Im September 1946 erschüttert ein grausamer Doppelmord das Dorf Altach. Das junge Ehepaar Leonhard und Elisabeth Giesinger wurde brutal ermordet, ihr Haus niedergebrannt. Der Fall zog weite Kreise, nicht zuletzt, weil das Urteil gegen den Täter das letzte Todesurteil in Vorarlberg war.
Verkohlte Leiche der schwangeren Elisabeth
In den Trümmern des abgebrannten Hauses der Giesingers fand man die verkohlte Leiche der schwangeren Elisabeth. Zwei Tage später wurde auch Leonhard Giesinger tot aufgefunden, allerdings nicht im Haus, sondern in einem Graben, versteckt unter Kürbiskraut und mit mehreren Messerstichen versehen. Die Ermittlungen führten schnell zu einem Verdächtigen: Egon Ender, ein 21-jähriger Mechaniker, der bei seiner Vernehmung die Tat gestand.
Ender lockte Giesinger in Hinterhalt
Egon Ender stammt aus einer armen Familie und hatte eine schwere Kindheit, verlassen von den Eltern, teilweise groß geworden im Armenhaus. Nach dem Krieg geriet er in schlechte Gesellschaft und begann zu stehlen. Als seine Schulden immer größer wurden und seine Geliebte sich ein Radio wünschte, setzte er einen tödlichen Plan in Gang.
Er lockte Leonhard Giesinger unter einem Vorwand in einen Hinterhalt und ermordete ihn brutal mit einem Messer. Die Leiche deckte der Täter mit Maiskraut zu. Anschließend drang er in das Haus der Giesingers ein, tötete die schwangere Elisabeth und zündete das Haus an – wohl um den Mord an Leonhard Giesinger zu vertuschen, denn dessen Frau hatte gewusst, dass ihr Mann mit Ender unterwegs gewesen war.
Hinrichtung im Hof des Gerichts in Feldkirch
Eine Verletzung, die sich der Mörder beim Kampf mit Leonhard Giesinger zugezogen hatte, verriet ihn später. Im Juni 1947 stand Ender vor Gericht. Trotz der Bemühungen seines Pflichtverteidigers, ein Todesurteil abzuwenden, wurde Ender des zweifachen Meuchelmordes für schuldig befunden und zum Tod durch den Strang verurteilt. Ein Gnadengesuch wurde abgelehnt. Obwohl alle sechs Verantwortlichen des Schwurgerichts eine Begnadigung wollten, stimmte das Ministerium bzw. formal der Präsident nicht zu.
Am 16. September 1947 wurde Ender im Hof des Landesgerichtes in Feldkirch hingerichtet. Es war das letzte Todesurteil, das in Vorarlberg vollstreckt wurde. Dazu reisten drei Scharfrichter aus Wien an. Ender wurde am Würgegalgen aufgehängt – eine grausame österreichische Hinrichtungsmethode, bei der die Verurteilten nicht immer gleich tot waren.
Neuerscheinung „Die letzte Hinrichtung“
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Zeitzeugen kamen zur Buchpräsentation
Der Vorarlberger Historiker Harald Walser hat die letzte Hinrichtung Vorarlbergs in einem Buch historisch aufbereitet, das Buch wurde am Montagabend präsentiert.
Ihn habe dieser Doppelmord schon als Kind fasziniert, die Erwachsenen wollten nicht darüber sprechen und sein Schulweg sei direkt am Tatort vorbeigegangen, sagt Walser. „Ich wollte genau wissen, was da geschehen ist, und daraus sei dann das Buch entstanden.“ Was sich in seinen Recherchen bestätigt habe: Es war eine Einzeltat. Früher sei oft gemunkelt worden, dass Ender die Tat nicht alleine begangen habe, so Walser.
Auch viele andere Altacher bewegt die Geschichte immer noch. Zur Buchvorstellung kamen auch Zeitzeugen – wie der 92-jährige Werner Eber, der sich noch gut an die Tat erinnern kann. „Das Haus hat gebrannt und da ist der Vater vom Leonhard Giesinger immer näher heran an das brennende Haus gelaufen und hat immer wieder gerufen: Leonhard, Leonhard!“, so Eber.