jubelnde Österreicher
GEPA pictures/ Edgar Eisner
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Handball-EM-Sensation: „Haben alle daran geglaubt“

Beim Einzug in die Hauptrunde der Handball-EM in Deutschland hat Österreichs Handball-Nationalteam für eine Sensation gesorgt. Nach dem Unentschieden gegen Spanien war der Jubel bei den Spielern groß – für Robert Weber war es „das Größte“ und für Lukas Herburger bedeutete das Weiterkommen in dieser schweren Gruppe „einfach alles“.

Mit einem 33:33 gegen den mehrfachen Welt- und Europameister Spanien holten die Österreicher das nötige Unentschieden, um als Gruppenzweiter in die Hauptrunde aufzusteigen. „Das ist das Größte, was wir geschafft haben. In so einer Gruppe, mit Kroatien und Spanien, in Deutschland – das ist das Größte bei meinem zehnten großen Turnier", so der Vorarlberger Robert Weber, der seit der Heim-EM 2010 bei allen Endrunden dabei war und seit Dienstagabend mit 219 Einsätzen Rekord-Feldspieler des Nationalteams ist.

Herburger: „Das bedeutet alles“

Die Mannschaft habe es auf den Punkt gebracht, so Weber zum Unentschieden. „Wir wussten, uns reicht ein Punkt. Ja, das Pferd hüpft nur so hoch, wie es muss. Das ist Wahnsinn. Das ist unbeschreiblich. Das war die ganze Zeit ein enges Spiel. Ich bin so mega stolz.“

Besonders emotional war auch der Harder Lukas Herburger. „Das bedeutet alles. Alle haben wir daran geglaubt, rundherum, das Staff, das ganze Team. Da sieht man mal, das Glaube Berge versetzen kann.“

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jubelnde Österreicher
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Tobias Wagner (Bregenz Handball) und Tormann Constantin Möstl (HC Hard) können es noch nicht ganz fassen
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Lukas Herburger und Constantin Möstl schreien ihr Glück heraus
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Bei der EM sind sieben Spieler im Einsatz, die entweder aus Vorarlberg stammen oder im Ländle spielen – wie die gebürtigen Harder Lukas Herburger und Robert Weber und der für Bregenz spielende Tobias Wagner (rechts)
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Robert Weber (zweiter von rechts) ist neuer Rekord-Feldspieler des Nationalteams
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Jubel nach der Sensation
jubelnde Österreicher
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Jubel nach der Sensation
jubelnde Österreicher, Teamchef
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Teamchef Ales Pajovic mit geballter Faust
Tormann Ralf Patrick Häusle in Aktion
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Bregenz-Tormann Ralf Patrick Häusle im Einsatz gegen Spanien
Abklatschen mit Gegner Spanien
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Die Österreicher schickten die Favoriten aus Spanien nach Hause

Sieben „Vorarlberger“ dabei
Bei der EM sind mit Robert Weber, Constantin Möstl, Boris Zivkovic, Lukas Herburger, Tobias Wagner, Ralf Patrick Häusle und Markus Mahr sieben Spieler im Einsatz, die entweder aus Vorarlberg stammen oder bei den Vorarlberger Bundesligisten Hard und Bregenz im Einsatz sind.

„Mit Abstand das Schönste, das ich je erlebt habe“

Auch Tormann Constantin Möstl, in der Liga für Hard im Einsatz, jubelte: „Das ist mit Abstand das Schönste, das ich jemals erlebt habe“, jubelte der 23-Jährige, der im dritten Endrundenspiel seiner Karriere in der ersten Hälfte einige wichtige Bälle entschärfte, nach einem wahren „Gefühlskarussell“.

„Ich bin überglücklich, wir haben einfach Spanien rausghaut und als Österreich die Todesgruppe überstanden. Janko (Bozovic) ist ein harter Hund, der Ball war ins Kreuzeck. Solche Glücksgefühle hatte ich, glaube ich, noch nie", so Möstl. „Jetzt ist alles möglich“, meinte der angesprochene Bozovic, der den entscheidenden Ball im Finish versenkt hatte.

Handball-EM: Österreich überraschend weiter

Österreichs Handballer haben bei der EM in Deutschland gegen den haushohen Favoriten Spanien ein Unentschieden geschafft. Das Nationalteam erreicht somit die Hauptrunde.

Spanien aus dem Turnier geworfen

In einer der schwersten Vorrundengruppen holten die Österreicher zwei Remis gegen die Weltklasseteams Kroatiens und Spaniens, Letztere warf man am Dienstag sogar aus dem Turnier. Vier Tage nach dem Auftaktpflichtsieg über Rumänien bzw. zwei nach dem ersten Highlight, dem 28:28 gegen Kroatien, hatte das österreichische Team das scheinbar Unmögliche möglich gemacht.

Seit dem 37:37-Remis gegen Island bei der Heim-EM 2010 hatte Österreich bei einer der dazwischen acht Endrunden nicht mehr über einen Punktgewinn gegen einen deutlich favorisierten Gegner jubeln dürfen – nun brachte man dieses Kunststück innerhalb von 48 Stunden gleich zweimal zuwege.

Stets auf Messers Schneide

Die Partie gegen Spanien stand stets auf des Messers Schneide, Österreich glänzte aber nicht nur mit starker Defensivarbeit, sondern gerade im Angriff auch Ruhe und Köpfchen. „Emotionen, Kampf, aber auch der Kopf waren da“, lobte Teamchef Ales Pajovic, „in den schweren Minuten gegen Kroatien, aber auch Spanien sind wir cool geblieben“.

In Mykola Bilyk hatte das Team gerade in der zweiten Hälfte einen Leader, der die Situationen mehrmals erfolgreich im Alleingang löste. „Er hat das Szepter in die Hand genommen“, lobte Möstl, Österreichs Kapitän selbst stellte die Mannschaftsleistung in die Auslage. Vieles sei möglich, „wenn man alles reinhaut, wenn man als Team auftritt und dran glaubt, auch als kleine Nation, vielleicht nicht mit den größten Namen“, erklärte Bilyk – weitere Details zum Spiel bei sport.ORF.at.

Herburger: „Haben viel lernen dürfen“

Abwehrchef Lukas Herburger dachte an diesem Abend auch an die Vergangenheit, in der es nicht immer rund gelaufen war. Etwa vor zwei Jahren bei der EM in der Slowakei und Ungarn, als man sich in einer am Papier ungleich leichteren Vorrundengruppe mit Deutschland, Polen und Weißrussland nach einem glatten „Nuller“ verabschieden musste. „Wir haben in den vergangenen Jahren viel lernen dürfen, mussten auch Niederlagen einstecken. Ich habe das Gefühl, jetzt ernten wir das“, meinte der Harder.

Robert Weber neuer Rekord-Feldspieler

ÖHB-Sportdirektor Patrick Fölser, der an diesem Abend als Rekord-Feldspieler von Robert Weber mit dessen 219. Spiel abgelöst wurde, musste „sich zwicken. Das kannst du nicht in Worte fassen, das ist ein Wunder, dass Spanien nicht in die Hauptrunde kommt“, meinte er angesichts des erstmaligen Vorrunden-Aus’ des mehrfachen Welt- und Europameisters, der seit Einführung des aktuellen Formats 2002 immer die zweite Turnierphase erreicht hatte. Den Rekord mit den meisten Nationalspielen für Österreich hält übrigens der ehemalige Torwart Ewald Humenberger mit 246 Spielen.

„Alles ist möglich“

Für den ÖHB ist es schon jetzt eine der vier erfolgreichsten Endrunden in der Handball-Moderne, Topresultate sind die Plätze acht bzw. neun von den Heim-EMs 2020 und 2010, daneben gelang noch ein elfter Rang bei der EM 2014. Doch was ist noch möglich für die hoch motivierte Truppe?

„Wir haben Kroatien und Spanien einen Punkt abgenommen. Warum nicht auch gegen Deutschland oder Frankreich?“, gab Möstl zu Protokoll. „Es ist alles möglich. Wir müssen nur dran glauben“, bestätigte der 38-jährige Bozovic, der mit dem gleichaltrigen Weber das Oldie-Duo bildet. Der Kuwait-Legionär sprach auch die Kraftfrage an. „Wir haben sehr viel mit sieben, acht Spielern gespielt, die haben schon sehr viel Kraft verloren. Wir werden die Bank brauchen.“

Nächste Spiele in Köln

Am Mittwoch übersiedelt die Auswahl in die 20.000er-Arena von Köln, wo man weiter im Zweitagesrhythmus ab Donnerstag in Hauptrundengruppe 1 auf Ungarn, Gastgeber Deutschland (Samstag), den siebenfachen Welt- bzw. dreifachen Europameister Frankreich (22. Jänner) und Island (24. Jänner) trifft. Da Österreich auch den Punkt gegen die Kroaten „mitnimmt“, starten die beiden Teams mit je einem Punkt. Ungarn und Frankreich nehmen das Unterfangen an der Spitze mit je zwei Zählern in Angriff.