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Vorarlberg würde Ziel für Bodenverbrauch wohl einhalten

Der Vorschlag des Bundes, die Bodenversiegelung auf 2,5 Hektar am Tag zu begrenzen, stößt auf Widerstand. Vorarlberg erfüllt die Vorgabe wohl bereits, auch weil weite Teile des Landes nicht besiedelt werden können. Der vorhandene Siedlungsraum wird schon jetzt deutlich stärker in Anspruch genommen, als in den meisten anderen Bundesländern.

Das Thema Bodenverbrauch wird seit Jahren diskutiert. Umweltschutzorganisationen fordern ein Umdenken bei der Versiegelung von Flächen. Derzeit wird zwischen Bund, Ländern und Gemeinden eine neue Bodenstrategie verhandelt. Die Grünen in der Bundesregierung möchten darin eine Maximalversiegelung von 2,5 Hektar pro Tag festschreiben. Nachdem die Raumordnung aber in die Kompetenz der Länder fällt, kann der Bund dazu nur Vorschläge machen. In Oberösterreich wird die Idee zurückgewiesen. Vorarlberg hingegen würde den geplanten Grenzwert bereits einhalten.

Vorarlberg würde Grenzwert wohl einhalten

Die Fläche Vorarlbergs macht 3,1 Prozent des Bundesgebietes aus. Würde man das Ziel von 2,5 Hektar pro Tag auf alle Länder anteilsmäßig umlegen, könnten bei uns höchstens 775 Quadratmeter versiegelt werden. Während die Versiegelung österreichweit in den letzten Jahren zugenommen hat, ist die Widmung von Bauflächen in Vorarlberg aber bis zum Jahr 2022 auf 621 Quadratmeter täglich gesunken. Damit würde der vorgeschlagene Grenzwert hierzulande wohl bereits eingehalten, geht man davon aus, dass nicht wesentlich mehr gebaut als gewidmet wird.

Das liegt aber auch daran, dass nur etwa ein Fünftel der Landesfläche besiedelbar ist. Dort ist die Flächeninanspruchnahme aber entsprechend hoch. Laut Raumordnungskonferenz werden 29,2 Prozent des Dauersiedlungsraumes als Bauland oder für andere Siedlungszwecke in Anspruch genommen. Das ist der höchste Wert nach Wien. Der Rest steht unter anderem als Wald oder Ackerland zur Verfügung. Von der in Anspruch genommenen Fläche sind 58 Prozent auch tatsächlich versiegelt.

Mit einer täglichen Versiegelung von 4,25 Hektar liegt man bundesweit derzeit weit über dem angestrebten Ziel von 2,5 Hektar. Vor allem im Osten müsste daher deutlich weniger flächig gebaut werden. In Oberösterreich lehnt man den vorgeschlagenen Grenzwert aber ab. Der dort zuständige Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) hat die Grünen für den Vorschlag kritisiert und ihn als „ideologisches Kartenhaus“ bezeichnet, wie die „Salzburger Nachrichten“ berichten.

Baulandreserven reduzieren

Der für Raumplanung verantwortliche Vorarlberger Landesrat Marco Tittler (ÖVP) hat hingegen bereits im vergangenen Dezember die positive Entwicklung bei der Flächenversiegelung hervorgehoben. „Trotz starker Bevölkerungszunahme und prosperierender wirtschaftlicher Entwicklung konnten in den Talsohlen zusammenhängende Freiflächen weitestgehend erhalten werden“, erklärte er damals in einer Aussendung.

Es gebe aber noch immer sehr hohe Baulandreserven, kritisiert Kerstin Riedmann vom Verein Bodenfreiheit im Gespräch mit dem ORF Vorarlberg. Beim Land verweist man darauf, dass diese zwischen 2011 und 2020 von 41,5 Prozent auf 30,7 Prozent der gewidmeten Fläche reduziert wurden. In den letzten Jahren hat diese Dynamik aber an Fahrt verloren. Riedmann fordert, dass zunächst diese Flächen verbaut werden, bevor weiter landwirtschaftlicher Boden umgewidmet wird.