wütende Autofahrerin
imago/Bernd Friedel
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Verkehr

Die größten Aufreger-Themen im Straßenverkehr

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) hat mehr als Tausend Personen in Österreich befragt, wo sie derzeit die größten Probleme für die Verkehrssicherheit sehen. Angeführt wird die Liste von zu hoher Geschwindigkeit und Rücksichtslosigkeit. Auch Radfahrende wurden häufig erwähnt.

Eine Mehrheit von 55 Prozent der Befragten ist der Meinung, dass die Spannungen zwischen den Verkehrsteilnehmenden in den letzten Jahren in Österreich zugenommen haben, wie eine repräsentative Studie vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) zeigt. Im Rahmen des KFV-Präventionsmonitors wurden mehr als tausend Personen ab 18 Jahren mit Wohnsitz in Österreich befragt.

63 Prozent halten demnach den Umgang miteinander für „aggressiv“. Insbesondere die Benutzer von Fahrrädern (49 Prozent), E-Scootern (35 Prozent) und Pkw (31 Prozent) werden gerne für Konflikte im Straßenverkehr verantwortlich gemacht, wobei sich die einzelnen Gruppen gegenseitig als Verursacher sehen.

Top-10-Probleme laut Umfrage

  1. Zu hohe Geschwindigkeit, Rasen
  2. Rücksichtslosigkeit/ Egoismus (kein Blinken, Nichteinhalten der Verkehrsregeln, etc.)
  3. Radfahrer
  4. Alkohol und Drogen am Steuer
  5. Mangelhafte Straßeninfrastruktur (zu wenig Radwege, sanierungsbedürftige/ unübersichtliche Straßen etc.)
  6. Unaufmerksamkeit, Ablenkung, Müdigkeit
  7. Handy und Telefonieren am Steuer/ im Straßenverkehr
  8. Zu viel Verkehr, zu viele Autofahrer/ Radfahrer
  9. Ältere Verkehrsteilnehmer
  10. E-Scooter

(spontane Nennungen in absteigender Reihenfolge, n=1.002)

Dipl.-Ing. Klaus Robatsch (Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV)
KFV/Michael Sabotha
Klaus Robatsch (Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV)

Wahrnehmung und Unfallzahlen stimmen überein

Bei der Frage nach den derzeit größten Problemen für die Verkehrssicherheit in Österreich wurde spontan am häufigsten „zu hohe Geschwindigkeit“ und/oder „Rasen“ genannt. Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV konstatiert, dass die Befragten in diesem Punkt gutes Gespür bewiesen haben: „Tatsächlich ist es so, dass ‚nicht angepasste Geschwindigkeit‘ neben ‚Unachtsamkeit/Ablenkung‘ Jahr für Jahr an der Spitze der Hauptunfallursachen für tödliche Verkehrsunfälle rangiert."

Eine der zentralen Forderungen des KFV lautet daher, dass Geschwindigkeitsüberschreitungen in das Vormerksystem aufgenommen werden sollten, so der Verkehrsexperte. In anderen europäischen Ländern ist es längst üblich, dass diese beim dort etablierten Punkteführerschein berücksichtigt werden.

Handy am Steuer
IMAGO/Daniel Scharinger
Hantieren mit dem Handy lässt das Unfallrisiko auf das Fünfache ansteigen, Texten sogar um das 23-fache

Fünfmal höheres Risiko ohne Freisprecheinrichtung

Die Problematik mit der „Unachtsamkeit/Ablenkung“ im Straßenverkehr spiegelt sich in Punkt sechs und sieben der meistgenannten Probleme in der Umfrage wider (siehe Top-10-Ranking). Das Hantieren mit dem Handy am Steuer zählt hierbei mittlerweile zu den Klassikern unter den Ablenkungen.

Robatsch rechnet vor: „Durch das Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung steigt das Unfallrisiko um das Fünffache an. Und jeder, der hinter dem Lenkrad mit dem Schreiben von Textnachrichten beschäftigt ist, sollte wissen, dass das Unfallrisiko in diesem Fall sogar um das 23-fache steigt.“

Fahrradfahrer
APA/FLORIAN WIESER
Radfahrende und Autofahrende sehen sich gegenseitig als Problemverursacher

Konflikt Rad/Auto entspannen

Als großes Problem für die Verkehrssicherheit werden generell auch Radfahrer betrachtet (Platz 3). KFV-Experte Robatsch erklärt dazu: „Radfahren ist eine umweltfreundliche Art der Fortbewegung und erfreut sich steigender Beliebtheit. Durch den zunehmenden Radverkehr steigt aber auch das Konfliktpotenzial." Zugleich werde die Radverkehrsinfrastruktur heute von mehr Fahrzeugkategorien benutzt als früher: angefangen von E-Bikes und E-Scootern bis hin zu breiten Lastenrädern und mopedähnlichen E-Fahrzeugen.

„In Österreich gibt es derzeit generell zu wenig Radwege und die bestehenden sind zudem vielfach zu schmal. Nachdem der Ausbau des Radwegenetzes zu langsam voranschreitet, könnte man mit der Ausweitung der Tempo-30-Zonen im Ortsgebiet das Konfliktpotenzial im Mischverkehr mit Pkw relativ rasch entschärfen“, so der Verkehrsexperte.