Egon Ender
Gemeindearchiv Altach
Gemeindearchiv Altach
Historisch

Die letzte Hinrichtung in Vorarlberg

Im Jahr 1947 wurde die letzte Hinrichtung in Vorarlberg vollstreckt. Der 21-jährige Altacher Egon Ender wurde am Würgegalgen hingerichtet. Er hatte das Ehepaar Giesinger in Altach brutal ermordet. Der Vorarlberger Historiker Harald Walser hat das Ereignis historisch aufgearbeitet und ein Buch veröffentlicht.

Im September 1946 erschüttert ein grausamer Doppelmord das Dorf Altach. Das junge Ehepaar Leonhard und Elisabeth Giesinger wurde brutal ermordet, ihr Haus niedergebrannt. Der Fall zog weite Kreise, nicht zuletzt, weil das Urteil gegen den Täter das letzte Todesurteil in Vorarlberg war.

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1946, 21 Jahre alt, so sieht er aus, der Doppelmörder Egon Ender
Gemeindearchiv Altach
Doppelmörder Egon Ender 1946, 21 Jahre alt
Hochzeitsfoto Giesinger
Gemeindearchiv Altach
Leonhard und Elisabeth Giesinger
Das Haus in dem das Ehepaar Giesinger wohnte
Vorarlberger Landesarchiv
Das Haus des Ehepaars Giesinger
Das abgebrannte Haus
Vorarlberger Landesarchiv
Die Brandruine

Verkohlte Leiche der schwangeren Elisabeth

In den Trümmern des abgebrannten Hauses der Giesingers fand man die verkohlte Leiche der schwangeren Elisabeth. Zwei Tage später wurde auch Leonhard Giesinger tot aufgefunden, allerdings nicht im Haus, sondern in einem Graben, versteckt unter Kürbiskraut und mit mehreren Messerstichen versehen. Die Ermittlungen führten schnell zu einem Verdächtigen: Egon Ender, ein 21-jähriger Mechaniker, der bei seiner Vernehmung die Tat gestand.

Ender lockte Giesinger in Hinterhalt

Egon Ender stammt aus einer armen Familie und hatte eine schwere Kindheit, verlassen von den Eltern, teilweise groß geworden im Armenhaus. Nach dem Krieg geriet er in schlechte Gesellschaft und begann zu stehlen. Als seine Schulden immer größer wurden und seine Geliebte sich ein Radio wünschte, setzte er einen tödlichen Plan in Gang.

Er lockte Leonhard Giesinger unter einem Vorwand in einen Hinterhalt und ermordete ihn brutal mit einem Messer. Die Leiche deckte der Täter mit Maiskraut zu. Anschließend drang er in das Haus der Giesingers ein, tötete die schwangere Elisabeth und zündete das Haus an – wohl um den Mord an Leonhard Giesinger zu vertuschen, denn dessen Frau hatte gewusst, dass ihr Mann mit Ender unterwegs gewesen war.

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Hier – mitten in Altach – stand früher das Haus des Ehepaars Giesinger. Der Täter lockte Giesinger fort, kam dann zurück und erschlug die Frau mit einem Beil, raubte das Haus aus und zündete es anschließend an.
ORF Vorarlberg
Hier – mitten in Altach – stand früher das Haus des Ehepaars Giesinger. Der Täter lockte Leonhard Giesinger fort, kam dann zurück und erschlug die Frau mit einem Beil, raubte das Haus aus und zündete es anschließend an.
Hier fand der Mord statt:  Egon Ender war mit seinem Opfer auf dem Weg nach Götzis, um dort ein Motorrad zu kaufen. Ender stach dem Opfer mit einem Messer in den Rücken.  Es kam zu einem Kampf, bei dem sich auch der Mörder verletzte. Zwei Tage später fand ausgerechnet der Bruder des Mörders die Leiche.
ORF Vorarlberg
Hier fand der Mord am 29. September 1946 statt: Egon Ender war mit seinem Opfer auf dem Weg nach Götzis, um dort ein Motorrad zu kaufen. Ender stach dem Opfer mit einem Messer in den Rücken und tötete ihn. Zwei Tage später fand ausgerechnet der Bruder des Mörders die Leiche.
Hier im Innenhof des … fand die Hinrichtung statt
ORF Vorarlberg
Hier im Innenhof des Gerichtes in Feldkirch fand die Hinrichtung statt – hier im Bild Autor Harald Walser
Autor Harald Walser
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Walser hat das Ereignis historisch aufgearbeitet

Hinrichtung im Hof des Gerichts in Feldkirch

Eine Verletzung, die sich der Mörder beim Kampf mit Leonhard Giesinger zugezogen hatte, verriet ihn später. Im Juni 1947 stand Ender vor Gericht. Trotz der Bemühungen seines Pflichtverteidigers, ein Todesurteil abzuwenden, wurde Ender des zweifachen Meuchelmordes für schuldig befunden und zum Tod durch den Strang verurteilt. Ein Gnadengesuch wurde abgelehnt. Obwohl alle sechs Verantwortlichen des Schwurgerichts eine Begnadigung wollten, stimmte das Ministerium bzw. formal der Präsident nicht zu.

Am 16. September 1947 wurde Ender im Hof des Landesgerichtes in Feldkirch hingerichtet. Es war das letzte Todesurteil, das in Vorarlberg vollstreckt wurde. Dazu reisten drei Scharfrichter aus Wien an. Ender wurde am Würgegalgen aufgehängt – eine grausame österreichische Hinrichtungsmethode, bei der die Verurteilten nicht immer gleich tot waren.

Neuerscheinung „Die letzte Hinrichtung“

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Zeitzeugen kamen zur Buchpräsentation

Der Vorarlberger Historiker Harald Walser hat die letzte Hinrichtung Vorarlbergs in einem Buch historisch aufbereitet, das Buch wurde am Montagabend präsentiert.

Buch von Harald Walser
Walser

Ihn habe dieser Doppelmord schon als Kind fasziniert, die Erwachsenen wollten nicht darüber sprechen und sein Schulweg sei direkt am Tatort vorbeigegangen, sagt Walser. „Ich wollte genau wissen, was da geschehen ist, und daraus sei dann das Buch entstanden.“ Was sich in seinen Recherchen bestätigt habe: Es war eine Einzeltat. Früher sei oft gemunkelt worden, dass Ender die Tat nicht alleine begangen habe, so Walser.

Auch viele andere Altacher bewegt die Geschichte immer noch. Zur Buchvorstellung kamen auch Zeitzeugen – wie der 92-jährige Werner Eber, der sich noch gut an die Tat erinnern kann. „Das Haus hat gebrannt und da ist der Vater vom Leonhard Giesinger immer näher heran an das brennende Haus gelaufen und hat immer wieder gerufen: Leonhard, Leonhard!“, so Eber.