Schülerinnen schreiben einen Test
ORF.at/Zita Klimek
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Schule & Uni

Kompetenzmessung zeigt, wo Schüler und Lehrkräfte stehen

Am Freitag bekommen die Schülerinnen und Schüler die „Schulnachricht“. Sie ist entscheidend für den weiteren Bildungsweg – entsprechend hoch ist der Notendruck. Es gibt aber auch andere Instrumente zur Leistungsbeurteilung, wie etwa die „Informelle Kompetenz-Messung“ (IKM) – sie stellt quasi auch den Lehrkräften eine Art Zeugnis aus.

Die „Informelle Kompetenz-Messung“ wird an Mittelschulen verpflichtend vorgenommen, wie beispielsweise an der Mittel- und Musikmittelschule Lingenau, sagt Direktor Roland Beer: „Das ist eine Überprüfung, die einen österreichweiten Vergleich bietet.“ Die Schülerinnen und Schülen können damit erkennen, wo sie im Vergleich zu den übrigen Schulkindern in Österreich stehen, bzw. im Vergleich zu den übrigen Mittelschulen und AHS-Unterstufen, erklärt der Schuldirektor: „Und der Lehrer kann schauen: Wie steht meine Gruppe in diesem Vergleich?“

Kompetenzmessungen an Schulen

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IKM bietet Rückmeldung für Schulkind und Lehrperson

Die Tests werden am Computer durchgeführt, dauern eine Stunde und sind anonymisiert. Die Schülerinnen und Schüler bekommen ein Rückmeldeblatt, das sie gemeinsam mit den Eltern anschauen können, sagt Beer: „Viele Lehrpersonen machen das mit den Schülern. Das ist sinnvoll, weil sie dann sehe:n Wo sind meine Stärken und wo sind meine Schwächen?“

Auch die Schulen selbst profitieren davon, meint der Direktor: „Weil ich hier den Vergleich mit den übrigen Schulen von Österreich habe. Weil ich hier schauen kann: Wie schneiden meine Schüler in den AHS-Gruppen ab? Wie schneiden meine Schülerinnen und Schüler in der Standard-Gruppe ab, bezüglich der Mittelschüler.“

Vizerektorin Anne Frey zu Kompetenzmessungen

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Interview mit PH-Vizedirektorin Anne Frei

Auch die Vizedirektorin der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg, Anne Frei, hält die Kompetenzchecks für ein nützliches Instrument.

ORF Vorarlberg: Sind diese Kompetenzchecks in den Mittelschulen auch für die Lehrpersonen so etwas wie ein Zeugnis? Bekommen die auch ein Feedback über ihre Unterrichtskultur?

Anne Frei: Die bekommen vor allen Dingen wirklich eine objektive Datenbasis darüber, wo ihre Kinder gerade stehen, welche Kompetenzen und Fähigkeiten sie haben. Was wir aber festgestellt haben, ist, dass die Lehrpersonen zu wenig mit diesen Daten arbeiten. Und das Ziel von diesen Kompetenzmessungen ist tatsächlich wirklich ein pädagogisches. Es geht darum zu sehen: Wo stehen die Kinder? Wie kann ich meinen Unterricht verbessern und entwickeln und wie kann ich die Kinder daraufhin auch fördern und individuell begleiten?

ORF Vorarlberg: Das ist auch schon lange eine Forderung der Schülerinnen-Vertretung. Sie wollen, dass auch die Lehrer und die Lehrerinnen ein Feedback bekommen – quasi ein Zeugnis. Wie wichtig ist das?

Anne Frei: Es ist ganz wichtig, dass wir immer die Unterrichtsqualität im Blick haben. Das heißt letzten Endes, dass ich überprüfe, dass mein Unterricht lernwirksam ist, dass die Kinder vorher weniger wissen und nach meiner Unterrichtseinheit mehr wissen und mehr können. Diese Unterrichtsqualität gilt es zu entwickeln. Und dafür brauchen die Lehrpersonen tatsächlich den Mut und die Offenheit und die Motivation, ihren Unterricht unter die Lupe zu nehmen. Und dazu braucht es tatsächlich auch Instrumente wie Schüler-Feedback oder wie Feedback von Kolleginnen und Kollegen, die den Unterricht beobachten, aber eben auch die IKM+ Daten und gezielte Beobachtungen, Interviews, Schul-Evaluationen. Da gibt es sehr viel. Und wir begleiten als Pädagogische Hochschule natürlich auch die Lehrerinnen und Lehrer, bei diesem Prozess den Unterricht zu entwickeln.

ORF Vorarlberg: Seit Jahren gibt es ja die Diskussion um Noten oder eine schriftliche Beurteilung. Es gibt Länder, die fahren ganz gut damit, wenn sie erst ab der neunten Schulstufe nur Noten haben und davor auch zum Teil gemischte Beurteilungen. Was halten Sie von diesem Weg?

Anne Frei: Es hängt sehr viel auch mit dem Schulsystem an sich zusammen. Also gerade die Länder, die später Noten einführen, sind in der Regel auch die Länder, die sehr viel später in verschiedene Schulsysteme aufteilen. Deutschland und Österreich scheinen tatsächlich weltweit so ein bisschen die einzigen Länder zu sein, die wirklich nach der vierten Klasse schon aufteilen. Und dadurch entsteht natürlich ein großer Druck auf die Volksschule, bereits hier selektiv zu wirken und hier dann eben auch Schullaufbahn-Entscheidungen zu treffen, zu initiieren. Das heißt, solange wir in diesem System sind, ist es sehr, sehr schwierig, auf die Noten zu verzichten, weil diese frühe Entscheidung verlangt wird. Wenn wir da ein Schritt weiterdenken, dann wären wir schon sehr viel weiter in Bezug auf die Beurteilungen.

ORF Vorarlberg: Das klingt nach der gemeinsamen Schule der zehn bis 14-Jährigen. Wäre dieser Schritt unbedingt notwendig?

Anne Frei: Dieser Schritt ist auf jeden Fall zu unterstützen. Die Pädagogische Hochschule Vorarlberg hat hier ja auch eine große Untersuchung gemacht. Das würden wir auf jeden Fall fördern und unterstützen. Was aber wirklich auch jetzt schon passiert, ist, dass Schulen sich da trotzdem auch schon auf den Weg machen – dass Schulen zum Beispiel Jahrgangsmischung machen, dass Schulen den verschränkten Ganztag anbieten und dass Schulen eben auch alternative Formen der Leistungsbeurteilung anbieten als Alternativen zu den Noten.