Eine Zecke krabbelt über ein Blatt.
apa/Patrick Pleul
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Chronik

Warmer Winter: Die Zecken sind schon unterwegs

Nach den ungewöhnlich milden Temperaturen der vergangenen Wochen sind die Zecken heuer früh unterwegs. Deshalb hat auch bereits die Zeckenimpfaktion des Landes begonnen. Im Rahmen eines EU-Projekts wird ein Zecken-Monitoring aufgebaut.

Früher waren Zecken von Frühling bis Herbst aktiv. Wegen der milden Temperaturen werden die ersten Zecken inzwischen aber bereits in den Wintermonaten gesichtet, viele haben den Winter heuer überlebt. Laut Experten wird die für Zecken geeignete Vegetationsperiode immer länger.

„Leider müssen wir feststellen, dass die Zahl der aktiven Zecken nicht abnimmt, sondern dass die sehr präsent ist, sogar eher zunimmt“, sagt Paul von Aufschnaiter von der Kaulfus-Apotheke in Hohenems: „Uns fehlen die Minusgrade, es werden also nicht genügend von diesen Schmarotzern abgetötet.“

Schließlich finden die kleinen Tiere bei mildem Wetter auch leichter Opfer. Denn wenn es wärmer ist, gehen zum Beispiel mehr Menschen länger an der frischen Luft spazieren – und führen vielleicht auch ihren Hund länger aus, so der Apotheker: „Generell möchte ich auch die Tierhalter dazu aufrufen, ihre Tiere regelmäßig zu überprüfen, wenn sie im Gebüsch unterwegs sind, bzw. wenn sie freien Auslauf haben. Bitte einfach immer das Tier immer wieder kontrollieren.“

Zecke
Vorarlberger Landeskrankenhäuser

Schutz gegen FSME

Weil die Zecken heuer schon früh aktiv sind, hat auch bereits die jährliche Zeckenimpfaktion des Landes Vorarlberg im Februar begonnen. Besonders für Menschen, die viel in der Natur unterwegs sind, wird die Impfung empfohlen, sagt Paul von Aufschnaiter.

Die Impfung schützt vor der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Das ist eine Infektionskrankheit, die durch das FSME-Virus hervorgerufen wird. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt hauptsächlich durch den Stich einer infizierten Zecke. Die Infektion kann Folgen für das zentrale Nervensystem haben und auch zu bleibenden Behinderungen führen und in einem Prozent der erkrankten Fälle auch tödlich enden. Eine ursächliche Behandlung der FSME ist nicht möglich, es können lediglich Symptome behandelt werden.

Die Zeckenimpfung gilt als effektive Methode, um sich vor einer FSME-Infektion zu schützen. Sie wird von offizieller Seite besonders für Menschen empfohlen, die viel in der Natur unterwegs sind. Die Kosten für die Impfung liegen bei rund 40 Euro, wobei die Krankenkassen einen Zuschuss dazu beitragen.

Borreliose: Eine gefährliche Krankheit ohne Impfschutz

Noch keine Impfung gibt es gegen Borreliose, eine bakterielle Infektion, die ebenfalls durch Zecken übertragen wird. Symptome können unter anderem Nervenschmerzen und Krankheitssymptome sein, die auch Monate nach einem Zeckenstich auftreten können. Auch bei Verdacht auf eine Borreliose-Infektion sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Die Krankheit ist behandelbar, wenn sie frühzeitig erkannt wird.

Wanderröte
Astrid Gast – stock.adobe.com

Vorsicht bei der Entfernung der Zecke

Nicht immer wird aber ein Zeckenbiss überhaupt erkannt. Die Zecke sucht sich eine durchblutete Stelle und sticht mit ihrem Stichwerkzeug in die Haut, um eine Blutmahlzeit zu nehmen. Dabei sondert sie ein betäubendes Sekret ab, sodass der Biss selbst oft nicht gespürt wird.

Bei der Entfernung der Zecke ist Vorsicht geboten: Wird sie nicht fachgerecht entfernt, können Schneidewerkzeuge in der Haut stecken bleiben und eine Infektion verursachen. Daher wird empfohlen, die Entfernung von Fachpersonal durchführen zu lassen, wenn man sich unsicher ist. Nach der Entfernung sollte die Stelle beobachtet werden, um Anzeichen einer Infektion frühzeitig zu erkennen. Besitzer von Hunden oder Katzen, die viel in der Natur sind, sollten ihre Tiere regelmäßig kontrollieren.

Interaktive Karte für Zecken geplant

Ob es ein Zeckenjahr wird, hängt aber vor allem von der Feuchtigkeit und der Temperatur der nächsten Wochen ab. Durch die Erderwärmung können sich jedenfalls auch exotische Arten dieser potenziellen Krankheitsüberträger verbreiten. Um das Monitoring zu verbessern, soll für Österreich und einige weitere EU-Länder eine interaktive Zeckenkarte entstehen.

Im Rahmen des EU-Forschungsprojekts sollen systematisch Daten erhoben werden, unter anderem mithilfe eines Citizen-Science-Projekts, bei dem Bürgerinnen und Bürger Zecken melden und auch einschicken, damit sie auf Krankheiten untersucht werden können. Beteiligt seien auch Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Griechenland, sagte Georg Duscher von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) im Ö1-Morgenjournal. In Österreich gebe es mittlerweile auch in höher gelegenen Regionen keine wirklich zeckenfreien Gebiete mehr – mehr dazu in news.ORF.at.