Ärztin
ORF.at/Birgit Hajek
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Gesundheit

Gesundheitsreform: Neue Kassenstellen

In Vorarlberg sind die ersten drei neuen Kassenstellen aus der Gesundheitsreform des Bundes ausgeschrieben: eine Stelle für Allgemeinmedizin in Höchst, eine für Psychiatrie in Dornbirn sowie eine für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Bludenz. Die Ärztekammer kritisiert ein Ungleichgewicht im Fördersystem: Den Startbonus von 100.000 Euro bekommt nämlich nur die Allgemeinmedizin.

Die neuen Stellen sind Teil der von der Bundesregierung für heuer angekündigten 100 zusätzlichen Kassenstellen in Österreich. Anders als die bisherigen, regulären Stellen werden diese aber nicht nach Absprache zwischen Gesundheitskasse und Ärztekammer ausgeschrieben, sondern vom Bund finanziert und von der Sozialversicherung verwaltet. Die Ärztekammer ist vom Entscheidungsprozess ausgeschlossen. Stattdessen lockt der Bund mit einer Prämie.

„Den Startbonus von 100.000 Euro gibt es nur für die Reform-Stelle für Allgemeinmedizin in Höchst. Nicht aber für die beiden anderen Facharztstellen“, sagt Alexandra Rümmele-Waibel, Kurienobfrau der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Ärztekammer (ÄK) für Vorarlberg. Auch für zahlreiche nicht besetzbare reguläre Kassenstellen für Allgemeinmedizin zum Beispiel in Feldkirch, Röthis, Lech oder im Kleinwalsertal gibt es laut Ärztekammer vorerst keine staatliche Finanzhilfe.

Alexandra Rümmele-Waibel, Kurienobfrau der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Ärztekammer für Vorarlberg
Ärztekammer für Vorarlberg
Alexandra Rümmele-Waibel, Kurienobfrau der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Ärztekammer für Vorarlberg

ÄK sieht Ungleichgewicht im Fördersystem

Hier sieht Rümmele-Waibel ein Ungleichgewicht im Fördersystem und verweist auf den aktuellen Stand im Land: „Seit Dezember sind in Vorarlberg acht reguläre Kassenstellen ausgeschrieben, für die sich bis heute trotz mehrfacher Ausschreibungen niemand beworben hat – fünf davon sind Stellen für Allgemeinmedizin.“ Für diese gebe es derzeit keinen staatlichen Startbonus, obwohl die Bevölkerung in den betroffenen Regionen dringend auf neue Hausärztinnen und Hausärzte warte.

Im Hinblick auf den Versorgungsbedarf fordert die Kurienobfrau entsprechende Gleichbehandlung. Außerdem wünscht sie sich von Bund und Sozialversicherung mehr Transparenz: Es sei noch immer unklar, nach welchen Kriterien die Festlegung der neuen Reform-Kassenverträge erfolgt.

Bessere Rahmenbedingungen gefordert

Um den niedergelassenen Bereich nachhaltig zu stärken, reichten neue Stellen und neue Fördersysteme aber nicht aus, stellt Rümmele-Waibel fest: „Es braucht generell bessere Arbeits- und Rahmenbedingungen für Kassenärztinnen und -ärzte. Dazu zählen unter anderem der Abbau von Bürokratie bei bewilligungspflichtigen Medikamenten, eine Lockerung bei den Zulassungsregeln für Hausapotheken und auch leistungsgerechte Honorare.“ Dann würden sich deutlich mehr Ärztinnen und Ärzte um freie Kassenstellen bewerben – auch ohne Startbonus, meint die Kurienobfrau.