Neue Buch Michael Köhlmeier „Das Philosophenschiff“
ORF Vorarlberg
ORF Vorarlberg
Kultur

Neuer Köhlmeier-Roman: „Das Philosophenschiff“

In seinem neuen Roman „Das Philosophenschiff“ verwebt der Vorarlberger Autor Michael Köhlmeier historische Ereignisse mit fiktiven Begegnungen. Im Zentrum steht die Begegnung zwischen einem schwerkranken Revolutionär und einem jungen Mädchen auf einem Luxusdampfer.

Michael Köhlmeiers neuester Roman „Das Philosophenschiff“ ist eine faszinierende Mischung aus historischer Realität und fiktiven Begegnungen. Der Vorarlberger Autor erzählt die Geschichte eines Luxusdampfers, der zehn Personen ins Exil befördert, darunter ein schwerkranker Revolutionär und ein junges Mädchen. Die Geschichte wird aus der Perspektive einer 100-jährigen Architektin erzählt, die auf dem Schiff als junges Mädchen an Bord war.

Historische Begegnungen auf hoher See

Die Hauptfiguren des Romans sind Anouk, die Tochter eines russischen Intellektuellen-Ehepaares, und der Revolutionsführer Lenin, der in der Geschichte nach einem Besuch seines Mitstreiters und Nachfolgers Stalin über Bord gestoßen wird. In der Realität dient Lenins einbalsamierte Leiche als Symbol für die Sowjetunion, zu deren Weltgeltung der russische Präsident Wladimir Putin sein Land mit allen Mitteln zurückführen möchte. Köhlmeier verwebt in seinem Roman auf geschickte Weise historische Ereignisse mit fiktiven Begegnungen und schafft so eine spannende und zugleich nachdenkliche Lektüre.

Michael Köhlmeier
ORF Vorarlberg
Autor Michael Köhlmeier

Die Rolle der Architektin

Die 100-jährige Architektin Anouk Perleman-Jacob, die die Geschichte erzählt, spielt eine zentrale Rolle im Roman. Sie konfrontiert den Autor mit dem Vorwurf, dass er Dinge erfindet und dann behauptet, sie seien wahr. Ihre Erzählungen, die in ihren bisherigen Biografien nicht enthalten sind, bilden den Kern der Geschichte. Darunter ist auch ihre Begegnung mit Lenin auf dem Dampfer, der sie und ihre Eltern ins Exil brachte.

Reflektion über revolutionäre Ideen

Köhlmeier nutzt den Roman auch, um seine einstigen Sympathien mit revolutionären Ideen zu reflektieren. Er schreibt: „Lenin, der Umstürzler, hatte der alten Despotie nur andere Vorzeichen aufgedrückt. Stalin hat die Vorzeichen abgerissen, die unverstellte Despotie war wieder da. Es hat eine Zeit in meinem Leben gegeben, da habe ich mit dem Leninismus sympathisiert. Auch darüber schreibe ich in meinem Roman.“ Diese Reflexion gibt dem Roman eine zusätzliche Tiefe und zeigt die persönliche Entwicklung des Autors auf.