Volksschüler im Klassenzimmer während des Unterrichts
ORF.at/Carina Kainz
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Bildung

Suspendierungen an Schulen nehmen zu

Die Suspendierungen an den heimischen Schulen haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Bundesweit wurden im letzten Schuljahr 1.912-mal Schülerinnen und Schüler vom Unterricht ausgeschlossen. Spitzenreiter ist Wien, aber auch in Vorarlberg steigen die Zahlen. Besonders betroffen sind Volks- und Mittelschulen.

Im Schuljahr 2016/17 wurden in den Vorarlberger Volksschulen noch 18 Suspendierungen ausgesprochen, sechs Jahre später waren es bereits 27. Auch an den Mittelschulen stieg die Zahl der vorübergehenden Ausschlüsse vom Unterricht von 29 auf 47. Im Schuljahr 2022/23 gab es an allen öffentlichen Schulen im Land insgesamt 99 Suspendierungen, das waren mehr als im Burgenland und der Steiermark zusammengerechnet. Am meisten Suspendierungen gab es mit 814 Fällen in Wien.

Folgen der Pandemie

Vorarlberg belegt bundesweit den fünften Platz. Als Grund für den Anstieg nennen sowohl die Bildungsdirektion Vorarlberg als auch die Pflichtschullehrergewerkschaft die Folgen der Corona-Pandemie. Viele Kinder hätten zu Hause kein ausreichendes soziales Gefüge, erklärt Lehrervertreterin Alexandra Loser. Gerade die Kinder, die nun in die Volksschule gekommen seien, hätten darunter gelitten.

Die Eltern wollten grundsätzlich das Beste für ihre Kinder. Die Hauptursachen für aggressives Verhalten in der Schule seien aber dennoch zuhause zu suchen. Dort fehle den Schülerinnen und Schülern oft der nötige Rückhalt und die Sicherheit. Einige seien es nicht gewöhnt, sich an Regeln zu halten, erklärt die Pädagogin. Auf die überfordernde Situation in der Schule würden sie dann mit Aggression regieren.

Breites Unterstützungsangebot

Die Suspendierungen an Volksschulen würden „vor allem aggressives Verhalten und konkret gewaltbezogene Anlassfälle“ betreffen, heißt es von der Bildungsdirektion. Besonders wichtig seien da die Krisenbegleitlehrer, so Lehrervertreterin Loser. Diese würden für einige Wochen den Unterricht begleiten, die Situation analysieren und so wertvolle Unterstützungsarbeit leisten. Die betroffenen Kinder würden mitunter auch an die Pädagogischen Hochschule in Feldkirch verlegt, so Loser. Das Angebot sei aber genauso begrenzt wie die Zahl der Krisenbegleitlehrer. In Feldkirch platze man „aus allen Nähten“.

Die suspendierten Kinder würden, wenn die Eltern das wollen, auch von „Zick Zack“ betreut, der Schulsozialarbeit der „Aqua Mühle“. Die Suspendierung ihres Kindes führe oft zu einem Umdenken bei den Eltern, erklärt man bei der Bildungsdirektion: „Eine Suspendierung kann oft dazu führen, dass Eltern ein familienunterstützendes Angebot oder eine medizinisch-therapeutische Hilfe für das Kind annehmen, die zuvor noch abgelehnt wurden.“ Auch Loser sieht zum Teil positive Folgen. Durch den zeitlichen Ausschluss vom Unterricht kämen alle Beteiligten zur Ruhe. Das könne helfen, einen Aggressionskreislauf zu durchbrechen.

Keine „heile Insel“ mehr

Die Bildungsdirektion betont, „dass eine Suspendierung weder von der Schulleitung vorschnell beantragt noch von der Bildungsdirektion leichtfertig bewilligt wird.“ Der Ausschluss sei auch nicht von Dauer. In jedem Fall gebe es Suspendierungsgespräche mit allen Beteiligten, so die Bildungsdirektion. Die Dauer der Maßnahme bewege sich zwischen einem Tag und drei Wochen, so Loser. Sofort würden Suspendierungen nur ausgesprochen, wenn ein Kind mit einer Waffe wie einem Messer in der Schule auftauche. Auch das habe es leider schon gegeben.

Die Daten zu den Unterrichtsausschlüssen stammen aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung. Die FPÖ wollte darin vom zuständigen Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) auch wissen, welche Nationalität die suspendierten Schüler haben. Diese Daten werden zwar nicht erhoben, Alexandra Loser glaubt aber nicht an einen Zusammenhang zwischen Migration und Suspendierungen. Das würde sich nicht mit ihren Erfahrungen decken, erklärt sie. Das Land sei vielmehr urbaner geworden, das bringe entsprechende soziale Entwicklungen mit sich. Vorarlberg sei keine „heile Insel“ mehr.