Bei einer Pressekonferenz forderten die Gegner des Feldkircher Stadttunnels in- und außerhalb der Grünen erneut einen Baustopp. Stadtvertreterin Marlene Thalhammer (Die Grünen – Feldkirch blüht) verglich das Straßenbauprojekt dabei mit dem AKW Zwentendorf. Dieses sei sogar fertig gebaut worden und nie in Betrieb gegangen. Beim Stadttunnel habe man noch die Chance, die Fertigstellung zu verhindern.
Disko, Hallenbad oder Pilzzucht
Dass für die Tunneläste aus der Altstadt und Tisis bereits Erkundungsstollen fertiggestellt wurden, stört die Projektgegner nicht. Für deren Nutzung bringen sie durchaus kreative Ideen ins Spiel. Mit bunten Bildern, die von einer künstlichen Intelligenz generiert wurden, will man die Debatte um das im Bau befindliche Tunnelsystem erneut anheizen. Einer der Vorschläge zeigt ein Hallenbad im Erkundungsstollen, ein anderer eine Pilzfarm. An Stelle des unterirdischen Kreisverkehrs, der die Tunneläste miteinander verbinden soll, schlägt die künstliche Intelligenz eine Disko vor.
Offen lassen die Vorschläge Fragen nach der bau- und widmungsrechtlichen Zulässigkeit sowie der Umsetzbarkeit im Hinblick auf die klimatologische Beschaffenheit der Stollen. „Auf jeden Fall kann die Erdwärme für eine thermische Verwertung genutzt werden oder wir können uns Parkplätze, einen Unterstellplatz für die Feuerwehr in Tisis oder eine Disco-Konzerthalle vorstellen“, heißt es. Geprüft seien diese Vorschläge natürlich nicht, gibt die Tunnelopposition zu. Man wolle damit nur die Diskussion um eine alternative Nutzung anregen und sei auch offen für weitere Vorschläge.
Geld anders verwenden
Das Geld für den Stadttunnel könne auch die Stadt Feldkirch anderswo besser brauchen, wird argumentiert. So habe man zwar bereits ein Löschfahrzeug für den Tunnel beschafft, es gebe aber im Feuerwehrhaus Tisis keinen Platz dafür. Deshalb habe man nun eine gesonderte Unterstellmöglichkeit schaffen müssen, erklärt Thalhammer. Stattdessen wäre es besser gewesen, gleich das Feuerwehrhaus neu zu bauen oder die Fahrzeuge eben im Tunnel unterzustellen.
Ein Problem ist auch, dass das Land Vorarlberg trotz jahrelanger Forderungen des Landes-Rechnungshofs über keine umfassende, öffentliche mittelfristige Finanzplanung verfügt. Der Großteil der Kosten des Stadttunnels sollen aber vom Land übernommen werden. Seit 2020 hat es 33,6 Millionen Euro in den Stadttunnel gesteckt, wie aus den Voranschlägen und Rechnungsabschlüssen hervorgeht. Heuer sind noch einmal 8,3 Millionen Euro budgetiert. Damit wären aber erst etwa 17 Prozent der 248 Millionen Euro investiert worden, die vom Land zu stemmenden sind. Weitere 55 Millionen kommen von Bund, Stadt und dem Netzbetreiber „Vorarlberger Energienetze“.
Tunnelgegner fordern erneut Baustopp
Bei den Tunnelgegnern verweist man daher darauf, dass noch immer ein Großteil der Gelder für den Tunnel zu retten wären, wenn jetzt ein Baustopp verhängt würde. Sie kritisieren auch, dass bauliche Maßnahmen im Umfeld des Tunnelbaus gezielt über andere Budgets finanziert würden, um die Gesamtkosten für das Kernprojekt künstlich niedrig zu halten. Die Projektplaner haben bisher betont, den Kostenrahmen eingehalten zu haben. Der Erkundungsstollen in Tisis sei sogar günstiger ausgefallen als veranschlagt. Die Baustelle dort wird bis Ende Februar geräumt.
Dass heuer weniger für den Stadttunnel ausgegeben werden soll, als in der Vorjahren, liegt aber weniger an Einsparungen als an dem leicht verzögerten Baubeginn für den Hauptstollen. Dieser hätte unter besseren Umständen bereits Ende 2024 begonnen werden sollen, wird jetzt aber 2025 angegangen. Grund dafür sei die Wasserleitung nach Frastanz, erklärt Marlene Thalhammer von den Feldkircher Grünen. Diese verlaufe durch den Stadtschrofen und müsse erneuert werden, bevor man dort weiter sprengen könne. Derzeit laufen die einzelnen Etappen für die Ausschreibung des Haupttunnels. Bis Ende des Jahres soll die Vergabe abgeschlossen sein.