Künstler Flatz
ORF Vorarlberg
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Kultur

Aktionskünstler Flatz versteigert seine eigene Haut

Der Aktionskünstler Wolfgang Flatz versteigert am Donnerstag Teile seiner Haut in der Münchner Pinakothek der Moderne. 13 Tattoos hat sich der Vorarlberger bisher stechen lassen. Nach seinem Tod sollen die betreffenden Hautstücke abgetrennt und präpariert hinter Glas aufbewahrt werden.

Flatz will, dass seine Tattoos nach seinem Tod als Kunstwerke weiter existieren. Darum will er Stücke seiner Haut versteigern lassen und zwar am Donnerstagabend in der Pinakothek der Moderne in München. Christies, eines der traditionsreichsten Auktionshäuser der Welt mit Hauptsitz in London, organisiert und leitetet die Auktion.

Alle Infos zur Auktion in der Pinakothek München

Zeitgleich wird eine Ausstellung in der Pinakothek der Moderne in München eröffnet. „Flatz. Something Wrong with Physical Sculpture“ zeigt bis zum 5. Mai Performances, Skulpturen und multimediale Rauminstallationen des 71-jährigen Wahlmünchners – und eine lebensgroße Puppe von Flatz, nackt bis auf die vielen Tätowierungen.

In einem Testament festgelegt

13 Tattoos verschiedener Größen hat sich Flatz im Laufe seines Lebens stechen lassen, etwa Sprüche wie „Mut tut gut“, einen Barcode oder ein Wappen. Wer den Zuschlag für eines der Lose erhält, bekommt vorerst nicht das Original, sondern einen Platzhalter – eine lebensgroße Schwarz-weiß-Fotografie des Körpers von Flatz, auf der die ersteigerte Hautpartie farbig hervorgehoben ist. Nach seinem Tod soll das echte Hautstück abgetrennt und eingefügt werden, präpariert und hinter Glas.

Er sehe seine Haut als eine Art Leinwand, so Flatz, der 1992 bei der Documenta IX in Kassel dabei war und in seinen teils extremen Aktionen oft seinen Körper thematisiert oder gar selbst einsetzt. Der Körper sei das erste Ausdrucksmittel eines Menschen, sein erstes Kleid, das mit ihm altert und stirbt. Dabei bezieht er sich auf eine japanische Tradition, aufwendige Tattoos posthum wie Kunstwerke zu behandeln. Nun will er seine eigene Haut als Kunstwerk definieren, das ihn überlebt.

Damit nach seinem Tod juristisch alles klappt, hat er ein Testament. Dort werde festgelegt, wer welches Hautteil bekomme und was mit seinem restlichen Körper geschehen solle. „Der wird verbrannt und in einer Urne unter einem Baum begraben“, so Flatz. „Die Haut gebe ich der Kunst und der Körper geht in die Natur zurück.“ Doch bis dahin könnte es noch dauern, hofft Flatz und verkündet: „Ich will 100 werden.“

Aufsehenerregende Aktionen

Auf seiner Homepage gibt Flatz Einblicke in seine Aktionskunst. So durfte das Publikum 1979 in Stuttgart den nackten Künstler mit Dartpfeilen bewerfen. 1990 hängte er sich im georgischen Tiflis in einer zerstörten Synagoge an einem Seil von der Decke. Wie ein Glockenschwengel pendelte er hin und her und knallte dabei immer wieder mit dumpfen Dröhnen gegen zwei riesige Metallplatten, bis er schließlich bewusstlos wurde.

2001 ließ er eine Kuh über einem Kulturzentrum im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg abwerfen. Er wollte damit die „merkwürdige Angst“ der Menschen vor der Begegnung mit dem Fleisch veranschaulichen.