahlt werden muss. Aber das Wohlbefinden beim Friseur, das ja eine hohe Wertigkeit hat, verschwindet in dem Moment komplett.“

Vor Gericht keine Klagsmöglichkeit

Immer noch wird in einigen Betrieben aber explizit nach Geschlecht unterschieden. Zwar kann man sich bei unfairer Behandlung an die Gleichbehandlungskommission wenden, aber auch dabei gibt es ein Hindernis, sagt Gleichbehandlungsanwältin Katharina Raffl: „Vor Gericht haben wir aktuell keine Klagsmöglichkeit. Das ist eine unserer wichtigsten Forderungen.“

Frauen müssen für gleichwertige Produkte oft mehr bezahlen als Männer
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Gleichwertige Pflegeprodukte sind für Frauen oft wesentlich teurer

Deutliche Unterschiede auch bei Pflegeprodukten

Nicht nur bei Dienstleistungen, auch bei Körperpflegeprodukten zeigen sich laut Arbeiterkammer deutliche Unterschiede, beispielsweise beim Rasierer. Eine Studie zeigt, Damenrasierer sind im Schnitt um 68 Prozent teurer als Herrenrasierer.

Da Damen auch Herrenprodukte erwerben können, kann hiergegen nicht rechtlich vorgegangen werden. Die Experten der Arbeiterkammer empfehlen daher, bei Körperpflegeprodukten genau zu vergleichen, sagt Konsumentenschützerin Karin Hinteregger von der AK Vorarlberg: „Wichtig ist besonders, dass man sich dieser Problematik überhaupt bewusst ist. Und dann kann ich als Konsumentin auch handeln: Ich kann die Preise vergleichen. Ich kann mich bewusst entscheiden und es kann mir auch als Frau niemand verbieten, ein Männerprodukt zu kaufen und zu verwenden, wenn dieses gleichwertig und entsprechend günstiger ist.“